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Verteidigen und werfen. Und trainieren, trainieren, trainieren. Akeem Vargas will sich bei Alba langfristig durchsetzen, sein Vertrag läuft über zwei Jahre.

© Kai-Uwe Heinrich

Alba Berlin gegen Würzburg: Akeem Vargas: Freiwilliger vorn

Akeem Vargas hat sich als Shooting Guard und Small Forward ins Alba-Team gekämpft. Gegen die Würzburg Baskets will sich der Neuzugang erneut beweisen.

Leicht ablenken lässt sich Akeem Vargas jedenfalls nicht. Eine Stunde vor Alba Berlins Spiel im Champions Cup üben die Cheerleader in der Mitte des Parketts ihre Tanzschritte, das Licht in der Arena am Ostbahnhof geht aus, dann wieder an, der DJ schickt satte Beats durch die Soundanlage der Halle. Vargas wärmt sich vor seinem ersten Pflichtspiel als Alba-Profi konzentriert auf, allein, schon lange vor dem Sprungball. Er wirft, dribbelt auf der Stelle, läuft im Halbdunkel an der Grundlinie auf und ab, um die Choreographie der Cheerleader nicht zu stören. Zum Sieg gegen den Deutschen Meister steuert der 23-Jährige anschließend zwei Dreipunktewürfe und acht Punkte bei. Seitdem sind drei Wochen vergangen – die Vargas nahezu perfekt genutzt hat. Wenn die Berliner in der Basketball-Bundesliga heute in Würzburg antreten (20 Uhr, live bei Sport1), dürfte er zum dritten Mal in Folge in Albas Startformation stehen.

In der vergangenen Saison spielte Vargas, der als Shooting Guard und Small Forward eingesetzt werden kann, noch bei Göttingen in der Zweiten Liga, der ProA. Dass er jetzt in kurzer Zeit eine nicht unerhebliche Rolle im Team von Sasa Obradovic einnimmt, ist erstaunlich – allerdings nicht für Vargas selbst. „Ich glaube an harte Arbeit. Insofern war das nicht überraschend für mich, weil ich auch viel dafür tue“, sagt der Sohn einer Deutschen und eines US-amerikanischen Soldaten. Seine bislang beste Leistung zeigte Vargas am Dienstag in Bonn, als er im Eurocup 13 Punkte erzielte und bei drei Versuchen von der Dreipunktelinie drei Mal traf.

Bereits vor seinem Ausflug in die Zweite Liga spielte Vargas in der Bundesliga (BBL), war in Tübingen zwei Jahre lang aber eher Statist als Stütze. Deswegen entschied er sich für den Umweg über die unterklassige ProA. „Den Weg über Göttingen habe ich so verstanden: ein Schritt zurück, zwei nach vorne“, sagt Vargas. „Aber seien wir ehrlich: Bei Alba zu spielen, ist mehr als zwei Schritte nach vorne.“ Nach einem starken Jahr in Göttingen und der Auszeichnung als „Youngster des Jahres“ bemühten sich insgesamt neun BBL-Klubs in diesem Sommer um den 1,92 Meter großen Vargas. „In den Gesprächen mit den Vereinen waren meine ersten Fragen: Kann ich immer in die Halle, um zu trainieren? Ist ein Coach da, um mich dabei zu betreuen?“, sagt Vargas.

Trainieren, trainieren, trainieren. Vargas will sich durchsetzen.
Trainieren, trainieren, trainieren. Vargas will sich durchsetzen.

© Kai-Uwe Heinrich

Durch viele Extra-Einheiten – zum Beispiel eine Stunde lang werfen, 500 bis 600 Treffer – will sich Vargas weiter verbessern. Bereits drei Wochen vor dem Start in die Saisonvorbereitung zog er freiwillig nach Berlin, um mit Assistenztrainer Mauricio Parra intensiv zu arbeiten. Wo seine Schwächen liegen, will Vargas nicht sagen, Parra ist da offenherziger. „Wir haben am Dribbling mit seiner linken Hand gearbeitet, dem Ballhandling generell und unter Druck sowie an der Mechanik seines Wurfs“, sagt Albas Co-Trainer. Lediglich seine Defensive habe keinerlei Einzeltrainings bedurft. So kommt Vargas die klassische Nachwuchs-Rolle bei Alba zu, die einst auch sein damaliges Idol Nino Garris ausfüllte: hart verteidigen, offene Würfe treffen. Und trainieren, trainieren, trainieren.

„Mit der Zeit wird er auch eine kreativere Rolle bekommen“, sagt Trainer Obradovic. Für die ist derzeit noch der US-Amerikaner Reggie Redding vorgesehen, der für Vargas zunächst aus der Startformation gerutscht ist. Das Trainerteam will so zu Spielbeginn maximalen Druck in der Verteidigung erzeugen und mit Reddings Einwechslung das spielerische Level auch später hoch halten. Dass Vargas konstant stark spielen kann, muss er auch heute bei den noch sieglosen Würzburgern beweisen. „Jeder Tag ist für mich ein Kampf“, sagt er „Ich will Sasa zeigen, dass er mich spielen lassen kann.“ Bislang hat aber selbst der chronisch unzufriedene Obradovic nur sehr wenig an Akeem Vargas auszusetzen. Lars Spannagel

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