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© Koch

1. FC Union: Ein Patient wird gesund

Der 1. FC Union hat sich nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich stabilisiert – dank solider Arbeit und Michael Kölmel.

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Es ist noch nicht lange her, als Dirk Zingler vor versammelter Basis um Fassung ringen musste. Der starke Mann des 1. FC Union wurde auf einmal schwach. Im positiven Sinne. Gerade hatte er die höchste Auszeichnung erhalten, die sein Fußballklub parat hält, die Ehrennadel in Gold. Und angesichts der Dankesworte, die ein Vorgänger seines Amtes für ihn bereithielt, kämpfte er mit den Tränen. „Wer in so einer Situation das Präsidentenamt übernimmt, muss verrückt sein“, sagte Ehrenpräsident Günther Mielis auf der Mitgliederversammlung im November. „Es ist sein Verdienst, dass der Verein jetzt so gut dasteht.“

Vielleicht gehört ein bisschen Verrücktheit dazu, um aus einem wirtschaftlich klammen Betrieb „den momentan erfolgreichsten Ostklub“ zu formen, wie es Dirk Zingler selbst ausdrückt. Was vor fünf Jahren, als die Köpenicker in der Oberliga um ihr fußballerisches und finanzielles Überleben spielten, illusorisch erschien, hat Union unter seinem aktuellen Präsidenten tatsächlich geschafft: Der Klub hat sich stabilisiert – nicht nur sportlich, sondern auch wirtschaftlich. In der kommenden Woche werden Präsidium und Aufsichtsrat zusammenkommen, um über die Perspektiven zu beraten.

Dabei sind die Schritte für eine erfolgreiche Zukunft vor dem Spiel am Sonntag gegen Alemannia Aachen längst angelaufen. Die Lizenzunterlagen für die Zweite Liga hat Union am 10. März pünktlich an die Deutsche Fußball-Liga (DFL) verschickt und rechnet laut Zingler „ mit einem positiven Ergebnis der Prüfung und einer Lizenz ohne Bedingungen“. Über die genauen Zahlen wollen die Köpenicker Verantwortlichen nicht sprechen, allerdings ist wohl mit einer leichten Anhebung des sich in dieser Saison auf 11,3 Millionen Euro belaufenden Etats zu rechnen.

Die Gesundung des einstigen Patienten 1. FC Union ist aber nicht nur mit Dirk Zingler, sondern auch mit einem 56 Jahre alten Filmrechtehändler untrennbar verbunden: mit Michael Kölmel. Seine Millionen retteten die Köpenicker 1998 vor dem Konkurs und ermöglichten 2001 den erstmaligen Aufstieg in die Zweite Liga. Noch bevor Union die Lizenzunterlagen zur DFL schickte, hatte sich der Klub mit Gönner Kölmel auf eine Neuregelung seiner Darlehensverträge geeinigt. Ursprünglich sollten die Berliner in diesem Sommer fünf Millionen Euro an Kölmel zahlen, nun wurde die Tilgung der Summe für weitere 15 Jahre geregelt. „Ich habe langfristige Verträge abgeschlossen, damit der Verein einen großen Planungsspielraum hat“, sagt Kölmel. „Ich glaube, dass ich solche Zusagen machen kann, ohne dass die ausgenutzt werden.“

Doch Kölmel hat nicht nur Union Zusagen gemacht. Anfang des Jahrzehnts hat er mehr als ein Dutzend Traditionsvereine unterstützt. Heute sei er noch beim Karlsruher SC, Rot-Weiss Essen, Fortuna Düsseldorf, Eintracht Braunschweig, Rot-Weiß Erfurt, Dynamo Dresden und in Teilbereichen bei Waldhof Mannheim und Sachsen Leipzig aktiv. Dezentrale Rechte halte er an Borussia Mönchengladbach. Mit Alemannia Aachen liege er im Rechtsstreit. „Die geschäftliche Idee war, die Medienübertragungsrechte von Fußballvereinen zu bekommen. Ich hatte ja sehr viele Spielfilmrechte“, erinnert sich Kölmel. „Im Fußball werden jedoch viele Ad-hoc-Entscheidungen gefällt und die handelnden Akteure ausgetauscht, wenn der kurzfristige sportliche Erfolg nicht stimmt. Da ist unser Konzept nicht so einfach durchsetzbar gewesen.“

Bei Union schon: Hier wird Kölmel nach wie vor als ewiger Retter gefeiert. „Union ist mein Lieblingsverein und genießt eine Sonderrolle, weil ich 1998 in der heißen Krisenphase Aufsichtsratsvorsitzender war“, sagt er. Mit den Berlinern strebt er auch deshalb Größeres an. 2025, wenn der Darlehensvertrag ausläuft, wird Michael Kölmel 71 Jahre alt sein. „Dann spielt Union in der Ersten Liga“, sagt er.

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