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© dpa

0:2 auf Schalke: Hertha verliert vollends die Fassung

Und dann trifft auch noch Kuranyi - im Abseits stehend. Hertha BSC gelingt auch auf Schalke nicht die Wende. Das Spiel geht 0:2 verloren, Janker sieht Gelb-Rot.

Streng genommen ist die 100 auch nur eine Zahl, aber ein bisschen besonders ist sie natürlich schon. Man könnte bei Kevin Kuranyi nachfragen, dem Stürmer des FC Schalke 04, der drei Wochen auf sein 100. Bundesligator gewartet hat und den das große Ziel von Spiel zu Spiel mehr verkrampfen ließ. Für die Fans von Hertha BSC war das ein bedrohliches Zeichen. Weil in dieser Saison alles schief läuft, was schief laufen kann, haben sie wahrscheinlich schon damit gerechnet, dass Kuranyi gegen ihre Mannschaft zum 100. Mal treffen würde. So kam es, natürlich. Nachdem sich der Berliner Fußball-Bundesligist eine Stunde lang mit allen zur Verfügung stehenden Mitteln gewehrt hatte, brachte der frühere Nationalstürmer seine Mannschaft in Führung und leitete damit den 2:0-Sieg für die Schalker ein. Doch der Treffer hätte nicht zählen dürfen: Kuranyi hatte im Abseits gestanden.

„Mich schmerzt am meisten der individuelle Fehler des Schiedsrichters“, sagte Herthas Manager Michael Preetz über die wohl entscheidende Szene des Spiels. Nach einer abgewehrten Ecke kam der Ball zurück in den Berliner Strafraum, Marcelo Bordon köpfte über Torhüter Jaroslav Drobny hinweg, und Kuranyi musste den Ball nur noch mit dem Kopf über die Linie drücken. Damit auch jeder der 60.801 Zuschauer in der Arena sehen konnte, dass der Treffer nicht regelgerecht zustande gekommen war, wurde die Wiederholung auf der Videoleinwand genau in dem Moment eingefroren, in dem der Ball den Kopf von Bordon verließ.

Wenn es für die Berliner nicht so dramatisch wäre, könnte man fast darüber lachen, dass der Schiedsrichter gestern Knut Kircher hieß – so wie im Frühjahr im Wolfsburg, als er Hertha ein regelgerechtes Tor verweigerte. Die Berliner verloren 1:2, und vielleicht hat dieses Spiel in der vorigen Saison die Meisterschaft entschieden. Gestern entschied Kirchers Fehler immerhin das Spiel. Bis zum 0:1 hatte Hertha den Gegner ganz gut im Griff. „Die Mannschaft ist sehr gut aufgetreten“, sagte Trainer Friedhelm Funkel. „Sie hat sehr diszipliniert gespielt.“

In der Arena trafen zwei Teams aufeinander, deren Stärken nicht gerade in der Gestaltung eines Spiels liegen. Den Berlinern als Tabellenletztem ist es nicht vorzuwerfen, dass sie wenig wollten: Sie beschränkten sich auf die Organisation der Defensive und machten das ordentlich. Weil die Schalker nicht konnten, wie sie wollten, passierte fast 20 Minuten gar nichts. Für ihre erste Chance benötigten die Hausherren sogar Herthas Hilfe. Nach einem Querschläger von Nemanja Pejcinovic scheiterte Kuranyi an Torhüter Drobny. Es war der Beginn einer kurzen Phase, in der es wenigstes etwas aufregend wurde. Lukas Schmitz verfehlte mit einem abgefälschten Schuss knapp das Berliner Tor, gleich darauf setzte sich Kuranyi gegen Christoph Janker durch, setzte den Ball aber per Kopf knapp am Pfosten vorbei.

Herthas Trainer Funkel hatte vor dem Spiel gesagt, dass seine Mannschaft im Kampf gegen den Abstieg auch einmal einen Sensationssieg brauche. Doch dafür taten die Berliner in der ersten Halbzeit zu wenig. Vielleicht fehlte ihnen auch das Selbstvertrauen, um den Weg in die Spitze zu suchen. Einmal sprintete Raffael entschlossen in eine Kontersituation, verpasste den richtigen Moment zum Abspiel, brach ab und verlor schließlich den Ball. In der 58. Minute brachten die Berliner den ersten Ball aufs Schalker Tor: Es war ein Freistoß von Patrick Ebert aus stattlicher Distanz. Gleich darauf fiel das 1:0.

„Nach dem Tor ist alles zusammen gebrochen“, sagte Mittelfeldspieler Maximilian Nicu. Funkel reagierte nach dem Rückstand, brachte Adrian Ramos, der kurz nach seiner Einwechslung die beste Chance zum Ausgleich vergab. Einen Flankenball von Lukasz Piszczek wurschtelte der Stürmer frei vor dem Tor über die Latte. Es passte in Herthas traurige Situation, genauso wie der Platzverweis, den sich Janker fünf Minuten vor Schluss für ein Foul im Mittelfeld einhandelte. Der letzte Schlag ereilte Hertha in der Nachspielzeit, als Kircher nach einem Foul von Steve von Bergen gegen Vicente Sanchez auf Elfmeter entschied. Zumindest an dessen Berechtigung gab es keinen Zweifel. Rafinha verwandelte zum 2:0.

Mit der Niederlage hat Hertha eine bemerkenswerte Serie fortgeschrieben. 14 Bundesligaspiele warten die Berliner jetzt auf einen Sieg. Bis Weihnachten trifft die Mannschaft noch auf Leverkusen und Bayern München. Doch selbst wenn Hertha beide Spiele gewinnt – der Vierte der Vorsaison überwintert auf jeden Fall auf dem letzten Platz.

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