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Sport: A-Jugend mit Verräter

Eimsbüttel tritt im Pokal mit einer Notelf an

Ziemlich oft wandern seine Gedanken weiter, über das hinaus, was am Sonntag ab 14.30 Uhr im Stadion Hoheluft passieren wird. Harald Wenzing sagt: „Man ja kann schon erwarten, dass es zweistellig wird. Für mich stellt sich die Frage, welche Auswirkungen das für die Saison haben wird.“ Wenzing trainiert die erste Fußball-Mannschaft des Eimsbütteler Turnverbands (ETV); er wird sie am Sonntag betreuen und dann auch in der Hamburger Landesliga, der sechsthöchsten Staffel. Viele Spieler kennt er seit der F-Jugend. Viele von ihnen hätte er gerne in Ruhe in den Seniorenbereich geführt. Doch nach dem Prämienstreit beim ETV vor dem heutigen Pokalspiel und dem Rückzug der alten ersten Mannschaft hatte der Vorstand des Hamburger Breitensportvereins Hals über Kopf entschieden, die A-Jugend hochzuziehen. Nun spielt ein Team mit lauter Achtzehnjährigen im DFB-Pokal gegen den Zweitligisten Greuther Fürth, verstärkt von zwei älteren Akteuren.

Einer der Erfahrenen ist 23 Jahre alt, studiert BWL und soll in der Innenverteidigung mithelfen, die Niederlage in Grenzen zu halten. Er sagt: „Wenn wir nicht zweistellig verlieren, mache ich drei Kreuze. Die Mannschaft ist in die A-Jugend Regionalliga aufgestiegen, also bestimmt nicht schlecht. Aber wir werden es schon in der Saison in der Hamburger Landesliga schwer haben mit dieser jungen Truppe.“ Gunnar Hitscher ist aus einem anderen Grund der interessanteste Spieler der „jüngsten ETV-Mannschaft aller Zeiten“, wie es auf dem selbstironischen Poster steht, das in ganz Eimsbüttel hängt: er ist der einzige, der in der alten Mannschaft gespielt hat. Die hatte im Hamburger Pokalwettbewerb sechs Oberligisten besiegt und am im Finale gegen V/W Billstedt triumphiert, ehe aus dem Pokaltraum der große Prämienstreit wurde, und das Team um den 28 Jahre alten Trainer Dennis Mitteregger die Mitgliedausweise zurückgab. Der ETV-Vorstandsvorsitzende Frank Fechner sagt: „Es gab bei der alten Mannschaft Vorstellungen von Semi-Professionalität, die wir nicht umsetzen wollen.“ Wie kam es aber zu Hitschers Rückzug vom Rückzug?

„Ich habe mir alles noch mal überlegt, habe mit dem Vorstand gesprochen und fand das Angebot sehr honorig: die Hälfte der 110 000 Euro Pokalprämie für die Mannschaft, die andere Hälfte als Grundlage für einen Kunstrasenplatz. Ich weiß nicht, warum wir es nicht intern geschafft haben, die Prämiensache vernünftig zu diskutieren“, sagt Hitscher. Besonders gut fühlt er sich nicht – das Wort „Verräter“ hat er öfter gehört. „Ich habe längst nicht mehr zu allen aus der alten Mannschaft Kontakt, es sind Freundschaften zerbrochen.“ Trainer Wenzing ist froh, in Hitscher einen erfahrenen Spieler zu haben. „Es ist alles sehr turbulent gerade“, sagt Wenzing.

Auch wenn man gerade durch die Mühlen der Medien gedreht wird, muss man wissen, wo die nächste Übungseinheit stattfindet. Um wie im Pokal auf Rasen zu trainieren, wählt Trainer Wenzing die Bolzwiese im Stadtpark. Darüber beklagt sich niemand. Ebenso wenig wie über die Tatsache, dass sich die Mannschaft zuvor mit dem halben Kunstrasen-Feld begnügen musste. Hitscher sagt: „Nur weil wir im Pokal gegen einen Zweitligisten spielen, kann doch bei der C-Jugend nicht das Training ausfallen.“ Mit dieser Einstellung ist er beim ETV genau richtig.

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