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© dpa

2:0 in Stuttgart: Der erste Sieg gibt Köln neuen Mut

Der FC ist nicht mehr Letzter und genießt die ungewohnte Ruhe. Die daheim 0:2 unterlegenen Stuttgarter flüchten derweil lieber aus der Stadt.

In Köln genoss man die ungewohnte Ruhe nach dem ersten Sieg. Man konnte zur Zeitung greifen, ohne dicke Schlagzeilen und Forderungen nach einer Trainerentlassung zu lesen. Kein Wort mehr über angebliche Präsidiums- und Aufsichtsratssitzungen, welche die sportliche Misere zum Hauptthema gehabt haben sollen. Die Gelassenheit des ersten Sieges erreichte schließlich auch Kölns Trainer Zvonimir Soldo. „Ich habe am Abend vor dem Spiel darüber nachgedacht, was ich erzähle, wenn wir wieder verlieren“, sagte der Kroate nach dem 2:0 beim VfB Stuttgart und grinste.

Bis zu diesem Abend war Köln Tabellenletzter und hatte keines seiner fünf Spiele gewonnen. Trotzdem wären Soldo sicher auch ein paar erklärende Worte für eine erneute Niederlage eingefallen, wenn er nicht auf eine innere Stimme gehört hätte, die ihm befahl, die schweren Gedanken sein zu lassen. „Ich hab dann einfach damit aufgehört“, sagte Soldo nüchtern. Er reagierte überhaupt introvertiert auf den Erfolg bei seinem ehemaligen Klub, bei dem er zehn Jahre lang als Profi gespielt hatte. „Wir haben eine schwere Zeit hinter uns. Aber wir wussten um die Probleme des VfB. Die konnten wir ausnutzen“, sagte Soldo. Der schüchtern wirkende Kroate hat in der Medienstadt Köln längst die Erfahrung gemacht, wie schnell die Stimmungslage in die andere Richtung kippen kann. „Oft“, sagte er, „haben wir wirklich gut gespielt und trotzdem verloren.“ Dem Nachfolger von Christoph Daum, welcher eine besondere Nähe zu manchem Boulevardblatt pflegte, fällt es schwer, seine Botschaften unters Volk zu bringen.

Tatsächlich ist Köln nicht mehr Letzter und steht noch einen Punkt hinter den Stuttgartern. „Wir haben heute für die Fans und unseren Trainer gespielt“, sagte Verteidiger Christopher Schorch. Andere wie Manager Michael Meier fühlten sich wie nach einem „Befreiungsschlag“ und bei Torschütze Sebastian Freis kannte die Begeisterung kaum Grenzen: „Wir haben in der Liga gezeigt, dass wir mithalten können. Wenn jeder seine Aufgabe erledigt, können wir auch den amtierenden Meister schlagen.“ Vorerst war es „nur“ der VfB Stuttgart.

Dort jubelte keiner. Ein gellendes Pfeifkonzert trieb die Verlierer in die Kabine und die sportliche Leitung zu der Erkenntnis, es sei besser, die Stadt zu verlassen. Einen Tag früher als geplant wird der VfB Stuttgart vor dem Pokalspiel am Mittwoch beim VfB Lübeck ein Trainingslager aufsuchen. Das, befand, Manager Horst Heldt am Sonntagmorgen, sei immer noch besser als zum Bäcker oder Metzger zu gehen und dort wieder mit den Auswirkungen der Krise konfrontiert zu werden. „Da haben wir Ruhe, alles aufzuarbeiten“, sagte Heldt. Es hörte sich nach reichlich Arbeit an.

Es ist einiges in Schieflage geraten bei dem Klub, der sich noch vor Wochen gerne zu den heimlichen Titelfavoriten zählen ließ und sich in die Champions League aufmachte, um dort zu siegen. Jetzt spricht auch Heldt offiziell von Krise und davon, die Gründe dafür zu kennen. Dazu zählt die nicht vollzogene Integration der neuen Spieler wie Alexander Hleb und Zdravko Kuzmanovic sowie die Gräben, die im Kader entstanden, weil sich die bisherigen Stammkräfte zurückgesetzt fühlten, als Teamchef Markus Babbel die Rotation einführte.

Jetzt wird in Stuttgart zwar nicht mehr rotiert, die Ergebnisse stimmen aber trotzdem nicht. Einzelgespräche sollen nun helfen und ein längst in Vergessenheit geratener Mann, der fast zu Besiktas Istanbul verkauft worden wäre. Yildiray Bastürk, so heißt es, soll dem bisher zu langsamen Spiel des VfB neuen Schwung geben.

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