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Sport: Agali pokert, Hansa gewinnt

ROSTOCK .Der wichtigste Mann hätte eigentlich gar nicht da sein dürfen.

Von Markus Hesselmann

ROSTOCK .Der wichtigste Mann hätte eigentlich gar nicht da sein dürfen.Victor Agali, an den jüngsten beiden Siegen seines Teams mit Toren und Vorlagen maßgeblich beteiligt, sollte in diesem Tagen nicht in Rostock für den FC Hansa, sondern in Nigeria für sein Land auflaufen.Nicht in der Fußball-Bundesliga, sondern bei der Junioren-WM.Nicht gegen Deutschland, sondern gegen Dortmund."Ich habe gepokert", sagt Agali.Denn wenn ein aufstrebender Fußballer schon in jungen Jahren den Ruf seines Landes ignoriert, dann kann die internationale Karriere schneller vorbei sein, als er denkt.Gerade in Afrika wird so etwas genau registriert.Und in Rostock konnte der Zwanzigjährige nun wirklich nicht damit rechnen, sich in dieser Saison noch besonderen Ruhm zu erspielen.Trotzdem war sich Agali sicher, daß "mein Team mich in dieser Situation braucht".Die Verbandsgewaltigen in Nigeria haben das schließlich verstanden, die Fans in Rostock inzwischen auch.

Das war lange Zeit anders."Nicht der schon wieder", haben viele gejammert, wenn Victor Agali wieder einmal als Joker im Rostocker Sturm gebracht wurde.Zuviele Chancen brauchte er, zu ungeschickt wirkte der Schlaks in mancher Situation, zu lässig trabte er zuweilen übers Feld.Einmal fühlte sich der damalige Hansa-Trainer Ewald Lienen sogar bemüßigt, sich öffentlich zu entschuldigen, weil er Agali eingewechselt hatte."Wir standen danach mit einem Mann weniger auf dem Platz", sagte der enttäuschte Lienen, der Agali vor dieser Saison vom französischen Zweitligisten SC Toulon nach Rostock geholt hatte.

Besonnenere Beobachter als die oft ungeduldigen Rostocker Fans hatten allerdings das Talent Victor Agalis schon längst erkannt.Nicht umsonst hatte der FC Hansa den jungen Afrikaner gleich einen Fünf-Jahres-Vertrag unterschreiben lassen - als erster Spieler überhaupt in dem mecklenburgischen Klub."Ich habe immer an Victor geglaubt.Sein jetziger Erfolg hat mich im Gegensatz zu den vielen Kritikern nicht überrascht", sagt Andreas Zachhuber, einst Assistent und jetzt Nachfolger Ewald Lienens als Rostocker Trainer.Zachhuber hatte Agali stets ermuntert, mehr deutsch zu lernen und sich stärker in die Mannschaft zu integrieren.Durch einige Einsätze im Amateur-Team des FC Hansa verschaffte Zachhuber seinem Nachwuchsmann zudem die so dringend benötigte Spielpraxis."Das hat mir geholfen", sagt Agali.

Gegen Bremen und Dortmund durfte er dann endlich von Anfang an ran - und zahlte den Vertrauensvorschuß mit Toren und Vorlagen zurück.

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