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Albas Robert Lowery (links) übernahm gegen Frankfurt als einer von wenigen die Verantwortung.

© dpa

Play-offs gegen Frankfurt: Alba Berlin hofft auf die Primärtugenden

Alba Berlin muss nach der schwachen Vorstellung gegen die Frankfurt Skyliners gegen das frühe Play-off-Aus ankämpfen.

Es hat schon Jahre gegeben, in denen Alba Berlin großspuriger in die Play-offs gestartet ist. Da wurde in eine Lounge in der Arena am Ostbahnhof geladen, auf dem Videowürfel flimmerte der offizielle Trailer zu den Play-offs, auf T-Shirts prangte der eigens kreierte Play-off-Slogan. In diesem Jahr saßen alle auf Turnbänken in der eigenen Trainingshalle. Ein Motto, ein Trailer? Fehlanzeige. Von „Arbeitsatmosphäre“, hatte Geschäftsführer Marco Baldi gesprochen vor der Abfahrt in ein Trainingslager nach Kienbaum. Die neue Intimität konnte man als Annehmen der Außenseiterrolle interpretieren oder als fehlenden Eigenglauben an einen langen Marsch durch die Institution Play-offs. Es sei kein Drama, wenn man das erste Spiel verliere, hatte Coach Sasa Obradovic gesagt, er gehe von einer langen Serie über fünf Spiele aus.

Doch wenn man derart ernüchternd verliert, wie Alba beim 64:83-Auftakt am Samstagabend in Frankfurt, dann sieht alles nach einer dramatisch kurzen Serie über drei Spiele aus. Verliert Alba am Mittwoch daheim, droht am kommenden Samstag in Hessen bereits das Saisonende. Positiv ausgedrückt könnte man sagen, dass Alba vorab kein Geld für übermäßige Play-off-PR hinausgeworfen hat. Negativ lässt sich feststellen, dass sich die Schwächen der Hauptrunde nahtlos in der K.o.-Phase fortsetzen und das Trainingslager praktisch keinen Effekt hatte.

Den Berlinern unterlaufen viel zu viele Fehler

„Wir können nicht über Nacht herbeizaubern, was uns seit Wochen fehlt“, gesteht Manager Baldi nach der 14. Pflichtspielniederlage im Kalenderjahr 2016 ein. „Wir zögern und zweifeln zu viel, ich spüre eine Verkrampfung vor der Aufgabe.“ Im Gegensatz dazu spielt Gegner Frankfurt regelrecht locker auf. „Sie haben keine Angst, Fehler zu machen“, stellte Coach Obradovic fest, „wir sind genau das Gegenteil.“ Und trotzdem unterlaufen den Berlinern Fehler wie am Band, offensiv wie defensiv fehlt die Abstimmung, die Mannschaft wirkt am Saisonende, als spiele sie erst seit kurzem zusammen.

Das kann trotz aller Verletzungsprobleme zwischendurch eigentlich nicht sein. Bezeichnend auch, dass mit Brandon Ashley, Will Cherry und Robert Lowery gerade drei der unerfahreneren Spieler in Frankfurt Verantwortung übernahmen, aber dabei viele Fehler produzierten. Ein Veteran wie Elmedin Kikanovic wirkt dagegen überspielt und den Frankfurtern physisch unterlegen, Jordan Taylor hat den Spielaufbau immer noch nicht im Griff. „Jetzt ist nicht die Zeit für Grundsatzanalysen“, sagt Baldi zu aufkommenden Diskussionen über den Coach oder die US-Guards. Das sei etwas für nach der Saison. Stattdessen fordert Baldi angesichts spielerischer Armut eine Besinnung „auf die Primärtugenden: Einsatz, Mut und Zusammenhalt“. Dafür sei das Trainingslager wichtig gewesen. Von Maßnahmen wie Mentaltrainern oder Teamabenden hält der Geschäftsführer nichts. Denn die Spieler hätten ja durchaus die individuelle Qualität, Frankfurt zu schlagen und das schon bewiesen. Nun, am Saisonende, könne man nicht alles ändern.

Was also soll noch Hoffnung machen? Im Moment geht es wohl vor allem um die Ehre, nicht sieglos auszuscheiden. Doch ausgerechnet jetzt muss Alba in die kleinere Max-Schmeling-Halle ausweichen, weil die Arena am Ostbahnhof belegt ist. „Das ist kein Vorteil, die Halle ist nicht unser Zuhause“, sagt Baldi. Aber ein Ort für echte Arbeitsatmosphäre.

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