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2:1 gegen BVB: Der HSV als glücklicher Verfolger

Der Hamburger SV zeigt sich noch längst nicht als Einheit und hält trotzdem Anschluss an die Tabellenspitze der Bundesliga.

Von Karsten Doneck, dpa

Die versöhnlichen Gesten blieben nicht aus. Eine dreiviertel Stunde nach Spielschluss stand Mohamed Zidan, zuvor vom Hamburger Publikum bei seinen Ballkontakten ausgepfiffen, vor dem Stadion, erhörte das „Mohamed, Mohamed“-Gekreische der dort lauernden Kinder und schrieb fleißig Autogramme. Mladen Petric war zuvor schon aus der Kabine von Borussia Dortmund gekommen – verkleidet! Der Stürmer des Hamburger SV trug das gelbe BVB-Trikot mit dem Namen seines Widersachers Robert Kovac auf dem Rücken. Volksnähe bei Zidan, dem glücklosen Dortmunder Stürmer, und Trikottausch von Kovac – das waren nur Kleinigkeiten, die aber zeigten, dass der beim Abpfiff offen ausbrechende Zorn der Fußballprofis von Borussia Dortmund über eine höchst vermeidbare 1:2-Niederlage beim HSV schnell verpuffte.

„Wir haben in der zweiten Halbzeit etwas Glück gehabt“, räumte HSV-Trainer Martin Jol ein. In der Tat. Borussia Dortmund drängte und drückte, ging hohes Tempo, kombinierte zielstrebig. Und der HSV? Der verteidigte mit einer gehörigen Portion Glück. Davon begünstigt waren die Hamburger in dieser Saison schon häufiger. Da gab es zum Beispiel die Last-Minute-Tore bei den beiden 2:1-Siegen gegen den Karlsruher SC und bei Energie Cottbus. Und sowohl beim 1:1 gegen Schalke 04 als auch beim 2:0 gegen den VfB Stuttgart harmonierten die Gegner besser als die Hamburger.

Der HSV, das zeigte sich auch gegen Dortmund, ist noch längst keine eingespielte Einheit. Wie auch? „Ich musste mein Team wieder umstellen“, klagte Jol am Sonnabend. Mit Nigel de Jong, Thimothee Atouba und Guy Demel fielen wichtige Defensivkräfte aus, in der Offensive kam Paolo Guerrero in Folge von muskulären Problemen nur für einen Kurzeinsatz in Frage. So mogelt sich der HSV durch, Zittersiege werden zum Standard. Allseits Lob heimsen die Norddeutschen derzeit ja für ihre Heimstärke ein. Im eigenen Stadion haben sie von 18 möglichen Punkten 16 geholt.

„Wir müssen unser Aufbauspiel verbessern“, fordert Jol, „dann werden sich auch unsere Leistungen verbessern.“ Aber dafür fehlt das Personal. Piotr Trochowski, der Nationalspieler, besitzt zwar ein hohes technisches Niveau, aber keine Führungsqualitäten. Der Brasilianer Thiago Neves litt eine Weile unter einer Muskelverhärtung im Oberschenkel, auch deshalb sind bei ihm große Fortschritte bei der Integration in den HSV-Kader noch nicht erzielt worden.

Immerhin hat der HSV einen Trost: Er gewinnt auch seine schwächeren Heimspiele. Erst auswärts werden die Schwächen schonungslos aufgedeckt, wie die drei 0:3-Niederlagen in Wolfsburg, Hoffenheim und Hannover zeigten.

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