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1. FC Union: Zurück im eigenen Anspruch

Den Klassenerhalt hat der 1. FC Union nach der Hinrunde so gut wie sicher. Von der Souveränität des Saisonbeginns ist allerdings wenig geblieben.

Von Katrin Schulze

Berlin - Wirklich versöhnen wollten sich die Fußballer des 1. FC Union mit diesem Nachmittag nicht mehr. Wie benommen nahmen sie nach ihrer 90-minütigen Schicht den Weg in Richtung Kabine. Mit dem Begriff „frostig“ war die Stimmung unter den Profis noch milde beschrieben – und das hatte mit dem Wetter nun gar nichts zu tun. Chance um Chance erarbeiteten sie sich am Sonntag im Spiel gegen 1860 München, und genau deshalb war es „umso ärgerlicher, dass wir keine drei Punkte geholt haben“, sagte Mittelfeldspieler Torsten Mattuschka. 1:1 hieß es am Ende. Doch bei aller Unzufriedenheit über das eigene Unvermögen und vermeintliche Fehlentscheidungen des Schiedsrichters fügte sich dieses Ergebnis ganz gut zu dem, was der Berliner Zweitligist in dieser Saison bislang abgeliefert hat.

Dass die Köpenicker nach dem Sieg von Augsburg gegen Tabellenführer Kaiserslautern nunmehr auf dem siebten Tabellenplatz liegen, obwohl sie keines der zurückliegenden sechs Spiele gewinnen konnten, sagt viel über die Leistung des 1. FC Union aus. Und viel über den Saisonstart. Angesichts der drei jüngsten Vorstellungen gegen Cottbus, Bielefeld und 1860 München, die allesamt ein biederes 1:1 hervorbrachten, fällt es ein bisschen schwer, sich an den Anfang dieser Hinrunde in der Zweiten Liga zu erinnern. Wie war das doch gleich, als dieser Aufsteiger aus Berlin-Köpenick durch die Liga fegte? Ganz oben standen die Unioner nach dem sechsten Spieltag, keine Begegnung hatten sie verloren, viermal hatten sie gewonnen. Das war fast ein bisschen zu schön, um wirklich zu sein.

Und so kam es dann auch. „Natürlich hätten wir gerne so weitergemacht wie am Anfang“, sagt der Berliner Trainer Uwe Neuhaus. „Aber uns war bewusst, dass es irgendwann anders wird.“ Tatsächlich büßten die Spieler viel ein von der anfänglichen Souveränität, die sich vor allem aus Euphorie nährte. Doch wer mag es ihnen verübeln? Einer Mannschaft, die sich mit einem Etat von gut zehn Millionen Euro durch eine Zweite Liga kämpft, in der Kaiserslautern fast doppelt so viel ausgibt. Einem Klub, der sich in erster Linie über seine Fanszene definiert und sich von dieser sein Stadion hat modernisieren lassen. Damit gestaltet Union die zuweilen recht farblose zweithöchste deutsche Spielklasse bunter.

Die Atmosphäre, die das Publikum in der engen, neuen Alten Försterei verursachen kann, „ist eigentlich nur noch mit St. Pauli vergleichbar“, stellte Ewald Lienen fest. Auf der sportlichen Ebene fand der Trainer von 1860 München am Sonntag nicht so viel lobende Worte für den Gegner. Wie auch? Im Angriff blieben die Köpenicker nicht nur gegen die Münchner doch eher harmlos. Fehlen John Jairo Mosquera und Karim Benyamina, funktioniert das fragile Gebilde 1. FC Union nicht richtig. Dass selbst Trainer Neuhaus zuletzt die „mangelnde Durchschlagskraft“ seiner Stürmer kritisiert hat, zeigt, wie auch bei Union mit den Erfolgen die Ansprüche wachsen. Vielleicht mag der Boom des Zweitliga-Sommers zu Beginn die Sicht auf die Dinge in Berlin-Köpenick wirklich ein wenig verklärt haben, von den Punkten aber wird der Klub noch eine Weile zehren. „Wir haben in der Hinrunde 26 Punkte geholt“, sagt Mittelfeldspieler Mattuschka. „Nur noch 14, dann haben wir es geschafft.“ Keine Frage, der 1. FC Union wird mit einiger Sicherheit zweitklassig bleiben. Mehr hat niemand zuvor verlangt. Mehr wird wohl auch künftig niemand verlangen.

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