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Sport: Abschied von der Eitelkeit

Mark Beaufait steht für den neuen Willen der Eisbären

Ingolstadt. Die Arena Ingolstadt ist nicht unbedingt ein Hort der Gemütlichkeit. Dass die im Herbst 2003 eröffnete Halle mit Riesenbrimborium als eines der besten Stadien der Deutschen Eishockey-Liga angekündigt wurde, ist erstaunlich. Der Bau sieht von außen verdächtig nach Einkaufszentrum aus, im Innern drängeln sich die Fans des ERC Ingolstadt auf viel zu dicht aneinander gereihten Sitzen und engen Stehtribünen. Dafür sind wenigstens die Spielerkabinen komfortabel. Doch daran lag es wohl nicht, dass Mark Beaufait sie am Sonntagnachmittag als einer der letzten bei den Eisbären verließ.

Der US-Amerikaner hatte, als viele seiner Kameraden längst ihre Ausrüstung im Berliner Mannschaftsbus verstaut hatten, das Zurückliegende noch mal für einen kurzen Moment im Stillen genossen. 4:1 hatten die Berliner gewonnen, nun führen sie in der nach dem Modus „Best of five“ gespielten Halbfinal-Serie 2:0. Ein Sieg trennt die Eisbären vom Endspiel. Dass sie so weit gekommen sind, ist auch ein Verdienst des Mark Beaufait. In beiden Spielen gegen Ingolstadt hatte der 33-jährige Stürmer das erste Tor geschossen, am Freitag auch das letzte zum 6:3-Sieg.

Mark Beaufait ist mit fünf Treffern und vier Vorlagen Topscorer der Berliner in den Play-offs. Er will das nicht hoch gejubelt sehen. „Es läuft gut bei mir, ja. Aber wir gewinnen, nicht ich“, sagt er. „Und bei aller Freude sollten wir nicht den Fehler machen, den nächsten Schritt zu übersehen.“ Beaufait wirkt sehr ernst als er das sagt. Der nächste und letzte Schritt zum Erreichen des Endspiels könnte heute erfolgen, indem die Eisbären Ingolstadt ein drittes Mal schlagen (19.30 Uhr, Sportforum, live auf Premiere). Es spricht viel dafür, nach den souveränen Siegen gegen die Bayern. „Wenn wir so denken, haben wir verloren“, sagt Beaufait. Übermütig sind sie nicht bei den Eisbären – das ist der Unterschied zum Vorjahr, als sie im Halbfinale scheiterten, weil ihre besten Spieler im wichtigsten Moment enttäuschten. Vor allem Beaufait, der als Topscorer des Teams in die Play-offs gegangen war.

Diesmal ist bislang alles anders, Beaufait und seine Landsleute David Roberts und Kelly Fairchild bilden die beste Sturmreihe der Berliner. Roberts glänzt als Vorlagengeber, Beaufait als Torschütze. Und nicht nur das: Der nur 1,75 Meter große Amerikaner ist auch ein Spielgestalter. Einer der eher unauffälligen, nicht eigensinnigen, dafür um so effektiveren Art. Auch Zweikämpfen geht er nicht aus dem Wege. Dass ihm bei den Vorderzähnen mal ein Malheur passiert ist, ist auf dem Eis unübersehbar. Dabei ist Beaufait abseits der Eisfläche eine smarte Erscheinung, zumal sein Lächeln durch die eingesetzte Brücke dann entspannter wirkt.

Keiner verkörpert besser als Beaufait die momentane Stärke der Eisbären, den erstaunlichen Willen, der die Berliner zu sechs Siegen in sechs Play-off-Spielen geführt hat. „Im Vergleich zur vergangenen Saison halten wir uns diesmal an unseren Spielplan“, sagt er. Persönliche Eitelkeiten würde niemand im Team befriedigen wollen. Beim Verlassen des Kellers der Arena Ingolstadt schaut sich Mark Beaufait noch mal um. So, als will er sagen: hier komme ich diese Saison nicht mehr hin. Er sagt: „Wir haben das Element in der Mannschaft, das es braucht, um eine Meisterschaft zu gewinnen.“

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