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Sport: Abseits ist nicht strafbar

57. Minute in Bochum: Beim Zuspiel auf Marco Pantelic steht Herthas Stürmer Christian Gimenez klar im Abseits.

57. Minute in Bochum: Beim Zuspiel auf Marco Pantelic steht Herthas Stürmer Christian Gimenez klar im Abseits. Dieser läuft ein paar Meter und spielt den Ball seinem Sturmpartner zu, der – nun nicht mehr im Abseits stehend – den Ausgleich erzielt. Herthas Spieler jubeln, die Bochumer protestieren. Zu Recht, Herr Amerell?

Nein, beim Abseits wird jeder Spielzug neu bewertet. Wenn der Ball von A nach B und von B nach C gespielt wird, sind das zwei Spielzüge. Gimenez stand bei dem Zuspiel, bei dem er mit seinem Treffer ins Spiel eingegriffen hat, nicht im Abseits. Also war der Treffer korrekt.

Grundsätzlich ist Abseits nicht strafbar, es gibt weder passives noch aktives Abseits, obwohl diese Ausdrücke oft verwendet werden. Es gibt nur strafbares und nicht strafbares Abseits. Immer dann, wenn der Spieler ins Spiel eingreift oder durch seine Stellung einen Vorteil erzielt, muss der Schiedsrichter abpfeifen. Einen Vorteil erzielt er dann, wenn er den Gegenspieler oder den gegnerischen Torwart durch seine Stellung irritiert oder mit Worten ablenkt. Er greift auch dann ins Spiel ein, wenn der Ball vom Pfosten abprallt oder vom Torwart zu ihm kommt. Das ist noch kein neues Zuspiel.

Inzwischen schulen Trainer ihre Spieler, sich absichtlich ins Abseits zu stellen. Auf diese Weise binden sie Abwehrspieler. Wenn der Pass kommt, greift der im Abseits stehende Spieler nicht ein, sondern überlässt den Ball einem Mitspieler, der aus der zweiten Reihe angespurtet kommt. Das ist regelkonform, für die Schiedsrichter aber extrem schwierig zu bewerten. Manchmal heben Abwehrspieler die Hände und reklamieren lautstark – auch um die Entscheidung des Schiedsrichters zu beeinflussen. Um so eine Situation richtig zu bewerten, brauchen die Schiedsrichterassistenten eine große Portion Erfahrung und Können. Denn sie müssen mit dem linken Auge den abspielenden Spieler beobachten und mit dem rechten Auge den Angreifer.

Manfred Amerell

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