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Fast alles festgehalten. Mit Mönchengladbachs Torwart Marc-Andre ter Stegen hatte Bayern Münchens Mario Gomez (rechts) wenig Spaß. Foto: Reuters

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Sport: Achtzigmal vor der Linie

Gladbachs ter Stegen brilliert gegen die Bayern.

München - Ein Mann der großen Worte ist Marc-André ter Stegen wahrlich nicht. Der 20-Jährige beherrscht in Interviews die gesamte Klaviatur der Fußballer-Floskeln, was ihm eine für sein Alter erstaunliche Unnahbarkeit verleiht. Dies ist jedoch nur eine der wenigen Charaktereigenschaften, die den jungen Gladbacher Torwart von seinem großen Vorbild Oliver Kahn unterscheiden. Am Freitagabend in München, an dem Ort, wo der ehemalige „Titan“ des deutschen Fußballs über zehn Jahre erfolgreich wirkte, war ter Stegen mit seiner Leistung seinem Idol jedoch wieder ganz nahe.

Es waren ter Stegens teils spektakuläre Paraden, die den FC Bayern München zur Verzweiflung trieben und Borussia Mönchengladbach zum Hinrundenabschluss ein respektables, jedoch glückliches 1:1 sicherten. „Wieder einmal hat ein Torwart hier überragend gehalten“, sagte Uli Hoeneß nach der Partie, auch wenn in seinen Worten mehr Anerkennung als Zerknirschtheit lag.

Die Karriere von Marc-André ter Stegens kannte seit seinem Bundesligadebüt im April 2011 – Gladbach steckte tief im Abstiegskampf und ter Stegen war erst 18 Jahre alt – nur eine Richtung: die nach oben. Er durchlebte die nervenaufreibende Relegation gegen den VfL Bochum, war dann einer der Gesichter der spektakulären Auftritte der vergangenen Saison. Namhafte Klubs aus Europa haben ihn auf dem Zettel, so hieß es, Bundestrainer Joachim Löw nominierte ihn kurz vor der Europameisterschaft für die Nationalmannschaft. Ein unglücklicher Auftritt im EM-Vorbereitungsspiel gegen die Schweiz (3:5) kostete ihn allerdings die Teilnahme am Turnier. In den ersten Wochen der aktuellen Spielzeit erlaubte er sich auch noch einige Patzer, bei der Kaderbekanntgabe für die WM-Qualifikation fiel sein Name dann nicht mehr. Schwere Zeiten für einen ehrgeizigen jungen Profi, die ihm sichtlich zusetzten.

Die Komplimente nun nach seiner Leistung in München müssen demnach heilendes Balsam gewesen sein. Ihm sei es „relativ egal“, welche seiner Rettungsaktionen nun die beste gewesen sei, sagte ter Stegen. So ganz aus seiner Haut kann er dann doch nicht, auch wenn seine strahlenden Augen und sein Lächeln von seinem Innenleben mehr verrieten als verbargen.

Die Münchner spielten so dominant wie in der gesamten Hinrunde. Was fehlte, war lediglich in einigen Szenen die letzte Konsequenz im Torabschluss. Kombinierten sich Franck Ribéry und seine Offensivkollegen dann doch einmal durch die vielbeinige und engmaschige Abwehr von Mönchengladbach, war immer wieder bei ter Stegen Endstation.

26 Torschüsse flogen auf das Tor der Gladbacher, 33 Flanken segelten in den Strafraum, dazu 14 Eckstöße – das Tor durch Xherdan Shaqiri fiel jedoch nach einem kapitalen Lapsus des Ex-Herthaners Thorben Marx, der vorm eigenen Strafraum quer spielte. Dass die Statistik nach Spielende Marc-André ter Stegen als den Borussen mit den meisten Ballkontakten (81) auswies, unterstrich seine Leistung und den Spielverlauf. „In München hat man eben viel zu tun“, bemerkte er trocken. Manchmal braucht es einfach keiner großen Worte. Mike Lukanz

Mike Lukanz

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