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Die echte Schale. Piszczek ist mit dem BVB Meister geworden, die alten Kollegen mussten sich mit der Felge begnügen. Foto: dpa

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Sport: Absteiger, Meister, Absteiger

Was ist eigentlich aus den Spielern geworden, die Hertha BSC vor einem Jahr verlassen haben? Nicht alle waren so erfolgreich wie Lukasz Piszczek in Dortmund

Jürgen Klopp musste krachend lachen. Der Trainer von Borussia Dortmund war gerade mit der Nachricht konfrontiert worden, dass seine Mannschaft den schlechtesten Einwerfer der Liga in ihren Reihen hat. Kein Spieler hat den Ball häufiger zum Gegner geworfen als Lukasz Piszczek. Klopp hat diese Bilanz damit verteidigt, dass der Rechtsverteidiger eben so weit werfe wie wenige andere und darunter naturgemäß die Präzision leidet. Auch sonst hat er wenig zu mäkeln. Anfangs noch Ersatz für Patrick Owomoyela, hat der Pole die Position in der Viererkette nach dessen Verletzung zur allgemeinen Zufriedenheit ausgefüllt. 33 Spiele hat Piszczek für den neuen Deutschen Meister bestritten, seit dem siebten Spieltag stand er beim BVB immer in der Startelf. Nicht schlecht für einen, der vor einem Jahr noch mit Hertha BSC aus der Bundesliga abgestiegen ist. Lukasz Piszczek hat die Extreme erlebt. Was aber ist eigentlich aus den anderen Spielern geworden, die Hertha nach dem Abstieg verlassen haben?

Florian Kringe, Borussia Dortmund

Kringe ist auch Meister geworden, allerdings hat er dazu nicht allzu viel beigetragen. Nach seinem Mittelfußbruch, den er sich noch in Berlin zugezogen hat, brauchte der Mittelfeldspieler fast die komplette Saison, um wieder fit zu werden. Auf zwei Einsätze ist er in der Endphase der Spielzeit noch gekommen – in der U 23 des BVB. Am letzten Spieltag gehörte er bei den Profis erstmals zum Kader, eingewechselt wurde er nicht. Kringe darf den Verein im Sommer verlassen, obwohl sein Vertrag noch ein Jahr läuft.

Theofanis Gekas, Eintracht Frankfurt

Der Grieche hat das Double perfekt gemacht: Ein Jahr nach Hertha BSC ist er auch mit Frankfurt aus der Bundesliga abgestiegen. Wobei der Absturz in dieser Saison noch dramatischer war – auch und vor allem für Gekas. Zur Winterpause führte er mit 14 Treffern die Torschützenliste an. In der Rückrunde traf er nur noch zwei Mal. Nach dem halben Jahr in Berlin verfestigt sich damit der Eindruck: Rückrunde kann Gekas einfach nicht.

Arne Friedrich, VfL Wolfsburg

Ihm wäre es beinahe so ergangen wie Gekas, am letzten Spieltag aber rettete sich Friedrich mit Wolfsburg noch vor dem Abstieg. Der Nationalspieler war nach dem Spiel in Hoffenheim von den psychischen Strapazen gezeichnet. Trainer Magath hatte sogar darüber nachgedacht, den Innenverteidiger für die entscheidende Begegnung aus der Startelf zu nehmen, entschied sich dann aber anders. Friedrich hat ein aufregendes Jahr hinter sich: Dem Abstieg mit Hertha folgte eine grandiose WM, anschließend verpasste er wegen einer Bandscheibenoperation die komplette Hinrunde. Anfang des Jahres stabilisierte er die wacklige VfL-Defensive, ehe er selbst mit in den Abwärtssog geriet.

Cicero, VfL Wolfsburg

Spielte bei den Wolfsburgern eine mäßige Saison, hatte aber letztlich entscheidenden Anteil am glücklichen Klassenerhalt. Gleich nach seiner Einwechslung im Saisonfinale gegen Hoffenheim leitete Cicero mit einem tödlichen Pass das 1:1 von Mandzukic ein, das die Wende brachte und den VfL damit vor dem GAU bewahrte. Der Mittelfeldspieler (21 Einsätze, ein Tor) muss trotzdem um seine Weiterbeschäftigung beim VfL bangen. Es ist fraglich, ob der Klub den Brasilianer für 2,7 Millionen Euro fest vom Tombense Futebol Clube verpflichten will.

Jaroslav Drobny, Hamburger SV

Die gute Nachricht vorweg: Drobny ist die klare Nummer eins beim Hamburger SV, darauf hat sich Trainer Michael Oenning festgelegt. Die schlechte: Der Tscheche musste darauf ein Jahr länger warten als erhofft. In dieser Saison konnte Drobny den 37 Jahre alten Frank Rost noch nicht verdrängen. Lediglich Mitte der Hinrunde durfte er fünf Spiele bestreiten, weil der damalige Trainer Armin Veh den Torhüter einmal unter Wettkampfbedingungen begutachten wollte. Zu der ziemlich verpfuschten Saison passte es, dass Drobny sich im März den Daumen gebrochen hat und mehrere Wochen ausfiel.

