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Geschafft: Adrian Ramos und seine Hertha nehmen die Pokalhürde beim Regionalligisten aus Essen.

© dpa

DFB-Pokal: 3:0 in Essen - Hertha steht im Achtelfinale

Mit einer rundum veränderten Elf tut sich Hertha BSC beim Viertligisten Rot-Weiss Essen lange schwer, feiert am Ende aber die erste Achtelfinalteilnahme nach zuletzt vier Zweitrunden-Pleiten in Folge..

Markus Babbel ist kein Mensch, der seine Erregung offen nach außen trägt. Gestern Abend, im Georg-Melches-Stadion, lieferte der Trainer von Hertha BSC einen neuen Beleg für seine bayrische Bierruhe. Um ihn brodelte es. Das Stadion an der Essener Hafenstraße ist zwar nicht mehr die modernste Adresse im deutschen Fußball; was die Stimmung angeht, muss sich die Ruine aber hinter keiner der Hochglanzarenen im Land verstecken. Babbel saß davon gänzlich unberührt auf seinem Stuhl, nicht einmal der späte Führungstreffer durch Adrian Ramos trieb ihn aus seiner bequemen Sitzhaltung. Herthas Trainer schien das alles für völlig normal zu halten: dass ein Bundesligist selbst gegen einen viertklassigen Gegner ein paar Probleme haben kann – und am Ende doch relativ ungefährdet die nächste Runde des DFB-Pokals erreicht. 3:0 (0:0) hieß es nach 90 Minuten für Hertha BSC.

„Es war das erwartet schwierige Spiel“, sagte Babbel, der die Mannschaft mit seiner Aufstellung heftig ins Schleudern gebracht hatte. Kapitän Andre Mijatovic und Lewan Kobiaschwili waren gar nicht mit ins Ruhrgebiet gereist, Kraft, Lell, Ottl und Ramos saßen nur auf der Bank. Insgesamt hatte Babbel sieben Wechsel vorgenommen, und seine Mannschaft brauchte erst eine Zeit, um sich zu finden. Zudem verteidigten die Essener mit Verve. „Die waren eklig, präsent in den Zweikämpfen“, sagte Herthas Verteidiger Sebastian Neumann, der links in der Viererkette spielte. „Aber das wussten wir.“ Trotzdem hatten die Gastgeber nach etwas mehr als zehn Minuten die erste gefährliche Offensivaktion. Lukas Lenz wurde mit dem Rücken zum Berliner Tor angespielt, er wand sich um Roman Hubnik, setzte den Ball dann aber ans Außennetz.

Herthas Auftritt in der ersten Hälfte war seltsam uninspiriert. „Defensiv haben wir gut gestanden“, sagte Babbel. „Aber wir haben zu wenig Druck nach vorne entwickeln können.“  Viele Chancen hatten die Berliner vor der Pause nicht. Nach einem schnittigen Pass von Patrick Ebert kam Essens Torhüter Dennis Lamczyk gerade noch vor Fabian Lustenberger an den Ball. Eine Minute später war der RWE-Keeper dann machtlos. Tunay Torun konnte den Ball in aller Ruhe annehmen, er guckte Lamczyk aus – und schoss vollkommen unbedrängt am Tor vorbei.

Erst gegen Ende der ersten Hälfte setzten die Berliner den Viertligisten ausdauernd unter Druck, die Essener konnten sich zeitweise kaum aus der eigenen Hälfte befreien. Als Schiedsrichter Aytekin zur Pause pfiff, brach auf den Rängen großer Jubel aus. Die erste Etappe war geschafft. „Wir haben nicht vor, nur die Atmosphäre zu genießen“, hatte Trainer Waldemar Wrobel vor dem Anpfiff gesagt. Dabei war die trotz der seltsamen Optik durchaus genießenswert. Richtung Westen sieht der Rest des Georg-Melches-Stadions zwar wie eine bessere Bezirkssportanlage aus; auf der Osttribüne hingegen tobte gestern der Wahnsinn unterm Dach. Die gut 2000 Hertha-Fans trugen ebenfalls ihren Teil zur besonderen Stimmung des Abends bei.

Allein das Niveau Spiel blieb zunächst dahinter etwas zurück. Babbel reagierte in der Pause, brachte Adrian Ramos für den rotgefährdeten Änis Ben-Hatira, der von den wilden Essener Fans bei jedem Ballkontakt niedergebuht worden war. Der Regionalligist stürzte sich noch ein bisschen frecher in die Zweikämpfe, selbst auf den teuren Plätzen tobte die Ekstase. „Erste Liga, keiner weiß, warum“, höhnte der Essener Anhang. 

Nach etwas mehr als einer Stunde beantwortete Hertha diese Frage. Nach der zweiten Ecke traf Ramos per Kopf 1:0 für den Favoriten. Nur ein paar Minuten später war der Essener Traum von der Pokalsensation endgültig ausgeträumt. Nach einer Freistoßflanke lenkte Lasogga den Ball im Nachfassen zum 2:0 über die Linie, kurz vor Schluss traf der eingewechselte Nikita Rukavytsya nach einem Konter zum Endstand. Eine konzentrierte Leistung in der zweiten Hälfte reichte den Berlinern, um ihren Zweitrundenfluch zu besiegen. Zum ersten Mal seit fünf Jahren steht Hertha wieder im Achtelfinale des DFB-Pokals. Ein großer Abend für den Berliner Fußball und für Markus Babbel. „Ich erwarte, dass es einen Autocorso gibt, wenn wir morgen nach Berlin zurückkommen“, sagte Herthas Trainer.

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