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Potsdam-Mittelmark: Zu große Schrift auf dem Stimmzettel

Vor der Wahl in Michendorf wurde ein neuer Druckfehler entdeckt. Es ist der gleiche wie in Stahnsdorf

Michendorf / Stahnsdorf - Michendorf wird seine Sorgen um die Kommunalwahl nicht los. Nachdem die Abstimmung im Mai bereits wegen eines Druckfehlers auf den Stimmzetteln abgesagt werden musste, ist nun wenige Tage vor dem neuen Wahltermin am Sonntag ein neuer Fehler entdeckt worden. Wie Michendorfs Wahlleiterin Bettina Krämer den PNN bestätigte, seien Geburtsdatum und Tätigkeit des Langerwischer FDP-Kandidaten Mario Kempa größer gedruckt worden als bei den anderen 109 Kandidaten zur Gemeindevertreterwahl. Einen Grund, die Wahl erneut zu verschieben, sieht sie aber nicht.

Michendorf werde am Wahltermin, dem 6. Juli, festhalten, sagte Krämer. Der neue Druckfehler habe anders als der alte keine Folgen. Wie berichtet war vor der eigentlich am 25. Mai angesetzten Wahl aufgefallen, dass der Name eines Kandidaten auf dem Stimmzettel komplett verschwunden war. Nun stehen alle drauf, wenn auch mit einem Druckfehler beim Kandidaten Kempa. Um einen halben Schriftgrad größer seien seine Angaben zu Geburt, Wohnort und Beruf gedruckt worden. „Es ist kein entscheidender Mangel“, erklärte Wahlleiterin Krämer. Wie es zu dem Fehler kam, sei noch unklar. Die Schuld trage letztlich die Verwaltung, weil der Fehler vor der Druckfreigabe erneut nicht aufgefallen sei.

Bislang liegen der Michendorfer Wahlleiterin keine Einsprüche vor. Es habe bereits Gespräche mit der Kommunalaufsicht und der Kreiswahlleitung gegeben. Die Wahl könne stattfinden. Sollte es hinterher Einsprüche geben, müssten sich dann die neu gewählten Gemeindevertreter damit befassen, so Krämer.

Bekannt wurde der erneute Druckfehler durch einen aufmerksamen Michendorfer. In einer E-Mail an die PNN wies er auf weitere vermeintliche Fehler hin. Demnach sei auf den Wahlscheinen zur Briefwahl noch der alte Wahltag zu lesen. Auch in der Bekanntmachung der Wahlvorschläge sei der 25. Mai und nicht der 6. Juli verzeichnet. Zudem habe die Wählervereinigung FBL/UWG auf ihren Wahlwerbezetteln mit Wappen der Michendorfer Ortsteile geworben – ein Verstoß gegen die Wahlordnung.

Der Verstoß, so sagte Wahlleiterin Krämer, sei bereits mit einem Bußgeld geahndet worden. Sie verteidigte auch die alten Wahlscheine und Bekanntmachungen. Um Geld zu sparen, sei das Material erneut verwendet worden. Gleichzeitig wurden alle Michendorfer über das Amtsblatt und öffentliche Aushänge über den neuen Wahltermin informiert.

Dass Michendorf kein Einzelfall in Sachen Wahlpannen ist, zeigt das Beispiel Stahnsdorf. Wie berichtet war es auch dort zu einem ähnlichen Druckfehler gekommen: Der Name des Bürgermeisters Bernd Albers war als einziger auf den Stimmzetteln werbewirksam vergrößert. Zudem war im Gegensatz zu anderen Gruppierungen die Kurzbezeichnung von Albers’ Wählervereinigung „Bürger für Bürger“ um eine Zeile nach unten verrutscht. Entdeckt wurde das erst nach der Wahl. Wahlleiter Steffen Weickert legte daraufhin Einspruch ein.

Wie es in Stahnsdorf zu der Panne kommen konnte, ist auch sechs Wochen später noch unklar. Auch in der Gemeindevertretersitzung am Mittwochabend blieb Weickert eine Erklärung schuldig. Auf Nachfrage der Gemeindevertreter verwies er auf den Wahlprüfungsausschuss. Erst in dessen öffentlicher Sitzung am 28. August wolle er Stellung nehmen.

„Ich will der Diskussion im Wahlprüfungsausschuss nicht vorgreifen“, so Weickert. Die Frage des Güterfelder Wir-Vier-Politikers Dietrich Huckshold, wann ihm der Fehler aufgefallen sei, beantwortete Weickert nicht. Auch in einer Anfrage der PNN verwies Rathaussprecher Stephan Reitzig auf den Ausschuss.

Das Gremium könnte den Stahnsdorfer Gemeindevertretern nach Prüfung der Stimmzettel sogar eine Neuwahl empfehlen – zumal bereits das Gerücht die Runde macht, der Wahlleiter habe vor der Wahl von der Panne gewusst. CDU-Fraktionschef Daniel Mühlner fordert deshalb umfassende Aufklärung: „Wir wollen wissen, wie es dazu kommen konnte und wer zu welchem Zeitpunkt was gewusst hat.“ Auch Rosemarie Kaersten (Linke) wünscht, die Vorwürfe schnellstmöglich zu klären.

Welche Wirkung die Größe von Schriftzeichen auf den Menschen haben kann, hat die Wissenschaft bereits erforscht: Laut einer Studie von Psychologen der Humboldt-Universität Berlin und der Uni Göttingen erzielen Wörter mit steigender Schriftgröße eine höhere Aufmerksamkeit. Ob das auch für den Michendorfer Stimmzettel gilt, können die Wähler dort am Sonntag selbst entscheiden.

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