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Sport: Alba bleibt im Spiel

Nach dem 90:84 in Bamberg können Berlins Basketballer am Dienstag doch noch ins Finale einziehen

Direkt gegenüber vom Forum Bamberg ist eine Lärmschutzwand gebaut worden. Der Krach, der aus der Halle herübertönt, war für die Anwohner nicht mehr zumutbar. Musiker störten ihre Ruhe – und die Basketballfans der GHP Bamberg. Erfahrene Besucher bringen Ohrstöpsel mit, um sich vor Trommeln und Trillerpfeifen zu schützen. Gestern nahmen rund 600 Berliner Fans den Kampf gegen über 4000 Bamberger auf. Ihre Anwesenheit trieb den Deutschen Meister im vierten Play-off-Halbfinalspiel zum Sieg. Alba gewann die hart umkämpfte und bis zum Schluss offene Partie 90:84 (41:45) und hat damit in der Serie nach 0:2-Rückstand zum 2:2 ausgeglichen. Das Entscheidungsspiel um den Finaleinzug findet morgen Abend in der Max-Schmeling-Halle statt.

Bei einer Niederlage hätte das Endspiel erstmals seit zehn Jahren ohne Berliner Beteiligung stattgefunden. Die Erleichterung, ein fünftes Spiel erzwungen zu haben, war der Mannschaft anzumerken. Sie winkten immer wieder zu ihren Fans, die sie vor der Halle mit Sprechchören feierten. Präsident Dieter Hauert trank mit Vizepräsident Marco Baldi noch in der Halle ein Bier. Emotional reagierten auch die Bamberger: einige Anhänger entrollten ein Transparent mit der Aufschrift „Schiris ohne Mut sind für Alba gut“. Und Trainer Dirk Bauermann sprach in der ersten Erregung davon, dass es „offenbar einen Meisterbonus gibt“. Mit unberechtigten Freiwürfen hätten die Schiedsrichter Alba, das nach 25 Minuten erstmals in Führung ging, wieder ins Spiel gebracht. Dass sein Team kurz vor der Pause zwei Punkte zugesprochen bekam, obwohl die Angriffszeit wohl abgelaufen war, ließ er unerwähnt.

„Die Berliner Fans haben den Unterschied gemacht“, sagte John Best, „wenn man zu ihnen geschaut hat, hatte man das Gefühl, da sind eine Million Hände“ – die für Alba winken und klatschen. Bests Übertreibung war verständlich: Er hatte in der ersten Halbzeit überhaupt nicht getroffen und „war sehr niedergeschlagen“. Doch mit 23 Punkten nach der Pause war er schließlich Albas bester Werfer und entsprechend euphorisch. Der Gedanke an seinen neunjährigen Sohn Jameel hatte ihn zu der Höchstleistung getrieben. „Ich habe vor dem Spiel aus der Kabine mit ihm telefoniert. Er hat mir gesagt, ich soll bis zum Schluss alles geben. Ich konnte ihn nicht hängen lassen“, sagte Best.

Bamberg führte schnell 9:2 und gewann den ersten Durchgang 18:11. Alba lag nur in der Foulstatistik deutlich vorn. Im zweiten Viertel baute Bamberg den Vorsprung auf 40:27 aus, ehe Alba mit einer 12:1-Serie wieder herankam. Vor allem der beim Sieg am Freitag überragende Collins war es, der sein Team im Spiel hielt. Bis zur Pause verwandelte er elf Freiwürfe und kam auf 18 Punkte.

In der zweiten Halbzeit brachte Vladimir Petrovic Alba mit dem 50:49 erstmals in Führung. Wie in Spiel drei am Freitag zeigte Alba, das drohende Ausscheiden vor Augen, Nervenstärke und Siegermentalität. Aber nach dem dritten Viertel führte Bamberg 63:60. Später, als Henrik Rödl ein spektakulärer Dreier gelang (73:66), schien Bamberg geschlagen. Doch in einem dramatischen Endspurt mit Dreiern auf beiden Seiten musste Alba bis zum Schluss um zittern.

„Wir müssen jetzt schlafen, essen, trainieren und die Euphorie total bremsen“, sagte Trainer Emir Mutapcic. Auch Baldi warnte: „Zwei Siege bringen nichts, wenn wir das dritte Spiel verlieren.“ Die Fans durften gestern feiern, die Mannschaft noch nicht.

Helen Ruwald[Bamberg]

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