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Sport: ...und die Thekenbar-Strategie - der Berliner ist Spezialist für Segel-Coups

Mit Überraschungs-Coups hat Stefan Meister seine Erfahrungen. Als er vor vier Jahren Weltmeister im H-Boot wurde, hatte er die WM-Teilnahme mehr als "Spaß" nebenbei betrachtet.

Mit Überraschungs-Coups hat Stefan Meister seine Erfahrungen. Als er vor vier Jahren Weltmeister im H-Boot wurde, hatte er die WM-Teilnahme mehr als "Spaß" nebenbei betrachtet. Doch bei schwachem Wind herrschten optimale Bedingungen für die leichte Crew, die überraschend den Titel errang. Eine gezielte Vorbereitung hatte nicht stattgefunden, Stefan Meister war zuvor nur sporadisch mit dem H-Boot gesegelt. Sein unkonventionelles Erfolgsrezept, um weniger über Chancen nachdenken zu müssen: "Seit wir nach dem dritten Rennen in Führung lagen, waren wir abends immer die Letzten an der Bar."

Gebracht hat der unerwartete Erfolg vor allem eins: Selbstvertrauen. Schon kurz darauf errang der Lichtenberger, der 14-jährig auf die Kinder- und Jugendsportschule Köpenick kam, den ersten seiner insgesamt vier deutschen Meistertitel in der 470er-Klasse. Dort war er zu Beginn des letzten Jahres noch Zehnter der Weltrangliste und schien sein Metier gefunden zu haben. Doch dann schnitt der Segler vom Yachtklub Berlin-Grünau bei Welt- und Europameisterschaften nicht gut ab und fiel aus der Sporthilfe. Zudem wurde die Crew auseinandergerissen, da sein Vorschoter verletzungsbedingt aufhörte. Auch der Aufwand wurde Stefan Meister zu viel. "In dieser Bootsklasse müsste man jeden Tag trainieren, um ganz vorne dabei zu sein." Das lässt sein Studium derzeit jedoch nicht zu. Der Diplom-Ingenieur für Gerätetechnik will im nächsten Sommer mit der Diplomarbeit in Physik sein zweites Studium abschliessen. Daher besteht das Trainingspensum derzeit nur aus Fitness-Übungen und den Wettkämpfen.

Nach dem abrupten Ende der 470er-Karriere ist also eine Neuorientierung gefragt. Denn: "Ganz aufhören kann man ja nicht." Noch schwankt der Berliner ein wenig zwischen Soling und Match Race. In letzterer Disziplin wurde er in diesem Jahr immerhin Dritter bei der Deutschen Meisterschaft. Grund genug für den ausrichtenden Verein Seglerhaus am Wannsee, ihn zu der 8. Berliner Match Race-Regatta einzuladen, in der gestern die ersten Wettfahrten auf dem Wannsee stattfanden. In der hochkarätig besetzten Konkurrenz mit zwölf Teams aus neun Ländern ist Stefan Meister der einzige Berliner. Ein erfolgreiches Abschneiden würde die Wahl des künftigen sportlichen Betätigungsfeldes gewiß erleichtern.

Allerdings sei das Teilnehmerfeld "supergut". Die Konkurrenz betreibt ihren Sport meist professionell. Ergo sieht sich der 29-Jährige diesmal in der Außenseiterrolle. Mit dem Gewinn der Weltmeisterschaft hat er allerdings bewiesen, dass er Unmögliches möglich machen kann. Doch der Trick mit der Bar, verrät er lachend, der funktioniere nicht immer. Daher möchte er mit seinen Vorschotern Philipp Semmer und Gunter Ernst auf dem Wannsee in erster Linie Weltranglistenpunkte sammeln. Bisher liegt er nach drei von acht gewerteten Regatten auf Rang 182. Gestern gelang ein Schritt auf dem Weg nach oben, denn nach fünf Wettfahrten hatte er den Sprung unter die besten Sechs geschafft. Gelingt ihm am Ende ein erneuter Überraschungs-Coup?

Martin Scholz

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