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Fußball-WM-Qualifikation - Uruguay -Kolumbien   3:1

© dpa

Adrian Ramos: Enttäuscht, aber unverletzt

Adrian Ramos war bei Kolumbiens Niederlage in Uruguay einer der besten Spieler. Am Samstag könnte er in Mainz sein Bundesliga-Debüt für Hertha geben.

Niedergeschlagen und tief enttäuscht verließ Adrian Ramos die Katakomben des altehrwürdigen Stadions Centenario in Montevideo. Die größte kolumbianische Tageszeitung „El Tiempo“ hatte ein paar tröstende Worte für den Neuzugang von Hertha BSC übrig. Ramos gehörte bei der bitteren 1:3 (0:1)-Niederlage seiner Nationalmannschaft in Uruguay zu den auffälligsten Akteuren auf dem Platz: „Er war der Beste aus der Startelf und in der ersten Halbzeit die einzige Option“, kommentierte das Blatt in seiner gefürchteten Einzelkritik am Donnerstag. Kolumbien darf sich in der südamerikanischen WM-Qualifikationsrunde angesichts der Ergebnisse der Konkurrenz kaum noch Hoffnungen auf eine Teilnahme an der WM 2010 in Südafrika machen.

Herthas Trainer Lucien Favre war vor allem froh, dass sein neuer Stürmer den Ausflug ans andere Ende der Welt schadlos überstanden hatte. Anders als Kapitän Arne Friedrich, der mit einer Zerrung ein paar Tage ausfallen wird, und Mittelfeldspieler Gojko Kacar, der zur Pause des Spiels seiner Serben gegen Frankreich wegen eines Schlages aufs Bein ausgewechselt wurde. Friedrich kann auf keinen Fall am Samstag im Bundesligaspiel beim FSV Mainz 05 spielen, bei Kacar muss man abwarten. Er hat ein Hämatom am Oberschenkel. „Eine Entscheidung fällt gegebenenfalls erst kurz vor dem Spiel“, sagt Mannschaftsarzt Ulrich Schleicher.

Ein Bundesliga-Debüt von Ramos ist keinesfalls ausgeschlossen. Am Freitagmittag wird er in Berlin erwartet, und wenn der lange Flug nicht allzu viel Müdigkeit verursacht, wird Ramos die Reise nach Mainz wohl antreten. „Aber wir dürfen nichts übereilen“, sagt Trainer Favre. „Er hat noch nicht mit der Mannschaft trainiert, und es bringt uns nichts, wenn er müde ins Spiel geht, einen falschen Schritt macht und sich verletzt.“ Nein, eine DVD von Ramos’ Spiel habe er noch nicht gesichtet, „ich hatte noch keinen Kontakt zu ihm, aber wenn die kolumbianischen Zeitungen so gut über ihn schreiben, kann er ja nicht so schlecht gewesen sein.“ Der 23 Jahre alte Stürmer, der am Samstag gegen Ekuador nur auf der Tribüne gesessen hatte, versuchte in der hektischen Atmosphäre vor allem über die linke Angriffsseite mit seinen Dribblings Druck zu entwickeln. Weil ihm aber die Unterstützung seiner Nebenleute fehlte, blieb er oft in Uruguays dicht gestaffelter Hintermannschaft hängen. Seine beste Szene hatte Ramos in der 71. Minute, als er den vermeintlichen 2:1-Führungstreffer erzielte. Der Schiedsrichter aber hatte den Stürmer bei seinem gezielten Flachschuss knapp im Abseits gesehen.

Der Wechsel des begabten Stürmers nach Berlin hat in Kolumbien einiges Aufsehen erregt. Die Familie des in den USA inhaftierten ehemaligen Kopfes des Cali-Kartells Miguel Rodriguez reagierte auf die Berichterstattung in Deutschland über die möglichen Ermittlungen der US-amerikanischen Drogenfahndung gegen Ramos’ früheren Klub America de Cali. In einer dem Tagesspiegel zugespielten E-Mail der Familie heißt es: Die Familie stelle keinerlei Ansprüche auf die beim Ramos-Transfer geflossenen Millionen und erwarte auch keine Zahlungen seitens des Klubs. Es gebe mittlerweile keine Kontakte mehr zum Verein.

America de Cali steht wegen des Einflusses des von den Brüdern Rodriguez in den neunziger Jahren geführten Cali-Kartells auf einer schwarzen Liste der US-amerikanischen Drogenfahndung, die besonders Geldströme aus dem Drogenhandel überwacht. Nach kolumbianischen Medienberichten wird der Klub auch weiterhin mit kolumbianischen Kokainkartellen in Verbindung gebracht.

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