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1. FC Union: Endlich Hauptdarsteller

Vor neun Jahren spielte Santi Kolk noch mit Robben, van der Vaart und Co in der niederländischen Juniorennationalmannschaft um den Weltmeistertitel. Doch statt der großen Karriere folgten zahlreiche Verletzungen und Vereinswechsel. Jetzt wagt der Stürmer beim 1. FC Union einen Neuanfang.

Manchmal, wenn Santi Kolk Zeit hat, veranstaltet er einen Kinoabend. Spielfilme werden nicht gezeigt, der neue Spieler des 1. FC Union schaut sich mit Freunden alte Fußballspiele an. Die Hauptdarsteller sind immer die gleichen: Arjen Robben, Rafael van der Vaart, John Heitinga, Maarten Stekelenburg und – er selbst. Zu sehen ist eine niederländische Nationalmannschaft, die sich, unter der Leitung eines gewissen Louis van Gaal aufmacht, U-20-Weltmeister zu werden. Doch dann scheitert das Team schon im Viertelfinale. Santi Kolk ist Teil dieser Mannschaft. Ihm wird wie vielen seiner Mitspieler eine große Karriere vorausgesagt. Das war vor neun Jahren. Was folgte, waren Verletzungen, Vereinswechsel und vielleicht auch Pech. Profifußball hat viel mit „zur richtigen Zeit am richtigen Ort sein“ zu tun, wie Santi Kolk sagt.

Nun also Union: Vom niederländischen Erstligisten Vitesse Arnheim ist der 28–Jährige zu den Köpenickern gekommen. Der totale Neuanfang. „Ich wollte etwas Neues ausprobieren, eine andere Kultur kennen lernen“, sagt Kolk. Erste Erfahrungen hat er bereits gesammelt. „In Deutschland wird sehr viel gelaufen, die Physis hat einen hohen Stellenwert. In Holland steht dagegen der Ball im Mittelpunkt, dass Training in beiden Ländern unterscheidet sich sehr.“ In den ersten Tagen bei seinem neuen Arbeitgeber hatte Santi Kolk noch Probleme damit. Wegen einer Oberschenkelverhärtung schaute er zeitweise nur zu. „Aber es wird besser“, sagt Kolk.

Davon konnten sich am vergangenen Wochenende auch die Zuschauer in der Alten Försterei überzeugen. Im Testspiel gegen Deportivo La Coruña wurde Kolk eingewechselt und belebte das Spiel der Berliner merklich. Später erzielte er mit einem Schuss in den Winkel den 3:3-Endstand. „Santi ist ein Vollblutfußballer“, sagte Uwe Neuhaus, auch wenn Unions Trainer noch „Steigerungspotenzial“ bei seinem Zugang ausmachte. Im heutigen Testspiel gegen den englischen Zweitligisten FC Middlesbrough (14.30 Uhr, Alte Försterei, live bei Sport1) wird Santi Kolk vermutlich von Beginn an auflaufen. Seinen Trainer dürfte es interessieren, ob der offensive Mittelfeldspieler Kolk mit dem ebenfalls offensiven Torsten Mattuschka weiterhin harmoniert.

In seiner neuen Mannschaft jedenfalls vermutet Kolk, der eigentlich mit vollem Vornamen Santiago heißt, viel Potenzial. „Ich kenne die Liga zwar nicht, aber ich glaube, dass wir eine gute Rolle spielen können.“ Und wer weiß, vielleicht tauscht Santi Kolk irgendwann die alten U-20-Videos gegen jene vom 1. FC Union aus. Mit ihm in der Hauptrolle.

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