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Sport: „… dann macht’s bums“

Michael Schumacher kollidiert mit Nick Heidfeld

Nach Formel-1-Rennen pflegt Michael Schumacher seinen Siegersekt zu trinken und seinen Pokal an sich zu nehmen. Nicht so an diesem Sonntag. Da hatte der Weltmeister weder eine Sektflasche noch einen Pokal vor sich, sondern einen Sportkommissar. Dem sollte er erklären, was sich in jener 43. Runde ereignet hatte, in der er nach einer Kollision mit dem BMW-Williams-Piloten Nick Heidfeld ausgeschieden war. Also erzählte Schumacher, während der Sieger des Rennens, Giancarlo Fisichella, die Sektflasche köpfte.

Schumacher war von ganz hinten gestartet, weil er in der Qualifikation vom Regen überrascht worden war. Als er in der 43. Runde gerade aus der Box kam, lag er immerhin schon auf Platz acht. Nick Heidfeld war direkt hinter ihm und wollte seine Chance nutzen und setzte zu einem Überholmanöver an. Über die weiteren Geschehnisse hatten beide Protagonisten eine durchaus unterschiedliche Meinung. „Meine Position ist die, dass ich Nick im Spiegel hinter mir sehe und natürlich weiß, dass er es gerne versuchen würde, innen zu überholen“, teilte Schumacher mit. „Aber in meinen Augen mache ich auch recht deutlich klar, dass ich das nicht möchte – er kann gern die Außenlinie nehmen.“

Konkret zog Schumacher kurz vor der Kurve nach innen und ließ Heidfeld so wenig Platz, dass er auf das Gras ausweichen musste. Irgendwann habe Schumacher Heidfeld dann nicht mehr im Spiegel sehen können: „Ich guck in den Spiegel, wo ist er, wo ist er, sehe ihn nicht, lenke ein – und dann macht’s bums.“ Kritisieren wollte er seinen Landsmann aber nicht: „Nick war vielleicht ein wenig zu optimistisch, aber man kann ihm nicht zum Vorwurf machen, dass er optimistisch ist. Es gibt es keinen eindeutig Schuldigen.“

Nick Heidfeld sah das zumindest kurz nach dem Rennen ein wenig anders. „Er hat mir einfach die Tür zugemacht“, schimpfte der BMW-Williams-Pilot im ersten Ärger, um danach ruhiger zu erklären: „Ich denke, dass mein Verhalten in Ordnung war. Michael kam nach seinem Boxenstopp nicht sehr gut aus der ersten Schikane heraus. Ich fuhr neben ihn und hätte ihn ausbremsen können, aber er ließ mir absolut keinen Platz und drängte mich aufs Gras, wo man natürlich nicht bremsen kann.“ BMW-Motorsportdirektor Mario Theissen hielt die Aktion für „unglücklich und angesichts der Rennsituation auch für unnötig“. So sah es auch die Rennleitung, die die Angelegenheit als normalen Rennunfall einstufte.

Schumachers Frust über den Saisonauftakt hielt sich allerdings in Grenzen. Der zweite Platz seines Teamkollegen Barrichello machte ihm Mut. „Für mich persönlich war es zwar ein völlig verkorkstes Wochenende, aber ich nehme auch sehr viel Positives mit“, sagte der siebenmalige Weltmeister. „Schließlich sind wir hier letztlich mit einem Vorjahresauto angetreten und trotzdem konkurrenzfähig gewesen. Ich hatte uns eigentlich weiter hinten eingeschätzt.“ Es passiert nicht oft, dass sich Michael Schumacher an einem Wochenende zweimal verschätzt.

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