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Fünf aus sechs. Fünf Meistertitel holte Don Jackson als Chefcoach in sechs Jahren nach Berlin, den letzten 2013.

© picture alliance / dpa

Sport: Abschied auf dem Gipfel

Meistertrainer Don Jackson verlässt die Eisbären nach sechs Jahren – die Berliner suchen einen Nachfolger.

Von Katrin Schulze

Berlin - Kann jemand in seiner Karriere so viel erreichen, dass es ihm reicht? Dass ihm der eigene Erfolg vielleicht selbst auch ein bisschen unheimlich geworden ist? Und er dann lieber geht, weil es im Prinzip nur noch schlechter werden kann? Im Fall von Don Jackson sieht es danach aus. Der 56 Jahre alte Trainer hat entschieden, die Eisbären zu verlassen – nach fünf Meisterschaften in sechs Jahren, nach einem Pokalsieg und dem Gewinn der European Trophy. Der US-Amerikaner suche eine neue Herausforderung, lässt er über seinen bisherigen Eishockeyklub wissen, der gerne mit Jackson weitergemacht hätte. Natürlich, bei dieser Bilanz. Jackson selbst war am Sonntagnachmittag nicht zu erreichen.

Seine Entscheidung kommt überraschend, hatte sich der Coach nach dem Gewinn seines letzten Meistertitels im April doch noch klar zu den Berlinern bekannt. „Ich bleibe ein Eisbär, bis sie mir sagen, dass ich keiner mehr bin“, sagte er, nachdem er den großen Silberpokal über das Eis getragen hatte. Und: „Ich habe keinen Grund, Berlin zu verlassen.“ Keine zwei Monate später hat Jackson offenbar triftige Gründe gefunden. Gut möglich, dass er künftig bei Red Bull Salzburg hinter der Bande stehen wird. Schon während der laufenden Spielzeit war er mit den Salzburgern in Verbindung gebracht worden. Für diese Option spricht ebenfalls, dass sein Berliner Vorgänger, ehemaliger Chef und guter Freund Pierre Pagé künftig für die die Eishockey-Filiale Red Bulls in München tätig sein wird.

Der Brause-Hersteller dürfte etwas mehr Geld für Jackson zahlen, als es die Eisbären könnten. Allerdings gibt es für den Trainer womöglich noch andere Gründe für einen Wechsel. 2007 kam er von Düsseldorf nach Berlin und fiel im Gegensatz zu seinem Vorgänger Pagé, der Berlin im Streit mit Spielern und Management verlassen hatte, vor allem mit seiner kumpelhaften Art auf. Zu Beginn seiner Tätigkeit schwärmten seine Profis von der Begeisterung und ehrlichem Interesse ihres Trainers. Doch so etwas kann sich auch abnutzen.

Zuletzt hat es trotz der ganzen Erfolge immer wieder Unstimmigkeiten gegeben. Viele Spieler waren unzufrieden mit der zuweilen recht knorrigen, trockenen Art ihres Coaches. Und auch mit der guten Beziehung zu Manager Peter-John Lee war es zuletzt so eine Sache. Immer wieder hatte Jackson ihn hingehalten, als Lee über einen neuen Vertrag verhandeln wollte. So ist es aus Vereinskreisen zu hören. Der Manager ahnte da wohl schon, dass Jackson sich anderweitig umschaute, sich vielleicht sogar längst für einen anderen Verein entschieden hatte.

Was wollte er in Berlin auch noch erreichen, was er nicht längst geschafft hat? Keiner hat je erfolgreicher bei den Eisbären gearbeitet als Don Jackson. Und auch ihm dürfte bewusst sein, dass Siegesserien im Sport endlich sind. So tritt er eben ab, wenn es nicht mehr besser werden kann. Die Situation ist ein bisschen vergleichbar mit der von Jupp Heynckes beim FC Bayern. Allerdings hat bei Heynckes der Verein entschieden und irgendwann einfach einen Nachfolger bestimmt. Anders bei Jackson. „Wir wollten gern weiter mit ihm arbeiten“, sagt Peter John Lee, der infolge der Hinhaltetaktik seines Trainers vorsichtshalber schon eine Zeitlang nach neuen Trainern sucht.

Wer es sein wird, wissen die Eisbären noch nicht oder möchten es zumindest noch nicht öffentlich verkünden. Nur so viel sagt Lee: „Wir werden in aller Ruhe schauen, welcher Coach am besten zu den Eisbären passt. Unsere Philosophie ist es, den Fans offensives und erfolgreiches Eishockey zu bieten. Diesen Weg werden wir weitergehen.“ Einer, auf den die Stellenausschreibung der Eisbären passen könnte, weil er nicht zuletzt schon mal als Assistenztrainer für Don Jackson in Berlin tätig war, ist Jeff Tomlinson. Der ehemalige Coach der Düsseldorfer EG und der Nürnberg Ice Tigers hat den Kontakt nach Berlin stets gehalten und wäre verfügbar.

Auf Gedankenspiele dieser Art möchte sich Peter John Lee nicht einlassen. Er will zunächst keine Namen nennen. Der Berliner Manager hat wohl noch genug damit zu tun, die Entscheidung seines bisherigen Trainers zu verdauen. Doch für wen sich die Eisbären letztlich auch entscheiden, er dürfte es schwer haben. Die Bilanz seines Vorgängers zu toppen, sollte er sich besser gar nicht erst als Ziel setzen.

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