zum Hauptinhalt
Beim Spiel gegen Bayern München wird Vereinslegende Wendell Alexis geehrt, sein Trikot unter die Hallendecke gezogen und künftig nicht mehr vergeben.

© Imago

Alba Berlin: Wie zu Zeiten von Wendell Alexis

Auch dank der Tipps von Vereinsidol Wendell Alexis erarbeitet sich Spitzenreiter Alba Berlin mehr und mehr Selbstvertrauen. Der 50-Jährige ließ sich beim Besuch zu einer kleinen Einlage hinreißen.

Alex Renfroe staunte nicht schlecht. Der Basketballprofi von Alba Berlin war gerade ausgewechselt worden, er war nicht zufrieden mit sich und saß frustriert auf seinem Platz. Plötzlich tauchte neben ihm ein Gesicht auf, das im Umfeld der Alba-Bank eigentlich seit Jahren nichts mehr zu suchen hat. Die Vereinslegende Wendell Alexis, an diesem Wochenende zu Besuch in Berlin, war von seinem Ehrenplatz in der ersten Reihe aufgestanden und herüber zu den Spielern geschlendert, um Renfroe mitten im Schlussviertel gegen den FC Bayern ein paar Tipps zu geben. „Ich war total überrascht“, sagte Renfroe hinterher. „Er hat mir gesagt, dass ich weiter aggressiv und selbstbewusst spielen soll. Das konnte ich in dem Augenblick gut gebrauchen.“

Eigentlich hatte Alexis angekündigt, mit Freunden aus den USA ein bisschen Sightseeing machen zu wollen und dabei „so viel Bier wie möglich“ zu trinken. Dann ließ sich der 50-Jährige aber doch zu einer kleinen Einlage als Coach hinreißen. „Ich habe ihn nur ein bisschen motivieren wollen“, sagte Alexis, als sei es das Selbstverständlichste der Welt, während des Spitzenspiels der Bundesliga ins Geschehen einzugreifen. Geschadet hat Renfroe und den anderen Berliner Profis der Besuch der Alba-Ikone aber sicher nicht: Vor den Augen von Alexis gelang ihnen ein äußerst erfolgreiches Wochenende mit Siegen gegen Limoges in der Euroleague am Freitag und im Bundesligaspitzenspiel gegen Meister Bayern am Sonntag

„Für uns ist es wichtig, dass wir Spiele gegen Topteams haben – und die auch gewinnen“, sagte Albas Geschäftsführer Marco Baldi. „Weil wir ein Team haben, das nach wie vor noch nicht besonders abgebrüht ist. Es werden noch viele schwierige Spiele und schwierige Situationen kommen.“ Gegen Limoges und Bayern lösten die Berliner diese Situationen fast durchweg hervorragend, Baldi sieht sein Team auf dem richtigen Weg. „Mit einem neuen Team braucht man Siege“, sagt der Manager. „Weil Siege einem Überzeugung geben.“ Daran scheint es den Berlinern nicht zu mangeln. Gegen Limoges musste die Mannschaft von Trainer Sasa Obradovic gewinnen, um sich eine Chance auf die Euroleague-Zwischenrunde zu erhalten. Und Spiele gegen den FC Bayern sind in Berlin ohnehin immer mit besonderem Druck verbunden. Die Berliner steckten an diesem Wochenende auch weg, dass Vojdan Stojanovski weiter verletzt fehlt und Reggie Redding angeschlagen in die Partie am Sonntag ging.

Bei den Bayern sieht die Verletztensituation ähnlich aus. Gegen Alba zogen sich Anton Gavel und Nihad Djedovic Blessuren zu, andere Spieler kämpfen mit einer Magen-Darm-Grippe „Wir sind leider in keiner guten physischen Verfassung“, sagte Trainer Svetislav Pesic. „Wir müssen gesund sein – aber wir sind krank.“ Zusätzlichen Ärger bereitete Pesics Mannschaft, dass die Feier zum Mauerfall-Jubiläum ein Verkehrschaos rund um die Großarena an der Eastside-Gallery verursachte. Um ihren Flug zurück nach München zu erreichen, mussten die Bayern auf die S-Bahn umsteigen, Gavel wurde im Ostbahnhof von Fans sogar auf Krücken gesichtet.

Bei den Berlinern hingegen waren am Sonntagabend alle höchst zufrieden. Athletiktrainer Dusko Markovic knutschte noch am Spielfeldrand der Reihe nach alle Kinder der Spieler und Trainer ab. Wäre plötzlich Wendell Alexis neben ihm aufgetaucht, hätte Markovic wohl auch ihm einen Kuss gegeben.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false