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Fieser Flitzer. David Holston (rechts, gegen Albas Alex King) ist aktuell der kleinste Spieler der Basketball-Bundesliga. Diesen Nachteil weiß der Quakenbrücker zu kaschieren. Albas Trainer Obradovic sagt dazu anerkennend: „Er spielt ein bisschen dreckig.“

© imago/Bernd König

Alba im Halbfinale gegen Quakenbrück: Kleiner Spieler, großes Problem

Im Play-off-Halbfinale beginnt für Alba-Berlin heute die Serie gegen Quakenbrück. Stoppen müssen die Berliner vor allem den nur 1,68 Meter großen David Holston.

Zum Glück muss Sasa Obradovic heute nicht selber spielen, er könnte sich womöglich ärgern. „Ich habe es nie gemocht, gegen kleine Spieler zu spielen“, sagt Trainer Obradovic über seine Zeit als Basketballprofi. „Ich habe es gehasst, wenn mich ein kleinerer Gegner verteidigt hat.“ Mit seinen 1,96 Metern war der Serbe ein sehr groß gewachsener Spielmacher. Die Artland Dragons, Albas Gegner im Play-off-Halbfinale, setzen hingegen auf einen anderen Spielertypen. Wichtigster Spieler bei Quakenbrück ist David Holston, mit 1,68 Meter der aktuell kleinste Bundesligaprofi. „Wir werden unsere Taktik hauptsächlich nach Holston ausrichten“, sagt Obradovic vor dem ersten Halbfinale in der Arena am Ostbahnhof am heutigen Sonntag (15.45 Uhr, live auf Sport1).

Im Viertelfinale hatten die Quakenbrücker Bamberg ausgeschaltet, den Meister der vergangenen vier Jahre. Holston spielte dabei eine große Rolle: In den vier Spielen gegen Bamberg kam der flinke Aufbauspieler im Schnitt auf 15 Punkte und traf mehr als die Hälfte seiner Dreipunktewürfe. Im entscheidenden vierten Spiel erzielte Holston 24 Zähler und war besonders am Ende des Spiels überhaupt nicht zu stoppen. „Er ist einer von Artlands Schlüsselspieler“, sagt Obradovic und fügt anerkennend hinzu. „Er hat einen Weg gefunden, seine Größennachteile zu kaschieren. Er spielt ein bisschen dreckig, um seine Schwächen zu überdecken.“

Holston ist nicht der erste Basketballer, der aus seinem Mangel an Zentimetern eine Tugend gemacht hat. Immer wieder gelingt es vergleichsweise winzigen Spielern, sich bei den Großen durchzusetzen. Muggsy Bogues spielte mit nur 1,60 Meter 14 Jahre lang in der NBA, mit seiner Schnelligkeit stellte er viele gegnerische Mannschaften vor riesige Probleme. 1986 sorgte Spudd Webb (1,70 Meter) für Aufsehen, als er den Slam-Dunk-Wettbewerb der NBA gewann. Und 1989 führte der ebenfalls nur 1,68 Meter große Alvin „Bo“ Dukes Bayreuth zur deutschen Meisterschaft und zum Pokalsieg.

Von solchen Ehrungen ist David Holston noch weit entfernt. Ein unangenehmer Gegner für die Berliner dürfte er in der „Best of five“-Serie trotzdem werden. Im Angriff kann Holston mit seiner Schnelligkeit zum Korb ziehen und seine Mitspieler für einfache Treffer anpassen. Oder er wirft selbst – gerne auch völlig ansatzlos und aus großer Distanz. Auf Seiten der Berliner wird sich um Holston hauptsächlich Cliff Hammonds kümmern, der in dieser Saison zum besten Verteidiger der Liga gewählt wurde. „Wir müssen ihn ein bisschen bremsen“, sagt Hammonds über die offensiven Fähigkeiten seines Gegenspielers, der allerdings auch als Verteidiger für einigen Ärger sorgen kann. „Auch wenn man selbst im Angriff ist, muss man immer auf ihn achten“, sagt Hammonds. „Er kann plötzlich neben dir auftauchen, ohne dass du ihn vorher bemerkt hast. Aber er hat natürlich auch Schwächen – die müssen wir ausnutzen.“ Der große Vorteil der Berliner ist, dass auch ihre großen Spieler recht flink auf den Beinen sind und sich durchaus auch einmal selbst um Holston kümmern können. Insbesondere Leon Radosevic hat diese Fähigkeit im Eurocup gegen Dinamo Sassari bereits unter Beweis gestellt: In einer der bislang beeindruckendsten Alba-Szenen der ganzen Saison hinderte der 2,08 Meter großer Alba-Center den drei Köpfer kleineren Marques Green am Dribbling. Sassaris 1,65 Meter großer Spielmacher war davon so überrascht, dass er den Ball verlor.

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