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Alles umsonst. Raffael setzt sich gegen halb Leverkusen zur Wehr.

© dpa

1:1 in Leverkusen: Hertha ist abgestiegen

Die Konkurrenz hat wieder für Hertha gespielt - und die Berliner haben in Leverkusen auch lange geführt. Doch das Spiel endet 1:1, der Klub aus der Hauptstadt ist in der kommenden Saison nur noch zweitklassig.

Beinahe wäre doch noch alles gut gegangen, hätte es eine allerallerallerletzte Chance gegeben für Hertha BSC, am nächsten Samstag, zum Saisonfinale gegen Bayern München. Es lief schon die Nachspielzeit in der Bayarena zu Leverkusen, als der Berliner Adrian Ramos von rechts in die Mitte flankte, direkt in den Lauf von Theofanis Gekas. Der Grieche flog heran, doch er kam, wieder einmal, einen Schritt zu spät. Eine halbe Minute später war Schluss und Berlin im Fußball nur noch zweitklassig. 1:1 bei Bayer Leverkusen – ein durchaus ehrenvolles Resultat, aber es war zu wenig. Seit Samstag um 17.20 Uhr steht Herthas fünfter Abstieg aus der Fußball-Bundesliga fest. Und die gut 2500 mitgereisten Berliner Fans? Warfen kurz vor Schluss einen Böller auf den Rasen und blieben sonst friedlich. Ihr Abstiegsgesang war ein Gruß an die Zukunft: „Zweite Liga! Zweite Liga!“

Es war dieses Spiel vor 30.210 Zuschauern in der Bayarena ein Spiegelbild der gesamten Saison. So unnötig dieser Abstieg war, so rätselhaft war es, wie Hertha es schaffte, in Leverkusen nicht zu gewinnen. Als Bayer nach einer Stunde durch Manuel Friedrich den verhängnisvollen Ausgleich schaffte, hätten die Berliner schon 5:0 führen können, wenn nicht sogar müssen. „Ich kann der Mannschaft keinen Vorwurf machen, sie hat alles gegeben, aber es haben am Ende leider die Tore gefehlt“, befand Trainer Friedhelm Funkel. Sein Leverkusener Kollege Jupp Heynckes pries Hertha in den höchsten Tönen, „ich habe noch nie eine Mannschaft gesehen, die so gut spielt und absteigt“. Aber das wird schon in einer Woche niemanden mehr interessieren, wenn der FC Bayern zur Meisterfeier ins Olympiastadion kommt. Es wird für mindestens ein Jahr das letzte Erstligaspiel in Berlin sein.

Betreten, aber keineswegs am Boden zerstört, schlichen die Spieler vom Platz. Zu lange schon hatte sich angedeutet, was am Samstag Wirklichkeit wurde. „Es ist ja nicht so, dass wir keine Moral gezeigt haben“, sagte Kapitän Arne Friedrich. Er dürfte den Verein verlassen, Trainer Funkel wohl auch, aber dazu mochte am Samstag niemand Stellung nehmen. „Lassen Sie uns bitte Zeit für die Aufarbeitung, wir sind ja gerade erst mal 30 Minuten abgestiegen“, bat Manager Michael Preetz. Präsident Werner Gegenbauer eilte gleich nach dem Schlusspfiff in die Kabine und sprach tröstende Worte.

Am Ende blieb es ein Detail für Liebhaber, dass Hertha auch in Leverkusen so effizient und kühl spielte wie in jenen Tagen, die schon fast vergessen sind, obwohl sie gerade ein Jahr zurücklegen. Mit feinem Gespür für die Schönheit des Rationalen zogen die Brasilianer Raffael und Cicero das Spiel auf. Schon nach vier Minuten zirkelte Cicero den Ball aus zentraler Position aus linke Strafraumeck, direkt auf den Fuß von Gekas, der den Innenpfosten des Leverkusener Tores traf. Nationaltorhüter René Adler, der nach auskuriertem Rippenbruch sein Comeback gab, hatte dem Ball hilflos hinterhergeschaut.

Hertha spielte smart und schnell, am besten zu sehen war das beim 1:0. Raffael spielte nach einem Freistoß im Irgendwo des Mittelfelds so schnell weiter, dass die Leverkusener nicht hinterherkamen. Über Cicero gelangte der Ball auf dem linken Flügel zu Gekas, während Raffael an den Strafraum sprintete, wo er die Flanke seines griechischen Kollegen direkt mit dem rechten Fuß ins linke Eck wuchtete.

Lange war schwer zu erkennen, welche Mannschaft um einen Platz in der Champions League spielte und welche seit sieben Monaten Tabellenletzter ist. Bayer fiel wenig bis gar nichts ein gegen den von Fabian Lustenberger organisierten Sperrgürtel 40 Meter vor Herthas Tor. Chancen boten sich allein den Berlinern. Einmal war Ramos schon an Adler vorbeigedribbelt, hatte sich dabei aber den Ball zu weit vorgelegt, so dass er ihn ans Außennetz spitzelte. Ein anderes Mal rutschte Cicero vor dem leeren Tor ein paar Zentimeter an Gekas’ Querpass vorbei.

Wenn die Pfiffe des Publikums zur Pause stimulierend wirkten, dann nur auf die Berliner. Sie erspielten sich weiter Chance um Chance, die erste vergab Gekas schon nach drei Minuten, als er an einer Flanke von Ramos vorbei rutschte. Was dann passierte, bekommt man in der Bundesliga nicht oft zu sehen. Gleich zweimal binnen einer Minute tauchten Gojko Kacar und Theofanis Gekas frei vor Adler auf, und beide schafften es auf seltsame Weise nicht, den Ball ins Tor zu bugsieren.

Es war wie so oft: Hertha verschludert Chance um Chance, und das rächt sich irgendwann. Am Samstag war es nach einer Stunde soweit: Dreimal rettete Jaroslav Drobny gegen Patrick Helmes und Kroos mit famosen Paraden, aber gegen den Kopfball von Manuel Friedrich war Herthas Torhüter machtlos. Das war es. Hertha fehlte die Kraft zum Aufbäumen. Und doch wäre beinahe noch alles gut gegangen. Aber Gekas kam, wieder mal, einen Schritt zu spät.

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