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© Fishing4

1:2-Niederlage: Ungeschickte Hertha verliert in Gladbach

Hertha dominiert spielerisch in Gladbach, tut aber nicht den letzten Schritt - und leistet sich einige Aussetzer. Heraus kommt eine 1:2-Niederlage.

Es gibt Nachmittage, an denen ein Fußballtrainer schon früh ahnen kann, dass der Arbeitstag kein besonders glückliches Ende nehmen wird. Herthas Trainer Lucien Favre musste gestern in Mönchengladbach schon nach einer halben Stunde ins Grübeln kommen. Nach einem langen Ball der Gladbacher kam Torhüter Jaroslav Drobny aus seinem Strafraum, sein Kollege Arne Friedrich stieg zum Kopfball hoch – und streckte den Tschechen zu Boden. Drobny spielte weiter, äußerte aber nach dem Spiel den Verdacht, sich das Nasenbein gebrochen zu haben. Nicht nur in dieser Szene stellten sich die Berliner ein wenig ungeschickt an. Trotz einer spielerisch ansprechenden Leistung verloren sie bei Borussia Mönchengladbach vor 41.814 Zuschauern 1:2 (0:1).

„Wenn wir gut spielen, verlieren wir immer“, sagte Herthas Verteidiger Steve von Bergen. „Wir sollten lieber schlecht spielen.“ Die Berliner hatten in der Tat einen erheblichen Beitrag zu einem aufregenden Nachmittag geleistet. Sie kombinierten deutlich flüssiger als vor einer Woche beim Auftaktsieg gegen Hannover, allerdings bekamen sie von den Gladbachern im Mittelfeld auch eine Menge Raum für ihr Spiel. „Die haben uns gut laufen lassen“, sagte der frühere Berliner Thorben Marx.

Ertragreich war die Dominanz allerdings nicht, weil Hertha vor dem letzten Schritt zurückschreckte. In den gegnerischen Strafraum kam die Mannschaft in der gesamten ersten Halbzeit so gut wie nie. Ein paar Weitschüsse – mehr brachte das Offensivspiel vor der Pause nicht zuwege.

Es wäre nicht weiter schlimm gewesen, wenn sich Hertha nicht immer wieder auch kleinere Aussetzer mit großen Folgen erlaubt hätte. Nach Borussias erster Ecke wurde der Ball von der Berliner Abwehr weit abgewehrt, Hertha wollte auf Abseits spielen, aber Nemanja Pejcinovic schaltete zu spät. „Es hat nicht ganz geklappt“, sagte Arne Friedrich. Nicht ganz abseits gibt es genauso wenig wie ein bisschen schwanger. Tobias Levels konnte den Ball tief aus dem Mittelfeld zurück in den Berliner Strafraum schlagen, Roel Brouwers gewann das Luftduell gegen Friedrich und hob den Ball per Kopf über Drobny hinweg zum 1:0 ins Netz.

„Sie haben eine Ecke – sonst nichts“, schimpfte Herthas Torhüter. Es war fast so, als hätten die Gladbacher das Erfolgsrezept der Berliner kopiert: den Gegner in Sicherheit wiegen und dann aus dem Nichts zuschlagen. Erst nach der Führung wurden die Gastgeber etwas selbstsicherer. „Wir haben keine Angst gehabt“, sagte Thorben Marx. Noch vor der Pause traf Juan Arango mit einem abgefälschten Schuss die Latte.

Gleich in der ersten Szene nach der Pause zeigte Hertha die Entschlossenheit, die davor noch gefehlt hatte. Nach 20 Sekunden setzte sich Cicero auf der linken Seite durch, drang in den Strafraum ein, scheiterte mit seinem Schuss aber an Torhüter Christofer Heimeroth. Im Gegenzug sah sein Berliner Pendant Drobny einer Flanke von Raul Bobadilla mit Staunen und Zittern hinterher. Der Ball senkte sich auf die Latte. Es war der Auftakt einer rauschhaften zweiten Hälfte, in der die Gladbacher erneut den besseren Start hatten. Nachdem Oliver Neuville Herthas rechte Abwehrseite überlaufen hatte, passte er so präzise in die Mitte, dass Karim Matmour den Ball nur noch zum 2:0 über die Linie drücken musste.

Vor einer Woche hatten die Gladbacher in Bochum eine 3:0-Führung noch verspielt, und auch diesmal kamen sie mit dem luxuriösen Vorsprung offenbar nicht klar. Nur eine Minute nach dem 2:0 der Borussen verkürzte Gojko Kacar auf 1:2: Der Serbe wuchtete einen Eckball von Raffael per Kopf ins Tor. Kurz darauf verpasste Artur Wichniarek hauchzart den Ausgleich. Nach einer Flanke von Ebert flog er um Zentimeter am Ball vorbei, genau wie vor einer Woche gegen Hannover. „Das ärgert mich“, sagte der Pole. „Aber so ist es bei einem Stürmer.“

Wichniarek mühte sich, er lief viel, bot sich auf dem Flügel an, bekam aber nur wenige Bälle. Auch nach seinem zweiten Einsatz bleibt er noch ohne Tor für Hertha, nach etwas mehr als einer Stunde musste er für Waleri Domowtschiski vom Feld. Die Berliner erhöhten den Druck, und beinahe wären sie belohnt worden: In der 87. Minute traf Kacar, erneut nach einer Ecke von Raffael, allerdings nur die Latte, kurz darauf erhöhte Arango auf 3:1 Lattentreffer für die Gladbacher. Und so bleibt es dabei: Noch nie hat Hertha eine Bundesliga-Saison mit zwei Siegen begonnen.

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