Gojko Kacar, Hamburger SV

Der Serbe hat eine gewisse Zeit gebraucht, um sich bei seinem neuen Klub, dem Hamburger SV, zurechtzufinden. Seit Beginn der Rückrunde ist er Stammspieler – wenn auch in anderer Rolle als bei Hertha. Kacar (23 Einsätze, zwei Tore) spielt beim HSV inzwischen vornehmlich in der Innenverteidigung.

Maximilian Nicu, SC Freiburg

Spielte in Herthas Abstiegssaison so gut wie gar keine Rolle mehr – und blieb trotzdem erstklassig. Nicu kam beim SC Freiburg unter, bestritt 23 Spiele und bereitete fünf Tore vor.

Artur Wichniarek, FC Ingolstadt

Wenn Artur Wichniarek geglaubt hat, dass es für ihn nicht mehr schlimmer kommen könne als bei Hertha, dann ist er in dieser Saison böse enttäuscht worden. Der Stürmer hat ein bitteres Jahr hinter sich. Im November löste er den Vertrag bei seinem Heimatverein Lech Posen auf, im Januar unterschrieb er beim FC Ingolstadt, doch auf sein Debüt für den Zweitligisten muss Wichniarek wegen einer Rückenverletzung bis heute warten. So bleibt als Höhepunkt der Spielzeit das Tor gegen Inter Baku in der Champions-League-Qualifikation. Es war sein einziges.

Timo Ochs, 1. FC Nürnberg

Der Torhüter musste sich wie schon bei Hertha wieder als Notnagel verdingen, diesmal beim 1. FC Nürnberg. Im Dezember erhielt der vereinslose Ochs einen Vertrag zum Saisonende, weil Nürnbergs dritter Torhüter langfristig ausgefallen ist. Zu mehr als neun Einsätzen in der U 23 reichte es jedoch nicht. Ab sofort steht er für Hilfseinsätze wieder zur Verfügung.

Marc Stein, FSV Frankfurt

„Eine einzige Enttäuschung“, hat die „Frankfurter Neue Presse“ in ihrer Saisonbilanz über Marc Stein geurteilt. Der Außenverteidiger bestritt zehn Spiele für den Zweitligisten, nur vier Mal stand er in der Startelf. Steins Vertrag läuft zwar noch, ihm wurde aber bereits nahegelegt, den Verein zu verlassen.

Amine Chermiti, FC Zürich

Der Tunesier, von Lucien Favre verpflichtet, ist nach einem Intermezzo in Saudi- Arabien bei Favres früherem Klub FC Zürich untergekommen. Am Wochenende hat der FCZ durch eine Niederlage im Derby gegen Grasshopper wohl seine Titelchance verspielt. Zwei Spieltage vor Schluss liegen die Züricher drei Punkte hinter Tabellenführer und Titelverteidiger FC Basel zurück. Chermiti erzielte in 17 Einsätzen neun Tore und ist damit gefährlichster Stürmer seines Teams.

Rasmus Bengtsson, Twente Enschede

Der Schwede kann auf eine beachtliche persönliche Statistik verweisen: Bengtsson hat die Saison ohne Niederlage beendet. Allerdings kam der Innenverteidiger auf nur 16 Einsätze für Twente Enschede, zehn in der Liga, vier im Pokal und zwei in der Champions League. Den größten Moment erlebte Bengtsson im Pokalfinale gegen Ajax, als er in der Verlängerung eingewechselt wurde. Twente gewann nach 0:2 noch 3:2. Im letzten Meisterschaftsspiel, als Enschede gegen Ajax den Titel verspielte, saß Bengtsson nur auf der Bank.

Nemanja Pejcinovic, OGC Nizza

Der Serbe ist mit OGC Nizza noch nicht gerettet. Zwei Spieltage vor Schluss liegt die Mannschaft nur zwei Punkte vor der Abstiegszone. Trotzdem kann Pejcinovic mit der Saison mehr als zufrieden sein. Sein Trainer hält große Stücke auf ihn. Eric Roy wollte den Verteidiger schon verpflichten, bevor der sich für Hertha entschied. „Er hat eine Mentalität, wie ich sie liebe“, sagt Roy. Pejcinovic stand in 30 (von bisher 36) Spielen in der Startelf und erzielte ein Tor. Immerhin sicherte es dem OGC einen 1:0-Sieg gegen Sochaux.

Steve von Bergen, AS Cesena

Besser hätte die Saison für Steve von Bergen und den AS Cesena kaum beginnen können. Zu seinem Heimdebüt in der Serie A empfing der Aufsteiger den AC Milan, der Außenseiter siegte 2:0, war nach dem dritten Spieltag sogar Tabellenführer und hat bereits vor dem letzten Spiel den Klassenerhalt sicher. Von Bergen war in Cesena von Beginn an Stammspieler, allerdings ist die Saison für den Schweizer wegen einer Oberschenkelverletzung vorzeitig beendet. Zuvor hatte er lediglich zwei Spiele wegen Platzverweisen verpasst.

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