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Sport: Abstiegskampf: Stuttgart weint online

Felix Magath kennt die Einsamkeit des Trainers im Abstiegskampf. Er redet und redet und keiner hört zu.

Felix Magath kennt die Einsamkeit des Trainers im Abstiegskampf. Er redet und redet und keiner hört zu. Die Spieler des VfB Stuttgart vielleicht schon, der Rest weniger. "Es geht ums Überleben", sagt der Trainer. "Das müssen alle begreifen. Wir gewinnen". Sein Optimismus hilft nicht viel. Genauso wenig wie die PR-Arbeit von Manager Rolf Rüssmann, der sagt: "Der ist windgegerbt, der hatte schon ganz andere Baustellen, der steht wie eine Eins."

Vor dem Spiel heute gegen den VfL Wolfsburg lässt die Abstiegsangst keine Vorfreude zu, es ist eine Mischung aus Galgenhumor und Lethargie. Eine Niederlage, so glauben viele in Stuttgart, und alles ist aus. Beim Musiksender "big fm" schwingt Verzweiflung mit. Die Redakteure wollen bis zum nächsten VfB Sieg auf Sex verzichten. "Der Druck ist für alle groß", stellte die "Stuttgarter Zeitung" süffisant fest.

Der neue Trainer hat es schwer. Im Chatroom im Internet, in den Leserbriefspalten der Gazetten, kommt der neue Trainer nicht gut weg. "Magath macht alles kaputt", steht da. Dabei hat er mit seiner Arbeit noch gar nicht richtig angefangen. Eine Zeitung hat eine Satire-Ecke eingerichtet: "Wellness mit Felix." Magaths Training wird nach Kräften veräppelt, weil er und die Spieler mal eine halbe Stunde am Stück laufen.

Im Internet hat sich auch Publikumsliebling Roberto Pinto beschwert. Direkt über seine Rolle als Bankdrücker, indirekt über Magath, der lieber auf Kristijan Djordjevic setzt. "Dann gehe ich weg, ich habe alle Möglichkeiten", schrieb Pinto. Im Chatroom herrschte Stau. Die Empörung des Anhangs stieg. Dabei überlegt Pinto schon lange, und Hertha BSC hat nicht erst seit Magath ein Millionenangebot auf den Tisch gelegt. Heute könnte den neuen Trainer im Stadion eine eisige Stimmung empfangen, die erst auftaut, wenn er siegt. Magath aber spielt vor den Kameras den Tapferen, nur Rüssmann erzählt um Verständnis heischend, wie es hinter der Fassade aussieht: "Diese Trainingssatire berührt ihn. Er glaubt, dass ihm die Arbeit schwer gemacht wird. Die Zweifel müssen aufhören."

Den Fotografen, die bei Wind und Wetter neben dem Trainingsplatz hocken, glaubt keiner, wenn sie erzählen, dass Magath oft mit dem Ball üben lässt. Das schlechte Image klebt an ihm wie ein lästiges Pflaster. Bis zum ersten Sieg, dann könnte Felix Magath in Stuttgart doch noch zum umjubelten Retter werden oder er muss wieder die Flucht ergreifen.

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