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Sabine Lisicki

© dpa

18-jährige Berlinerin Sabine Lisicki: Frech kommt weiter

Die 18-jährige Berlinerin Sabine Lisicki überrascht bei den Australian Open - und verkündet kess, die Nummer eins der Welt werden zu wollen.

Sabine Lisicki kehrte ihrer Gegnerin den Rücken zu, zupfte mit den Fingern die Saiten ihres Schlägers ein wenig zurecht und trippelte dabei auf der Stelle. Erst dann drehte sie sich um und erwartete den Aufschlag. Von weitem hatte der blonde Teenager mit diesem Ritus Ähnlichkeit mit Maria Scharapowa. Auch das extrovertierte Ballen der Faust nach jedem Punktgewinn zeigte Lisicki genauso wie die Russin, obwohl es bei ihr ein wenig aufgesetzt wirkte. Mit Aufschlägen, die für das Frauentennis ungewöhnlich hart sind, und aggressiven Grundschlägen entnervte sie die Ukrainerin Marija Korjittsewa, die gut 100 Positionen vor ihr geführt wird. Mutig und selbstbewusst trat Lisicki auf, die sich bei den Australian Open zunächst durch die Qualifikation gekämpft hatte, und wurde durch ihren 6:1 und 7:5-Sieg mit einem Platz in der dritten Runde belohnt.

In Melbourne nimmt die 18 Jahre alte Berlinerin an ihrem ersten Grand-Slam-Turnier teil. „Richtig begreifen werde ich es erst später können: Ich komme aus der Qualifikation und stehe in der dritten Runde. Ich weiß nicht, wie viele das vor mir geschafft haben“, sagte Lisicki. Sie ist die letzte verbliebene Deutsche im Hauptfeld und sie ist nicht gewillt, so bald die Heimreise anzutreten. Auch wenn sie mit ihren Eltern noch am Spieltag aus ihrem Hotel ausziehen musste. „Wir hatten nur bis Donnerstag gebucht, da mussten wir morgens vor dem Match noch schnell unsere Koffer packen“, erzählte Lisicki, die an diesem Tag eigentlich zum Challenger-Turnier auf Hawaii aufbrechen wollte. Nach ihrem beeindruckenden Durchmarsch in Melbourne hat sie dort aber inzwischen abgesagt.

Für Sabine Lisicki selbst ist ihr Erfolg eine logische Folge ihres Trainings: „Ich wusste, dass sich meine harte Arbeit auszahlt. Ich bin eben eine Kämpferin und ich weiß, dass ich gut spiele“, stellte sie klar. An Selbstbewusstsein mangelt es der Berlinerin nicht. Schon nach ihrem ersten Match, in dem zwischen ihr als Nummer 194 der Welt und der an Position 16 gesetzten Russin Dinara Safina kein Leistungsunterschied zu bemerken war, hatte sie kess verkündet: „Ich will die Nummer eins der Welt werden.“

Der mit viel Überzeugung so beiläufig ausgesprochene Satz hallte nach und doch verwunderte er nicht, bedenkt man, dass Sabine Lisicki seit über vier Jahren halbjährlich in der Akademie von Nick Bollettieri in Florida trainiert. Die restliche Zeit arbeitet sie im Berliner Traditionsklub LTTC Rot-Weiß. Die Philosophie der harten Bollettieri-Ausbildung hat Sabine Lisicki dabei längst verinnerlicht: Nur wer stark und von sich überzeugt ist, wird es im rauen Alltag der Tennistour bis ganz nach oben schaffen können.

Zweimal tägliches Training plus anschließendem Fitnessprogramm stehen dort auf dem Plan, auch Thomas Haas wurde schon in dieser Akademie zum Profi geformt. Und ebenso wie die deutsche Nummer eins der Männer sondert sich auch Lisicki von den Spielerkollegen ein wenig ab. Der Blick soll lieber auf sich selbst gerichtet bleiben, nichts von den großen Zielen ablenken, die erreicht werden wollen. Das ist auch ganz im Sinne ihres Vaters und Trainers Robert Lisicki. Er sagt: „Wir haben immer versucht, ihr Selbstvertrauen zu vermitteln. Wenn man sich kleine Ziele steckt, ist man zu früh zufrieden.“ Schon immer habe man ihr großes Talent bescheinigt, erklärt seine Tochter, aber erst der Sieg als 15-Jährige gegen die damalige Top-Spielerin Cara Black bei den Berlin Open vor drei Jahren sei ihr endgültiger Durchbruch gewesen: „Da habe ich es dann auch selbst geglaubt.“

Dieser Glaube treibt sie an, sie wisse um ihre Stärke und könne auch keine wirkliche Schwäche in ihrem Spiel benennen. Sie hätte sich zuletzt in allen Bereichen verbessern können. „Ich habe gelernt, dass ich hier mit den Topspielerinnen mithalten kann. Vorher hatte ich gar keinen Vergleich, denn gegen sehr gute Gegnerinnen habe ich meist knapp verloren. Jetzt habe ich gezeigt, dass ich siegen kann“, sagte Lisicki. Ob ihre Serie anhalten wird, muss sie am Sonnabend gegen die ein Jahr jüngere Caroline Wozniacki beweisen. Die Dänin ist 2006 Junioren-Wimbledonsiegerin geworden und bereits die Nummer 64 der Weltrangliste.

Sie selbst könne auch schon viel weiter oben im Ranking stehen, stellte Sabine Lisicki klar. Ein Ermüdungsbruch im Fuß habe vor zwei Jahren ihren Weg nach oben jäh abgebremst. Diesen will sie nun zielstrebig fortsetzen und es in dieser Saison bereits unter die Top 100 schaffen. Mental sei sie bereit und ehrgeizig genug, um es zu schaffen. Der nächste Schritt dazu soll gegen Wozniacki gelingen, denn eines weiß Sabine Lisicki sicher: „Das Tollste ist zu gewinnen.“

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