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1:2 in Mainz: Historisches zum Nachdenken für Bayern München

Rekordmeister Bayern München macht mit einem 1:2 bei Aufsteiger FSV Mainz 05 seinen schlechtesten Saisonstart seit 43 Jahren perfekt. "Wir sind sehr niedergeschlagen", sagte Vorstands-Chef Karl-Heinz Rummennigge.

Die Statistiker hatten es schnell herausgefunden: Der FC Bayern München hat den schlechtesten Start in die Fußball-Bundesliga seit 43 Jahren absolviert. Nur zwei Punkte in drei Spielen, trotzdem wollte Trainer Louis van Gaal keine „emotionale Entscheidung“ treffen, ob die desaströse Kurzzeitbilanz irgendwelche personellen Folgen haben werde. Zunächst, sagte der Trainer nach dem 1:2 beim FSV Mainz 05, wolle er mit seinen Spielern sprechen. Aber natürlich „müssen wir noch härter und besser arbeiten“. Insbesondere die erste Halbzeit im Mainzer Bruchwegstadion dürfte den Verantwortlichen des FC Bayern viel Stoff zum Nachdenken gegeben haben.

Vor allem die Hilflosigkeit mit der die Bayern – wie erwartet ohne den verletzten Franck Ribéry – das Spiel bis zur Pause über sich ergehen ließ, dürfte Trainer van Gaal erzürnt haben. Stürmer Miroslav Klose sagte: „Wir wollten, wir wollten, aber irgendwo hapert’s.“

Etwa im Mittelfeld. Und so hatte zunächst nur Mario Gomez eine Torchance. Schwung in das Bayern-Spiel kam erst mit der Einwechslung von Ivica Olic in der 38. Minute. Thomas Müller war bereits fünf Minuten zuvor anstelle des schludrigen Hamit Altintop aufs Feld geschickt worden. Olic und Müller gehörten zu den besten Münchnern, das einzige Tor für den FC Bayern München köpfte aber ein Mainzer unmittelbar nach der Pause: Innenverteidiger Nikolce Noveski. Der Vorstandsvorsitzende des FC Bayern, Karl-Heinz Rummenigge, bewertete die Blamage von Mainz mit den Worten: „Das ist keine Situation, die uns befriedigt, wir sind sehr niedergeschlagen.“

Jubel herrschte hingegen bei Mainz 05. „Wir waren heute einfach besser“, sagte Klubchef Harald Strutz. Und irgendwie kam der Jurist „aus dem Staunen nicht mehr heraus“. Darüber, wie der erst 35 Jahre alte Trainer Thomas Tuchel innerhalb von nur drei Wochen aus der siechenden Mannschaft „eine große, verschworene Gruppe“, wie Manager Christian Heidel befand, gemacht hat. Und eine solch begeisternde erste Halbzeit, taktisch hochwertig für Fußballkenner und emotional intensiv für alle Zuschauer, hatten sie im Bruchwegstadion schon lange nicht mehr gesehen. „Wir hatten klare Laufwege gegen den Ball und waren schnell in den Zweikämpfen“, sagte Thomas Tuchel. „Ich bin sehr stolz.“

Heidel blickte noch einmal kurz zurück. Vor genau drei Wochen war die Entscheidung gefallen, den Aufstiegstrainer Jörn Andersen zu entlassen. Einen Tag später wurde Tuchel als Nachfolger präsentiert. Und im Umfeld zunächst mit großer Skepsis aufgenommen. „Da dachten doch alle, wir haben nach drei Spielen null Punkte“, sagte Heidel. Nun sind es fünf geworden, und der 18-jährige Stürmer André Schürrle meinte: „Jetzt wissen wir, was wir können.“ Umso mehr nach der taktischen Reifeprüfung gegen Bayern München im 4-1-4-1-System. Den unglücklichen Anschlusstreffer steckt das Mainzer Team auch weg, weil Torwart Heinz Müller („Ich war im umkämpften Strafraum ein Element von vielen“) den Sieg mehrfach festhielt. Die Bayern kamen in der zweiten Halbzeit auf, aber für den Ausgleich reichte es nicht.

Sechsmal in den Mainzer Erstligajahren 2004 bis 2007 hatte der damalige Trainer Jürgen Klopp versucht, gegen die Bayern zu gewinnen. Fünfmal verloren seine Mannschaften, einmal gab es ein Remis. Und dann kommt ein bescheidener Jung-Trainer daher und verschafft Mainz 05 ein unerwartetes Glücksgefühl. Sogar vom Bayern-Trainer van Gaal gab es Lob. „Mainz hat eine sehr gute erste Halbzeit gespielt“, sagte er, „das dürfen wir nicht vergessen.“

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