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Sport: Alba Berlin: Außenseiter in Athen

Einen Tag danach rätselt die Basketball-Bundesliga noch immer, wie es kommen konnte, dass die Mannschaft von Alba Berlin im Achtelfinale des DBB-Pokals die Segel streichen musste. Das hatten die WiredMinds Tübingen, Spitzenreiter der zweiten Liga Süd, am Sonntag mit 87:84 (47:45) zuwege gebracht.

Einen Tag danach rätselt die Basketball-Bundesliga noch immer, wie es kommen konnte, dass die Mannschaft von Alba Berlin im Achtelfinale des DBB-Pokals die Segel streichen musste. Das hatten die WiredMinds Tübingen, Spitzenreiter der zweiten Liga Süd, am Sonntag mit 87:84 (47:45) zuwege gebracht.

Empfindet die Konkurrenz ein bisschen Schadenfreude oder Erleichterung? Gunnar Wöbke, Manager des Pokalverteidigers Skyliners Frankfurt, verneint dies: "Auf keinen Fall. Alba hat eine tolle Mannschaft, führt die Bundesliga verlustpunktfrei an und ist international das deutsche Vorzeigeteam. Es ist schade, dass der Favorit in diesem Wettbewerb ausgeschieden ist, aber es zeigt auch, wie spannend unsere Sportart ist und wie stark auch die zweite Liga spielt. Wir sehen das Scheitern mit einem weinenden und einem lachenden Auge."

Die Frankfurter, die im zurückliegenden Pokalfinale die Berliner überraschend bezwingen konnten, hatten wegen Albas Ligadominanz und wegen der Binsenweisheit "Im Pokal ist alles möglich" die Pokalverteidigung ohnehin nicht als Saisonziel deklariert. "Unser Ziel war, das Final Four zu erreichen. Daran hat sich auch durch Albas Ausscheiden nichts geändert." Richtig sei aber, "dass nun die Aussichten aller im Pokal Verbliebenen entscheidend gestiegen sind."

Für Alba ist die Niederlage "ärgerlich, weil es gerade im Pokal passiert ist", wie Alba-Manager Carsten Kerner sagt. Denn der Pokalgewinn war neben der Meisterschaft und dem Erreichen des Viertelfinals in der Europaliga eines von drei erklärten Saisonzielen der Berliner. Dass man irgendwann in Deutschland auch mal als Verlierer vom Parkett gehen würde, das sei klar gewesen. Das sei nun mal im Sport mit seinen Unwägbarkeiten so. Kerner ist überzeugt, dass die Panne in Tübingen "nicht passiert wäre, wenn wir zuvor die Ligapartie gegen Hagen verloren hätten. Dann wären Konzentration und Einstellung beim spielstarken Zweitligisten sicherlich vorhanden gewesen."

Dass Alba binnen 68 Stunden - vorher gegen Moskau und Hagen - die dritte Partie zu absolvieren hatte, sei nicht der Hauptgrund für den Ausrutscher gewesen, sondern eher eine fehlende Einstellung. "Die Mannschaft war auf Tübingen taktisch vorbereitet, hatte die nötigen Informationen. Doch wenn man als Favorit nicht von Anbeginn zeigt, wer Chef ist, kann man schnell Probleme bekommen." Alba hätte sich in Tübingen nie richtig absetzen können. Und in der Schlussphase vor 2000 frenetischen Zuschauern seien einige Berliner Spieler dann verunsichert gewesen, während die "Tübinger das Spiel ihres Lebens machten."

Für die Akteure des Deutschen Meisters bleibt wenig Zeit, lange nach Ursachen des Versagens zu forschen. Denn am Donnerstag steht Alba die nächste Aufgabe bevor. In der Europaliga erwartet Panathinaikos Athen die Berliner, die diesmal den Part des Außenseiters übernehmen. Kerner: "Vielleicht liegt uns diese Rolle besser, zumal Athen auch ein paar Probleme plagen."

Doch schon 48 Stunden später, am Sonnabend (15.30 Uhr) in der Schmeling-Halle, ist der Bundesligaalltag angesagt. Der Tabellenfünfte MBC Weißenfels erscheint mit nahezu 1000 Anhängern. "Albas Pokalniederlage, die ich erst nicht glauben wollte, passt uns nicht ins Konzept", erläutert MBC-Manager Ingo Wolf. Denn nun werde Alba wieder voll konzentriert ins Spiel gehen und sich keine Nachlässigkeiten erlauben. "Wir hatten eigentlich die Absicht, hier alles zu tun, um für eine Überraschung zu sorgen. Das hat uns aber Tübingen leider vorweg genommen." Wenn Alba nun auch gewarnt sei, werde Weißenfels sich aber keinesfalls mit der Rolle des Punktelieferanten zufrieden geben. Die Pokalsensation habe gezeigt, "dass im Sport immer wieder mal der Kleine den Großen stürzen kann und das Wort von den eigenen Pokalgesetzen kein Worthülse ist".

Ernst Podeswa

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