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Sport: Abschied der Jugend

Alba Berlin wundert sich, dass die eigenen Talente abwandern

Berlin. Nachdem die Pressekonferenz vorbei war, fummelte Emir Mutapcic einen Zettel hervor. „Da müsst ihr drüber schreiben“, sagte der Trainer von Alba Berlin zu den Journalisten und hielt einen amerikanischen Internet-Artikel in der Hand. Darin wundert sich der Autor am Beispiel Jan Jaglas darüber, dass immer mehr europäische Basketballspieler ihr Engagement bei den Colleges vorzeitig abbrechen wollen und zurück nach Europa gehen. Mutapcic sagt: „Was soll das?“

Jan Jagla, der im vergangenen Sommer zum erweiterten Kreis der deutschen Nationalmannschaft zählte, stammt überhaupt nicht vom College Penn State, für das er gegenwärtig spielt. Er kommt vom TuS Lichterfelde, dem Farmteam von Alba Berlin. Das Recht, so glaubt Mutapcic, sich über seinen Abgang zu beklagen, hätten eigentlich nur die Berliner. „Wir haben in drei Jahren drei Top-Spieler verloren“, sagt Mutapcic, „Misan Nikagbatse, Jan Jagla und Edwin Ofori-Attah.“ Wenigstens einen von ihnen wird er heute im Bundesligaspiel beim Mitteldeutschen BC (19.30 Uhr) in Leipzig wiedersehen. Nikagbatse trägt seit dieser Saison das Trikot der Sachsen.

Es ist auffällig, dass die Berliner in den vergangenen Jahren keinen Jugendspieler mehr ins Bundesligateam integrieren konnten. Guido Grünheid wäre ein Kandidat dafür gewesen, doch ein Kreuzbandriss verhinderte bislang in dieser Saison jeden Einsatz. Der Abgang der Talente zeigt, dass immer weniger Spieler bereit sind, den harten und nicht so lukrativen Weg als Doppellizenzspieler bei Alba und TuS Lichterfelde zu gehen. „Alba will ihn jedes Jahr“, sagt Otto Jagla, Vater von Jan Jagla. „Aber uns ist wichtig, dass er in den USA seinen Abschluss macht.“ Auch Ofori-Attah, der in North Carolina an einer High School spielt, hat sich für den amerikanischen Weg entscheiden. Beide sind damit der NBA näher. Nikagbatse wählte bei seinem Weggang vor mehr als drei Jahren die Möglichkeit, mehr Geld zu verdienen.

Manches Talent ist für Alba noch nicht ganz verloren. Jagla ist gegenwärtig in Penn State unzufrieden, seine sportliche Zukunft noch nicht sicher. Der Vater sagt: „Alles ist offen, wie jedes Jahr.“

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