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Sport: 90 MINUTEN MIT Zinedine Zidane

Wie der Franzose das Spiel gegen Deutschland erlebte

Der beste Trick des Zauberers Zizou geht so: Der Ball kommt, Zizou nimmt ihn mit der Sohle seines rechten Fußes in Empfang, und dann ist er weg, der Ball. Oder er läuft mit dem Ball am Fuß übers Feld, täuscht an, dass er nach rechts abspielt, und läuft dann weiter, mit Ball. Zizou der Zauberer heißt eigentlich Zinedine Zidane (Foto: dpa), er ist Kapitän der französischen Fußball- Nationalmannschaft, und an diesem Abend zaubert er vor 53574 Zuschauern in der Arena Auf Schalke.

Es gibt im Moment keinen anderen Fußballer auf der Welt, der so sehr die Fantasie des Publikums anregt wie Zidane. Und vor allem gibt es keinen Spieler, der selbst bei Kollegen noch Bewunderung auslöst. „Wenn ich Zidane zuschaue, wie er die Franzosen dirigiert, dann springe ich vor dem Fernseher auf und feiere mit“, hat Sebastian Deisler, selbst Nationalspieler, gesagt. „Er hat den Ball am Fuß und versteckt ihn einfach, so dass keiner mehr weiß, wo er ist.“ Vor zweieinhalb Jahren, beim Länderspiel in Paris, hat Deisler versucht, die Tricks des Zauberers zu durchschauen. Es ist so gut wie unmöglich.

Im Nationalteam spielt Zidane ebenso wie bei seinem Verein Real Madrid inzwischen eher am linken Rand des Spielfeldes. Die zentrale Figur des französischen Spiels ist er aber geblieben. Er tritt Eckbälle und Freistöße, er ist der Chef, nicht nur, weil er die Kapitänsbinde trägt. Als Frank Baumann sich nach einem Foul an Olivier Dacourt entschuldigen will, kommt Zidane und gibt Baumann einen leichten Schubser. Mit bloßem Auge ist das fast genauso wenig zu erkennen wie der Lauf des Balles, wenn Zidane ihn am Fuß hat. Im normalen Leben macht der 31-Jährige einen fast schüchternen Eindruck. Doch so wie Zidane den Ball verzaubert, so verzaubert auch der Ball Zidane.

Fußball ist ein Spiel des Zufalls, weil niemand einen Ball mit den Füßen so kontrollieren kann wie mit den Händen. Außer Zidane. Ob er den Ball über drei Meter weiterleitet, ihn übers halbe Feld schlägt, mit dem linken Fuß, dem rechten oder per Hacke – Zidanes Zuspiele kommen an, oder seine Mitspieler sind falsch gelaufen. Rudi Völler, Teamchef der Deutschen, hat gesagt: „Ball und Fuß sind bei ihm eins.“ Das zeigt sich, als Zidane mit einem genialen Pass das dritte Tor einleitet. Jens Jeremies, der in Schalke nicht zum ersten Mal gegen den Franzosen spielt, hat die Erfahrung gemacht, dass es sogar schwer ist, Zinedine Zidane zu foulen. Dreimal gelingt es den Deutschen an diesem Abend.

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