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Sport: Alba vor dem Aus

Die Berliner Basketballer verlieren das dritte Play-off-Halbfinale gegen Braunschweig 78:81 und liegen in der Serie 1:2 zurück

Berlin. Wenn die Spieler von Alba Berlin aus dem Vip-Raum der Max-Schmeling-Halle kommen und die Stufen zum Parkplatz hinuntergehen, jubeln ihnen dort Fans in Alba-Trikots zu. Oft haben sie eine Stunde oder länger ausgeharrt, bis die Basketballer sich durch das Büfett gefuttert haben, und sind selig, ein Autogramm zu ergattern. Gestern brüllten und klatschten die Fans noch viel mehr als sonst, doch der Weg zum Auto wurde für die Berliner zur Tortur. Die jubelnden Menschen kamen aus Braunschweig, sie hielten ein riesiges Transparent mit der Aufschrift „TXU Energie is the best“. 81:78 (39:42) hatte TXU Energie Braunschweig das dritte Play-off-Halbfinale beim Deutschen Meister Alba Berlin gewonnen. Der Lärm der feiernden Gäste drang bis nach oben zum Vip-Raum, vor dem Albas Flügelspieler Quadre Lollis stand und sagte: „Ich fühle mich beschissen.“

Braunschweig führt in der Serie 2:1. Weenn Alba am Dienstag (19 Uhr) in Braunschweig nicht gewinnt und ein entscheidendes fünftes Spiel (Donnerstag, 18 Uhr) in Berlin erzwingt, ist die Saison für den Meister der Jahre 1997 bis 2002 abrupt beendet. Vor einer Woche hatte Alba die erste Begegnung 93:69 gewonnen, am Mittwoch in Braunschweig hatten sich die Gastgeber 90:82 durchgesetzt. Die Niederlage gestern war die erste in einem Play-off-Heimspiel seit 1997. Damals hatte Alba im Finale gegen Bonn verloren, aber dennoch den Titel geholt. Gut möglich, dass es in diesem Jahr zu einer Finalserie kommen wird, auf die niemand getippt hat: Braunschweig gegen Bamberg könnte sie lauten. Die Bayern führen nach dem überraschend deutlichen 77:64 bei den Telekom Baskets Bonn ebenfalls mit 2:1. „Ich habe der Mannschaft in der Kabine gesagt, dass wir selber schuld sind, dass wir verloren haben. Wir hatten das Spiel in der Hand“, sagt Albas Trainer Emir Mutapcic. 22,4 Sekunden vor dem Ende brachte Spielmacher DeJuan Collins Alba mit einem Freiwurf auf 78:79 heran, den zweiten Freiwurf vergab er. Vertan war die Chance zum Ausgleich. Fünf Sekunden vor dem Ende warf Collins aus dem Feld auf den Korb – und verfehlte ihn. Vor Collins’ Freiwürfen hätte Centerspieler Jovo Stanojevic bereits das 79:79 machen müssen, doch aus nächster Nähe traf er nicht.

7010 Zuschauer sahen eine packende, kampfbetonte Partie, in der immer wieder mehrere Spieler auf dem Boden lagen und um den Ball rangelten. „Die Schiedsrichter wollten wohl, dass die Spieler die Schlacht selber entscheiden“, sagte Braunschweigs Trainer Ken Scalabroni, die Berliner hätten zwar eine dieser Schlachten „gewonnen, aber wir haben den Krieg gewonnen“.

Albas Mannschaftsarzt Gerd-Ulrich Schmidt ärgerte sich, dass die Schiedsrichter in diesen Situationen nicht eingriffen. „Die haben eine Fürsorgepflicht. Wenn drei Mann auf dem Boden liegen, ist das Spiel nicht mehr kalkulierbar. Da kriege ich graue Haare.“ Bei Schmidt sind derzeit ausnahmslos „alle Spieler“ der Berliner in Behandlung, wegen größerer oder kleinerer Probleme. Kapitän Henrik Rödl saß nach seiner Operation am Schienbeinkopf auf einem Stuhl neben der Ersatzbank, das Bein hochgelegt, die Krücken neben sich auf dem Boden. Nationalspieler Marko Pesic ist nach seinem Handbruch noch nicht wieder fit, Mithat Demirel kämpfte sich mit Fußverletzung und Schmerzen durch die Partie. Doch die Verletzten waren nicht der Grund für die Niederlage. Alba führte nach 13:22-Rückstand zur Pause mit 42:39, startete aber schlecht ins dritte Viertel. Eine 15:5-Serie brachte die Gäste 54:46 in Führung. Dann war es ausgerechnet der angeschlagene Mithat Demirel der mit neun Punkten in Folge, darunter zwei Dreier, Alba wieder heranbrachte.

Doch Alba traf nur sechs Distanzwürfe, Braunschweig zwölf. Davon erzielte die Hälfte Topscorer Peter Lisicky (24 Punkte). Albas beste Werfer waren Stefano Garris (16) und Jovo Stanojevic (15). Ein anderes Manko: Alba verwandelte nur 18 von 31 Freiwürfen. Außerdem „war unsere Konzentration teilweise nicht in Ordnung“, bemängelte Mutapcic, der fordert: „Wir müssen jetzt über die Schmerzgrenze gehen und alles versuchen“ – ehe es zu spät ist.

Helen Ruwald

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