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2:1 gegen Hannover: Nur keinen Stress beim HSV

Der Hamburger SV besiegt erst die eigene Müdigkeit und dann Hannover mit 2:1.

Von Karsten Doneck, dpa

In Hamburg wird derzeit viel über Nordderbys diskutiert. Gemeint sind dann immer die innerhalb von 19 Tagen anstehenden vier Spiele gegen Werder Bremen im DFB-Pokal, Uefa-Pokal und in der Bundesliga. Dieses Gerede lenkt möglicherweise davon ab, dass es in der Bundesliga für den Hamburger SV noch andere, kleiner dimensionierte Nordderbys gibt, gestern zum Beispiel gegen Hannover 96. Da mühte sich der HSV kraftsparend zu einem 2:1 (1:0)-Sieg. Es war auch ein Sieg gegen den inneren Schweinehund. Hannover 96 gilt dem HSV als eine Art Angstgegner. Von den 13 Duellen, die beide Teams nach dem Wiederaufstieg der Niedersachsen ausgetragen haben, gewannen die Hamburger gerade mal zwei.

Dass der HSV gestern gewann, lag nicht zuletzt an Mladen Petric. Der Kroate stand zuletzt wegen seiner Formschwäche in der Kritik. Doch gestern gab er eine überzeugende Antwort. Seine Tore brachten den HSV 2:0 in Führung. Der erste Treffer fiel nach nur 62 Sekunden. Eine weite Flanke von Jerome Boateng verwandelte Petric zum 1:0. „Wenn es schon nach einer Minute bei dir einschlägt, hättest du eigentlich gar nicht erst herfahren müssen“, sagte Hannovers Torwart Robert Enke. „So ein frühes Gegentor macht vieles kaputt“, meckerte auch Hannovers Trainer Dieter Hecking.

Kurz nach der Pause legte Petric mit einem Abstaubertor nach einem abgewehrten Schuss von Paolo Guerrero das 2:0 nach. Alles entschieden? Petric suchte nach Gründen, warum der HSV das Spiel unfreiwillig wieder spannend machte. „Es ist sehr schwer, bei den vielen Spielen, die wir haben, immer wieder genügend Kräfte zu entwickeln“, sagte er. Ein Handelfmeter, verursacht von Guy Demel nach einem Freistoß von Arnold Bruggink und sicher verwandelt vom eingewechselten Mikael Forssell, brachte Hannover wieder auf Tuchfühlung. „Der Elfmeter war ein Witz“, sagte HSV-Trainer Martin Jol allerdings.

Nachdem Jonathan Pitroipa das dritte Tor für den HSV geschossen hatte, annullierte Schiedsrichter Markus Schmidt aus Stuttgart den Treffer. Er hatte auf Abseits entschieden. Allerdings war nur in der Fernsehzeitlupe zu erkennen, dass es die falsche Entscheidung gewesen war. Martin Jol hatte von der Bank aus, rund 40 Meter vom Tatort entfernt, alles ganz genau gesehen: „Das war natürlich kein Abseits.“ Natürlich.

Hannover hatte in Hamburg lange Zeit so gespielt, wie man eben spielt, wenn acht Verletzte den Kader ausdünnen: harmlos. Lichtblicke setzte allein der Franzose Gaetan Krebs. Er wurde zur treibenden Kraft der Gäste. Doch als sich Krebs die Chance bot, kurz vor der Pause den Ausgleich zu erzielen, fehlte ihm Augenmaß, sein Schuss flog übers Tor. Dieter Hecking fand noch einen anderen Grund für die Niederlage. „Im Zweikampfverhalten hat man deutlich den Unterschied gesehen zwischen einer Spitzenmannschaft und uns.“

Der HSV kann sich freuen. Er liegt als Tabellendritter nur drei Punkte hinter dem Spitzenreiter VfL Wolfsburg. Am Mittwoch steht dann das erste der mit Spannung erwarteten vier Duelle mit Werder Bremen an – im DFB-Pokal.

Dass der Stress mit der Teilnahme an den drei Wettbewerben Bundesliga, DFB-Pokal und Uefa-Pokal den HSV-Profis allmählich an die Substanz geht, daran mag zumindest HSV-Vorstandschef Bernd Hoffmann nicht glauben. „Die Teilnahme dort ist doch keine Dreifach-Belastung“, sagte Hoffmann, „das ist eher eine dreifache Freude.“ So kann man''s auch sehen.

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