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Sport: 1.FC Union: Fünf Tore, erster Platz

Tennis Borussia gegen 1. FC Union - das Stadtduell hatte in der Vergangenheit immer auch eine soziale Komponente.

Von Karsten Doneck, dpa

Tennis Borussia gegen 1. FC Union - das Stadtduell hatte in der Vergangenheit immer auch eine soziale Komponente. Auf einen simplen Nenner gebracht: Da traf Reich auf Arm. Daran hat sich auch jetzt sicherlich nichts geändert. Wenngleich sich der Reichtum von Charlottenburg nach Köpenick verlagert hat, und TeBe plötzlich unter die armen Schlucker im Fußball geraten ist. Sportlich bleibt es dabei: Der besser situierte Klub gewinnt die Derbys, jedenfalls meistens. So eroberte sich der 1. FC Union gestern Abend im Mommsenstadion mit einem 5:0 (1:0)-Sieg bei Tennis Borussia die lang ersehnte Tabellenführung in der Fußball-Regionalliga Nord.

Zum Thema Online Spezial: Schafft Union den Aufstieg? Hilfreich war den Köpenickern dabei ein Ergebnis, das bereits vor dem Anpfiff in roten Buchstaben auf der Anzeigetafel im Stadion aufleuchtete: Dresdner SC gegen Fortuna Köln 2:1, stand da zu lesen. Die Kölner liebäugelten vorher selbst mit dem Spitzenplatz. Für TeBe bleibt der Trost, letztmals für unabsehbare Zeit eine stattliche Einnahme erzielt zu haben. Die 6000 Zuschauer, darunter 5000 Gästefans, brachten knapp 100 000 Mark in die leeren Kassen des Vereins.

Es wurde nicht unbedingt schöner Fußball geboten. Von TeBe, dem Abstiegskandidaten, war das auch kaum noch zu erwarten, vom ganz andere Ziele verfolgenden Gegner jedoch sehr wohl. Aber Unions Aktionen litten lange Zeit unter einer ernüchternden Ideenarmut, vor allem galt dies für die Offensive. Wenig Schwung und noch weniger Flanken kamen von den Außenpositionen, und in der Mitte igelten sich die Borussen gar nicht mal ungeschickt ein. Knüppeldick für Tennis Borussia kam es erst, als die Mannschaft auf Offensive umschaltete und dem Kontrahenten aus Köpenick damit die Räume zum Kontern öffnete. Eine Viertelstunde vor Schluss sah der Borussen-Kapitän Willi Kronhardt wegen eines absichtlichen Handspiels dann auch noch die Rote Karte.

Keine Frage: Union war die überlegene Mannschaft. Nicht unbedingt so deutlich, wie das Ergebnis es aussagt und von einer kurzen Phase nach der Pause mal abgesehen, als Walle den Ausgleich machen musste, aber überhastet an Torwart Beuckert scheiterte. Treffsicherer war der Gast: Durch Nikol in der 16. Minute, Kremenliew (61. Minute), zweimal Teixeira (70./76.), darunter ein verwandelter Handelfmeter, und Okeke (89.) fielen die Tore des neuen Tabellenführers. Einige Union-Fans benahmen sich in ihrer Freude gründlich daneben, als sie unter dem Tribünendach serienweise bengalische Feuer und Rauchbomben abfackelten und die eher am Fußball interessierten Zuschauer einnebelten. Die Polizei griff energisch ein.

Eine Viertelstunde vor dem Spiel dudelte aus den Lautsprechern des Mommsenstadions noch ein etwas angestaubter Uralt-Hit von Peter-Maffay. Der Refrain: "Über sieben Brücken musst du gehen, sieben dunkle Jahre überstehen." War das vielleicht die gesungene Prophezeiung auf das, was Tennis Borussia nach dem Abstieg in die Oberliga bevorsteht?

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