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Sport: Abseits des Windschattens

Jan Ullrichs Berater Pevenage wird vom T-Mobile-Team ignoriert

Lorca. Eigentlich war die Etappe ein Erfolg. Eine Minute nur verlor Radprofi Jan Ullrich auf seinen großen Konkurrenten Lance Armstrong. So wie es sein sportlicher Berater Rudy Pevenage vorausgesagt hatte vor dem Einzelzeitfahren der Murcia-Rundfahrt, das Jan Ullrich als 31. beendete. Doch seltsam war der Auftritt des deutschen Hoffnungsträgers für die im Juli beginnende Tour de France dennoch. Denn Ullrich kämpfte erstmals ohne seinen Freund und Berater Rudy Pevenage gegen die Zeit.

Nach dem Rennen gab sich Ullrich gut gelaunt. „Die Strecke war schön – und das Wetter auch“, verriet er den Journalisten und lachte. Während sein Star plauderte, lehnte Pevenage abseits an seinem grauen Mietwagen. Der umtriebige Belgier, einst vor und nach dem Rennen stets mitten im Trubel am Mannschaftswagen, ist zwar nach der Rückkehr Ullrichs ins alte Team dessen persönlicher Berater, wird aber im Umkreis der Mannschaft nicht geduldet. Eine bizarre Situation: Pevenage musste außerhalb der Absperrung den Hals recken oder sich zwischen die Fans an die Banderole drängeln, um seinen Schützling zu sehen. Das Handy ist die einzige Verbindung in den Tagen von Murcia zwischen Radprofi und Betreuer.

Pevenage wohnt nicht im Teamhotel. Er fuhr auf der ersten Etappe im Auto seines alten Freundes Vicente Belda von Kelme mit. Inzwischen hat er sich von deutschen Journalisten ein Presseschild besorgt, dass nun an seiner Windschutzscheibe klebt und ihn wenigstens ein wenig in den Windschatten seines Stars bringen soll. „Schön für Rudy“, sagte Sportdirektor Mario Kummer zu den ungewöhnlichen Fahrgelegenheiten seines ehemaligen Chefs. Warum Pevenage nicht im T-Mobile-Auto mitfahre, konnte er nicht recht beantworten. „Das geht nicht“, meinte Kummer verlegen. Offenbar gibt es eine entsprechende Anweisung von Team-Manager Walter Godefroot, der Pevenage in Feindschaft verbunden ist.

Erstmals seit dem Toursieg 1997 musste Ullrich also ohne seinen Mentor ein Einzelzeitfahren bestreiten. „Das ist schon komisch, wenn man so abseits stehen muss“, meinte Pevenage mit bitterem Lächeln. Er hat zwar einen Zwei-Jahresvertrag von T-Mobile, aber vor, während und nach dem Rennen nichts zu sagen. „Ich will der Mannschaft nicht reinreden“, sagt Pevenage. Es scheint, als würde er auf ein Machtwort Jan Ullrichs warten.

Hartmut Scherzer

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