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Das sah nicht gut aus für Bremen. Samuel Eto'o trifft unter Tim Wiese hinweg ins Tor.

© Reuters

0:4-Klatsche in San Siro: Bremen von Inter vorgeführt

Bremens Zwischenhoch ist nur von kurzer Dauer. Nach dem Bundesliga-Sieg im Nordderby gegen den HSV hat Werder in der Champions League bei Inter Mailand nicht den Hauch einer Chance.

Ganz oben im blauen Block des gewaltigen Giuseppe-Meazza-Stadions waren die 600 mitgereisten grün-weißen Anhänger untergebracht. Viel weiter weg vom Geschehen können Zuschauer in der imposanten Spielstätte im Mailänder Stadtteil San Siro nicht sitzen, aber ausnahmsweise haben das etliche Fans aus Bremen an diesem lauwarmen Abend in der Lombardei irgendwann gar nicht mehr als Nachteil empfunden. Denn bei näherer Betrachtung ergab sich ja streckenweise ein grauenhaftes Bild, dass der arg ersatzgeschwächte Bundesligist in der Champions League abgab. Im Grunde chancenlos quittierten die Norddeutschen eine 0:4 (0:3)-Niederlage, die schon Züge einer internationalen Lehrstunde aufwies. Das vom Spanier Rafael Benitez befehligte Inter-Starensemble kam beinahe mit spielerischer Leichtigkeit zu den Toren von Samuel Eto’o (21., 27., 81.) und Wesley Sneijder (34.).

Die Hanseaten sind in der Gruppe A nun mit nur einem Punkt aus zwei Spielen gewaltig unter Druck geraten sind. Die nächsten beiden Partien gegen Twente Enschede (20. Oktober und 2. November) werden Werders Wegweiser in der Champions League. Ein Weiterkommen wird den Bremern nur in Bestbesetzung gelingen – Werders wichtigste Erkenntnis dieser lehrreichen Dienstreise. Neben den seit Wochen am Knie verletzten Naldo und Sebastian Boenisch fehlten auch noch Clemens Fritz, Kapitän Torsten Frings und Sturmführer Claudio Pizarro – Ausfälle, die Werder in der Summe beim Titelverteidiger nicht zu kompensieren wusste. Vorstandschef Klaus Allofs hatte ein "Über-sich-Hinauswachsen" empfohlen, doch die Verlegenheitself zog es nach einem starken Beginn vor, auf Tauchstation zu gehen.

Anfänglich hatte Hugo Almeida mit einem Heber und einem Fernschuss tatsächlich zwei gute Gelegenheiten besessen, doch diesen positiven Ansätzen vorne standen haarsträubende, ja hanebüchene Fehler hinten gegenüber. Beim 0:1 durch den gefeierten Publikumsliebling Eto’o vertändelte der in die Anfangself rotierte Däne Daniel Jensen das Spielgerät leichtfertig, beim 2:0 durch den 29-jährigen Ausnahmestürmer aus Kamerun sah der Österreicher Sebastian Prödl mal wieder denkbar schlecht aus. Und als Eto’o sich als Vorlagengeber betätigte, hob der ansonsten eifrige Aushilfsverteidiger Wesley das Abseits auf – Sneijder bedankte sich mit dem 3:0. Es war übrigens bereits das 23. Gegentor, dass die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf im zehnten Pflichtspiel dieser Saison kassierte.

Viel zu viele Bremer wirkten zu limitiert in ihrem Bemühen, gerade jene, denen großes Potenzial zu bescheinigen ist: Marko Arnautovic wollte an alter Wirkungsstätte ebenso wenig gelingen wie dem von den Italienern doch so gefürchteten Nationalspieler Marko Marin. "Individuell ist Inter auf jeder Position stärker als wir", hatte Abwehrchef Per Mertesacker zuvor gesagt, "wir müssen Kampfgeist und Charakterstärke in die Waagschale werfen." Diese Eigenschaften waren dem Schaaf-Team – im Gegensatz zu manchem Totalversagen im Liga-Alltag – gar nicht abzusprechen, doch ursächlich mangelte es eher an Qualität und am Können.

Symbolisch dafür stehen die Schnelligkeitsdefizite des 33-jährigen Mikael Silvestre, der gegen seinen elf Jahre jüngeren Landsmann Jonathan Biabiany im Sprintduell wie mit Blei beladen wirkte. Der kurz vor Transferschluss geholte Linksverteidiger ist jedenfalls keine Hilfe, wenn Werder anspruchsvolle Aufgaben in der Champions League meistern will. Das letzte Bild gehörte kurz vor Schluss noch einmal Eto’o, der Wiese spielend leicht umkurvte und zum 4:0 einschob.

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