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Was wollen die mit dem? Die Verpflichtung Reggie Reddings wurde zunächst kritisch beäugt. Mittlerweile ist er unverzichtbar.

© dpa

Alba Berlin: Reggie Redding: Der neue Heiko Schaffartzik

Reggie Redding nimmt in dieser Saison die entscheidenden Würfe für Alba Berlin – und trifft sie oft.

Der Ball flog und flog und flog. Als er tatsächlich durch das Korbnetz glitt, entfuhr Reggie Redding ein anerkennendes „Uuuhhh.“ Der Spieler von Alba Berlin drehte sich zu seinem Begleiter und fragte: „Hast du das gesehen? Der war vom Parkplatz geworfen.“ So nennt man das im Basketball, wenn jemand tief aus der eigenen Hälfte wirft und trifft. So wie Heiko Schaffartzik soeben auf dem Bildschirm. Das imponierte Redding, der in der Arena am Ostbahnhof auf einem Fernseher verfolgte, wie Schaffartzik und der FC Bayern das spätere Halbfinale gegen Oldenburg 85:67 gewannen.

Den möglichen Finalgegner beobachten? „Hoffentlich“, antwortete der US-Amerikaner plötzlich auf Deutsch, das er besser spricht als er öffentlich zugibt. In dem 25-Jährigen – das zeigt sich in den Play-offs – steckt eben mehr als man ihm anfangs zutraut.

„Als ich in Tübingen war, hat er gegen uns auch mal einen Siegwurf reingehauen“, sagte Redding über Schaffartzik, der allerdings gerade mit der Halbzeitsirene getroffen hatte. In den vergangenen Jahren verwandelte der deutsche Nationalspieler für Alba oft den entscheidenden Wurf am Spielende. Das ist nun Reddings Job. Im ersten Halbfinale hatte er die Berliner gegen Quakenbrück mit drei Freiwürfen in die Verlängerung gerettet und mit dem Siegtreffer zum 81:79 geführt.

„Einer musste werfen“, sagte Redding danach und grinste. Diese Nervenstärke im entscheidenden Moment war allerdings nicht selbstverständlich, Fehlwürfe und eine Niederlage im ersten Spiel der Serie hätten Alba unter Zugzwang gesetzt. „Druck ist gut, dann macht das Spiel erst richtig Spaß“, sagte Redding, der die Verantwortung sichtlich genoss. „Ich habe lange darauf hingearbeitet. Früher habe ich Spielzüge mit eingeleitet, heute darf ich sie abschließen.“

Zum Helden war es ein ziemlich langer Weg für den Mann aus Philadelphia. Nach dem College spielte Redding auf Zypern und dann noch mal zwei Jahre im beschaulichen Tübingen. Obwohl er in Schwaben zum Topscorer avancierte, war seine Verpflichtung durch Alba eher eine der Kategorie „Was wollen die mit dem?“. Zunächst überraschte der nominelle Flügelspieler damit, dass er den Ball im Spielaufbau so selbstverständlich führte wie ein Point Guard. Danach wurde er mit 12,7 Punkten im Schnitt zum zweitbesten Werfer hinter David Logan. Immer häufiger nahm er seinem Landsmann die Verantwortung des letzten Wurfes ab. Gegen Bonn hatte Redding Alba sogar ins Pokalhalbfinale geschossen. Als Logan am Sonntag nur einen von acht Versuchen traf, übernahm er erneut.

Dabei gibt Redding selbst zu, dass er bisher in keinem Team der schnellste oder kräftigste Spieler war. Kein geborener Star also. Doch seine gute Fußarbeit, die saubere Wurftechnik, das Ballgefühl und das Timing deuten darauf hin, dass sein zur Schau gestelltes Selbstbewusstsein das Resultat harter Trainingsarbeit ist.

„Er ist stark im eins gegen eins, wir spielen deshalb solche Systeme für ihn“, sagte Manager Marco Baldi, der aber auch die Teamleistung lobte. Obwohl Alba gegen Spielende gut sechs Minuten keinen Punkt erzielte, blieben die Berliner unbeirrt bei ihrer Taktik, ließen sich nicht verunsichern und den Gegner nicht davonziehen.

Sinnbildlich dafür stand Redding, der zwischenzeitlich einige Würfe daneben setzte. „Aber er hat die Nervenstärke und das Selbstvertrauen“, lobte Baldi. „Nun schwappt der Druck rüber nach Quakenbrück.“ Die Artland Dragons müssen beim zweiten Spiel der „Best of five“-Serie am Mittwoch zeigen, ob sie daran so viel Spaß haben wie Reggie Redding.

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