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Österreichische Überlegenheit. Mats Hummels wird von zwei Gegenspielern in die Zange genommen.

© REUTERS/LEONHARD FOEGER

Trainerwechsel-Effekt erstmal verpufft: 0:2 – Die DFB-Elf verliert auch gegen Österreich

Die deutsche Fußball-Nationalmannschaft kassiert unter Bundestrainer Julian Nagelsmann ihre zweite Niederlage in Folge. In Wien unterliegt sie den Österreichern mit 0:2.

Die erste Hälfte der ersten Hälfte neigte sich ihrem Ende zu, da erreichte die Stimmung im Wiener Ernst-Happel-Stadion einen ersten Höhepunkt. „Wer nicht wippt, der ist ein Piefke“, sangen die Fans der Heimmannschaft. Oder: „Immer wieder, immer wieder, immer wieder Österreich.“ Und die Piefkes, also die Gäste aus Deutschland? Stürzten von einer Verlegenheit in die nächste.

Das freundschaftliche Länderspiel, wie es in Österreich heißt, ist in Wirklichkeit ein Duell mit Derbycharakter. Bei den Österreichern standen am Dienstagabend nicht nur zehn Profis in der Startelf, die in der deutschen Bundesliga spielen oder gespielt haben; die Mannschaft wird auch von einem Trainer aus Deutschland angeleitet. Und nichts hat sich Ralf Rangnick vermutlich sehnlicher gewünscht als einen Sieg gegen sein Heimatland.

Sein Wunsch ging in Erfüllung. 2:0 (1:0) hieß es am Ende für Rangnicks Österreicher. „O, wie ist das schön“, sang das Happel-Stadion schon eine Viertelstunde vor Schluss, kurz nachdem das zweite Tor gefallen war. Für die Deutschen hingegen ist das ohnehin missvergnügliche Jahr maximal missvergnüglich zu Ende gegangen.

Die Nationalmannschaft kassierte ihre zweite Niederlage nacheinander – und Leroy Sané zu Beginn der zweiten Hälfte nach einer Tätlichkeit die Rote Karte. Auch das ein Ausdruck für das angekratzte Nervenkostüm des Teams wenige Monate vor der EM im eigenen Land. Der Effekt des Trainerwechsels von Hansi Flick zu Julian Nagelsmann ist schneller verpufft als gedacht.

„So wirst du nicht erfolgreich“, sagte Ilkay Gündogan, der Kapitän der deutschen Nationalmannschaft, im ZDF. „Schlechter kann es gerade nicht sein. Vielleicht ist es der einzige positive Aspekt.“ Es sei bitter, „dass wir jetzt drei, vier Monate mit den negativen Ergebnissen leben müssen. Jeder Einzelne muss sich klar werden, was er machen kann, um optimal Leistung zu bringen.“

Bundestrainer Nagelsmann hatte nach der Niederlage gegen die Türkei drei Änderungen vorgenommen: Mats Hummels (für Benjamin Henrich), Leon Goretzka (für Joshua Kimmich) und Serge Gnabry (für Florian Wirtz) rückten neu ins Team. Kai Havertz blieb in der Mannschaft und spielte erneut auf der linken Seite, diesmal allerdings eher als Schienenspieler vor einer Dreierkette.

Ich war auch ein bisschen überrascht von deren Leistung.

Marcel Sabitzer, österreichischer Nationalspieler, über den Auftritt der Deutschen

Nagelsmanns Grundordnung war wieder ein Fall für Absolventen der Hohen Taktikschule: asymmetrisch, höchst komplex, maximal verwirrend – auch für die eigenen Spieler, wie es schien. Von Wiedergutmachung für die Niederlage gegen die Türkei konnte keine Rede sein.

Als Niklas Füllkrug, Deutschlands Mittelstürmer, in der 17. Minute zum ersten Mal überhaupt an den Ball kam, hatten die Österreicher bereits drei glänzende Chancen gehabt. Die erste schon unmittelbar nach dem Anpfiff, als Antonio Rüdiger am eigenen Strafraum einen halsbrecherischen Fehlpass spielte. Immerhin bügelte er seinen Fehler umgehend wieder aus und lenkte den Schuss von Christoph Baumgartner zur Ecke.

Es war keineswegs so, dass die Österreicher immer so hoch attackierten wie zu Beginn. Zeitweise ließen sie die Deutschen machen, lockten sie, um dann in den Raum hinter der letzten Kette zu gelangen. Zweimal funktionierte das perfekt, doch beim ersten Mal setzte Michael Gregoritsch den Ball am Tor vorbei, beim zweiten Mal verhinderte Torhüter Kevin Trapp mit einem glänzenden Reflex das 1:0 der Hausherren.

Das fiel dann nach einer guten halben Stunde. Und auch in dieser Szene war es nicht allzu kompliziert für die Österreicher. Marcel Sabitzer wackelte Jonathan Tah im Strafraum aus und traf dann ins kurze Eck. Rangnick feierte das Tor mit geballten Fäusten. Auch Nagelsmann war das eine oder andere Mal tobend an der Seitenlinie zu beobachten. Aus anderen Gründen allerdings.

Bei seiner Mannschaft lief auch offensiv nicht allzu viel zusammen. „Ich kann mich kaum an eine Torchance von denen erinnern“, sagte Sabitzer im ORF. „Ich war auch ein bisschen überrascht von deren Leistung.“ Nicht nur Füllkrug, auch Sané und Gnabry fanden kaum statt. Zur zweiten Hälfte reagierte Nagelsmann und brachte Thomas Müller für Füllkrug.

Besser wurde es nicht. Erst recht nicht nach dem Platzverweis in der 49. Minute. Sané hatte dem Mainzer Philipp Mwene an den Hals und ins Gesicht gegriffen und ihn dann zu Boden gestoßen. In Unterzahl mühten sich die Deutschen. Ernsthaft gefährden aber konnten sie die Österreicher, die mit dem 2:0 durch Baumgartner endgültig alles klarmachten, nicht mehr. Das hatten sie ja nicht mal in Gleichzahl geschafft.

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