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Pressekonferenz Lucien Favre

© dpa

Abrechnung mit Favre: Hertha kündigt Ex-Trainer Favre fristlos

Die umstrittene Presse-Konferenz von Lucien Favre nach dessen Rauswurf bei Hertha BSC hat ein Nachspiel: Den eigentlich noch bis zum Sommer 2011 laufenden Vertrag des Schweizers kündigte Hertha gestern mit dem Verweis auf "vereinsschädigenden Verhaltens".

Er hatte Hertha BSC von Grund auf verändert, er hatte dem Verein den Wunsch nach erfolgreichem Fußball erfüllt. Lucien Favre konnte sein Konzept so konsequent umsetzen, dass selbst der mächtige Manager Dieter Hoeneß im Sommer gehen musste. Eine nicht für möglich gehaltene Serie von Niederlagen brachte Favre dann jedoch zu Fall. Und als ob das noch nicht tief genug wäre, ist er am Montag sogar ohne Abfindung vom Verein entlassen worden, dem beurlaubten Trainer hätten noch rund 1,2 Millionen Euro zugestanden.

Nach einer nur zweistündigen Verhandlung auf der Geschäftsstelle von Hertha BSC zwischen den Beratern von Lucien Favre und dem Management des Bundesligisten wurde gestern Abend klar, dass sich beide Seiten nicht einigen können und der Klub seinen ehemaligen Trainer fristlos entlassen wird. Der Schweizer war am 28. September beurlaubt worden. Am 6. Oktober hatte er dann eine Pressekonferenz im Berliner Hotel Adlon gegeben. Seine dort in die Mikrofone gesprochenen Sätze ließ Hertha von einem Arbeitsrechtler auf vereinsschädigendes Verhalten hin überprüfen. Der Rechtsanwalt hat Favres Aussagen offenbar für kritisch genug befunden, um eine Kündigung aussprechen zu können, was rechtlich einschließlich bis Montag, den 19. Oktober passieren musste. Favres Vertrag lief eigentlich noch bis zum Sommer 2011. Es ist davon auszugehen, dass die Berater von Lucien Favre vor einem Arbeitsgericht gegen die Kündigung vorgehen werden. Sie waren am Montagabend ebenso wenig für eine Stellungnahme zu erreichen, wie Herthas Manager Michael Preetz.

Die Forderungen der Berater fand Hertha zu hoch

Herthas Sprecher Gerd Graus bestätigte, „dass Lucien Favre mit dem heutigen Tag gekündigt wird“. Näheres wollte aber auch er nicht sagen, „weil es sich um ein schwebendes Verfahren handelt“. Wie der Tagesspiegel erfuhr, hatten die Hertha-Verantwortlichen die Abfindungs-Forderungen der Berater Favres als deutlich zu hoch empfunden.

Ob Favres Aussagen vereinsschädigend zu werten sind oder nicht, das könnte nun ein Arbeitsgericht beschäftigen. Favre hatte gesagt, „dass Hertha die Trennung von Dieter Hoeneß nicht verkraftet hat. Dieser Umstand hat meine Arbeit erschwert“. Darüber hinaus könnte man eine weitere Aussage Favres als Kritik an dem Kauf des Stürmers Artur Wichniarek deuten. „Es war immer meine Philosophie, Spieler mit Perspektive zu verpflichten, die man später gewinnbringend verkaufen kann“, hatte er auf eine Frage nach dem Transfer des glücklosen Angreifers gesagt. Herthas Manager Preetz hatte darauf in einer Erklärung geantwortet, dass alle Personalplanungen einvernehmlich mit Favre getroffen worden seien, „dies betrifft auch Artur Wichniarek“.

Vor den Verhandlungen war aus dem Umfeld Favres zu hören gewesen, dass man sich nicht vorstellen könne, der Verein wolle ernsthaft die fristlose Kündigung aussprechen. Dafür gebe es keine stichhaltigen Argumente. Aus der Hertha-Führung war schon vor ein paar Tagen verlautet, dass eine Kündigung wahrscheinlich sei. Es gehe schließlich um viel Geld. Vor einem Arbeitsgericht rechne man sich zudem „sehr gute Chancen aus“.

Die harte Trennung und das nun zu erwartende gerichtliche Nachspiel zeigen auch, wie verärgert Herthas Spitze über Lucien Favre ist. Selbst mit dem im großen Streit gegangenen Dieter Hoeneß hatte man sich auf eine Abfindung einigen können.

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