zum Hauptinhalt
Zeigte starke Paraden - nicht nur bei Siebenmetern: Füchse-Torwart Silvio Heinevetter (m.) gegen Velenje.

© imago

27:24-Sieg gegen Gorenje Velenje: Füchse Berlin erreichen EHF-Pokalfinale

Deutsches Finale: Die Füchse Berlin stehen im Endspiel des EHF-Pokals in eigener Halle und treffen auf den HSV Hamburg. Beim 27:24 über Velenje überragte vor allem ein Akteur.

Einmal kam die blaue Taktiktafel dann doch noch zum Einsatz. Allerdings bewegte Dagur Sigurdsson nur sehr wenige der Magneten, die symbolisch für seine Feldspieler stehen. In der letzten Auszeit des Halbfinals um den EHF-Pokal, es lief die 55. Minute, musste der Trainer der Füchse Berlin höchstens noch im Promillebereich nachjustieren. Zu souverän hatten die Berliner im vorangegangenen Duell mit RK Velenje vor 7112 Zuschauern agiert, zu groß war ihr Vorsprung. „Alle waren richtig heiß, eine super Leistung. Ich habe nur noch ein paar beruhigende Worte gesagt“, berichtete Sigurdsson nach dem 27:24 (16:12)-Sieg des Handball-Bundesligisten, der zum Einzug ins Endspiel am Sonntag (17.30 Uhr, Max-Schmeling-Halle/live bei Sky) genügte. Dort haben es die Berliner nun mit dem HSV Handball zu tun, der im ersten Halbfinale am früheren Nachmittag Skjern HB aus Dänemark bezwungen hatte (27:23).

„Hinter uns liegen zehn Monate mit allen Höhen und Tiefen“

Das Aufeinandertreffen zwischen den alten Lieblingsrivalen aus Hamburg und Berlin ist das insgesamt fünfte deutsch-deutsche Europapokalfinale, das letzte datiert aus dem Jahr 2011, als Göppingen den TV Großwallstadt besiegte. „Hinter uns liegen zehn Monate mit allen Höhen und Tiefen“, sagte Spielmacher Petar Nenadic. „Morgen können wir das in 60 Minuten vergessen machen“, ergänzte der Serbe mit Blickrichtung Finale. Sigurdsson überraschte in seiner Startformation zunächst mit einer Personalie: Konstantin Igropulo erhielt den Vorzug vor Fabian Wiede, zudem entschied sich der Isländer für Silvio Heinevetter im Tor – und der Nationalkeeper fand auch gleich gut rein in den Nachmittag. Für die Füchse war das insofern eine beruhigende Beobachtung, als dass Heinevetters Spiel regelmäßig mit seiner Anfangsphase steht und fällt. Am Ende des Tages hatte der deutsche Nationalkeeper das vielleicht beste Spiel der Saison gemacht. „Heine war sehr gut“, sagte Sigurdsson, „so wünschen wir uns das für morgen.“ Insgesamt wies die Statistik 17 Paraden für den Torhüter aus – ein Spitzenwert.

Zudem hatten die Berliner in ihrer taktischen Vorbereitung den Plan ausgeklügelt, Velenjes Spielmacher Stas Skube, bis dahin bester Torschütze des Wettbewerbs, in Manndeckung zu nehmen. Das klappte in der ersten Viertelstunde so leidlich: Die Slowenen zeigten immer wieder, weshalb sie bis vor kurzem viele Jahre zu den Dauergästen in der Champions League zählten. Bis zum 8:8 konnte sich kein Team einen Vorsprung erspielen, dann wechselte Sigurdsson unter tosendem Applaus seinen Kapitän Iker Romero ein – mit zählbarem Erfolg. Bis zur Halbzeit (16:12) ging in der Offensive jede Aktion vom 34-jährigen Spanier aus. Romeros Arbeitsnachweis las sich dann wie folgt: Tor, Torvorlage, erzwungener Siebenmeter plus Zeitstrafe, Torvorlage und, als vorläufige Krönung, ein Treffer aus derart spitzem Winkel, dass selbst Velenjes Schlussmann Benjamin Buric über die Flugbahn des Balls staunte.

Die Füchse hielten Velenje immer auf Abstand

Auch nach der Pause blieben die Füchse der Vorgabe treu, ihre Angriffe lang und gewissenhaft auszuspielen. Im Gegensatz zum Finalturnier des Vorjahres, als sie in der Max-Schmeling-Halle im Halbfinale am späteren Sieger Pick Szeged scheiterten, bewahrten sie die Ruhe und überdrehten nicht, weder emotional noch physisch. „Wir haben ziemlich clever gespielt, weil wir wussten, dass wir gegen so eine Spitzenmannschaft nicht viele Chancen bekommen würden“, sagte Rückraumspieler Paul Drux. „Es war enorm wichtig, dass wir nicht einmal in Rückstand geraten sind“, befand Heinevetter. Selbst in der Druckphase der Slowenen im zweiten Durchgang betrug der Vorsprung der Berliner immer mindestens drei Treffer. In den Schlussminuten konnten sie sich sogar den Luxus erlauben, mit Hilfe eines erhöhten Rotationsprinzips Kräfte für das Endspiel zu sparen, das 22 Stunden nach der Schlusssirene des Halbfinals angepfiffen wird. Selbst Kreisläufer Moritz Schade, 18 Jahre jung und Mitglied der vereinseigenen A-Jugend, bekam noch ein paar Minuten Einsatzzeit zugeteilt. „Jetzt gilt die volle Konzentration dem Finale“, sagte Sigurdsson abschließend. In der Bundesliga haben sowohl die Füchse als auch der HSV ihr jeweiliges Heimspiel gegen den morgigen Endspielgegner gewonnen.. z

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false