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27. Spieltag: Die böse Serie setzt sich fort

Die Pleiteserie nimmt kein Ende: Hertha BSC verliert gegen Bremen 1:2 und geht zum dritten Mal in Folge als Verlierer vom Platz.

Berlin - Eine Woche lang wurde bei Hertha darüber diskutiert, warum es gute Gründe gibt, die laufende Saison noch nicht als abgeschlossen zu betrachten. Man befände sich im belanglosen Bereich der Tabelle, habe weder mit dem Abstieg noch mit internationalen Startplätzen etwas zu tun. Deshalb müsse die Motivation für die Spieler darin bestehen, den eigenen Fans etwas zu bieten. So hatte es Herthas Trainer Lucien Favre vor dem Duell mit Bremen gesagt. Er ahnte wohl nicht, wie schnell seine Profis dem Publikum etwas boten, allerdings so, wie es nicht gemeint war. Die Herthaner ließen das schnellste Gegentor dieser Bundesligasaison zu – nach 35 Sekunden stand es durch Markus Rosenberg 0:1. 89 Minuten später gewann der SV Werder vor 59 728 Zuschauern im Olympiastadion mit 2:1. Während die Bremer auf Rang vier vorrückten, setzte sich für Hertha eine böse Serie fort. Die dritte Niederlage in Folge war die insgesamt 27. Niederlage gegen Bremen. So oft hat Hertha gegen kein anderes Team verloren.

Der frühe Schreck durch Rosenberg, dem gedankliche Schlafmützigkeit von Abwehrspieler Josip Simunic und Torwart Jaroslav Drobny vorausgegangen war, weckte Favres Mannschaft erst einmal auf. Nur zwei Minuten nach dem Gegentor hätte Raffael das Ergebnis egalisieren können. Bremens Torwart Tim Wiese aber parierte den Schuss des Brasilianers. Sieben Minuten später war Wiese machtlos. Nach einer Freistoßflanke von Rudolf Skacel kam Herthas Ersatzstürmer André Lima freistehend zum Kopfball. Der Brasilianer ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen.

Nach dem Geschmack der Zuschauer hätte es so weitergehen können. Doch nach dem 1:1 wurde das Spiel immer ereignisloser. Auch die eigentlich spielstarken Bremer konnten trotz ihrer leichten Feldvorteile kaum zwingende Torchancen kreieren. Die Mannschaft von Trainer Thomas Schaaf befindet sich seit Wochen in einer Formkrise; in den letzten sechs Spielen war den Bremern bis gestern lediglich ein Sieg gelungen. „Wir sind sehr froh, hier einen Sieg errungen zu haben“, sagte Schaaf. Errungen ist gut, denn der durchaus verdiente Erfolg entsprang nicht spielerischer Leichtigkeit: „Es geht nicht darum, schön zu spielen. Dazu sind wir momentan nicht in der Lage. Wir brauchen wieder Vertrauen und Sicherheit für unser Spiel.“

Das hätte so auch sein Berliner Kollege Favre sagen können. Seine Mannschaft wirkte trotz verletzungsbedingter Ausfälle von Marko Pantelic, Steve von Bergen und Patrick Ebert stets bemüht, aber wie zuletzt reichlich unvollendet: Im Spielaufbau fahrig, im Vorwärtsdrang nicht zwingend und im Abschluss harmlos. „Das ist heute eine große Enttäuschung, ich habe auf einen Punkt gehofft“, sagte Favre. Dafür aber hätte seine Mannschaft mehr investieren müssen. Insbesondere Raffael wurde immer schwächer, bis ihn Favre zur Halbzeit aus dem Spiel nahm. Bereits in der 25. Minute soll Raffael sich verletzt haben (Oberschenkelzerrung), allerdings ohne dem Trainer etwas zu signalisieren. „Das soll er nicht noch mal machen“, sagte Favre hinterher.

Im zweiten Abschnitt eilte Favre immer wieder an die Seitenlinie und erteilte seinen Spielern Anweisungen. Der Trainer spürte, dass die Bremer mehr Zug zum Tor entwickelten. Doch nach 70 Minuten hätte Hertha plötzlich in Führung gehen können. André Limas Weitschuss knallte gegen das Lattenkreuz. Praktisch im Gegenzug entschied der SV Werder das Spiel. Entscheidend daran beteiligt waren zwei Bremer, die lange in der Kritik standen: die Nationalspieler Torsten Frings und Tim Borowski. Frings spielte aus dem Mittelkreis einen herrlich getimten Pass auf Borowski, der den Ball im Strafraum der Berliner mit rechts gekonnt annahm und mit links eiskalt zum 2:1 vollendete. Drobny im Tor der Herthaner war machtlos. „So ein Tor darf natürlich nicht fallen, nach einem 50-Meter-Pass“, mäkelte Herthas Manager Dieter Hoeneß. Und Kapitän Arne Friedrich, der nach dem Abpfiff den Kopf schüttelte, sprach aus, was wohl auch viele Hertha-Fans denken: „So langsam müssen wir mal wieder Punkte holen.“

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