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Absteigen bitte. Contador darf 2011 wohl keine offiziellen Rennen fahren.

© AFP

Alberto Contador: Ein bisschen schuldig

Toursieger Alberto Contador soll wegen Dopings nur ein Jahr gesperrt werden. Das für Spanien dennoch harte Urteil hat einen handfesten Hintergrund.

Berlin - Die Nachricht erreichte Alberto Contador auf Mallorca während der Vorbereitung auf die Radsport-Saison. Das Training mit seinem neuen Team Saxo Bank ließ er jedoch aus und blieb im Hotel. „Die Sache hat ihn ziemlich mitgenommen“, sagte ein Sprecher. Der spanische Radsportverband RFEC hat Contador wegen Dopings für ein Jahr gesperrt – statt der Regelsperre von zwei Jahren. Auch der Sieg bei der Tour de France im Vorjahr, bei der der Spanier positiv auf das Kälbermastmittel Clenbuterol getestet wurde, soll Contador nach dem vorläufigen Urteil aberkannt werden. Tour-Sieger wäre dann der zweitplatzierte Andy Schleck aus Luxemburg. Gegen das Urteil kann Contador innerhalb von zehn Tagen Einspruch einlegen.

Das Urteil mag überraschen, weil man durchaus damit rechnen durfte, dass der nationale Verband, wie in Spanien bei Dopingfragen üblich, Milde gegen den Nationalhelden walten lassen würde. Ein kompletter Freispruch Contadors wäre aber allzu lächerlich gewesen.

So schreibt die Zeitung „El Mundo“ von einem „salomonischen Urteil“, weil der 28-Jährige „ein bisschen schuldig und ein bisschen unschuldig“ sei. Die Verbandsentscheidung, nach der Contador nur die Tour 2011 verpassen würde, ist schizophren. Der Verband geht davon aus, dass Contador nicht absichtlich gedopt hat, weil die nachgewiesene Menge Clenbuterol dafür zu gering gewesen sei – ein Grenzwert für einen solchen Beschluss existiert allerdings nicht.

Contador führte den Befund auf den Genuss eines verunreinigten Steaks zurück und bestreitet jedes Doping. Er habe sich am Tag vor dem Test Fleisch aus Spanien kommen lassen, eine Überprüfung der Metzgerei und des Schlachthofs blieb ohne Ergebnis. Der deutsche Tischtennisspieler Dimitrij Owtscharow war jüngst nach einem positiven Clenbuteroltest freigesprochen worden. Dessen Aussage, belastetes Fleisch in China erhalten zu haben, war für plausibel erachtet worden. Knapp 20 000 Fleischproben in den Jahren 2008 und 2009 brachten in Spanien aber keinen einzigen Befund auf Clenbuterol. Der Weltradsportverband UCI lehnte eine Stellungnahme ab. „Es ist festzuhalten, dass es lediglich eine ,vorläufige Entscheidung’ des spanischen Verbandes zum Fall Contador gibt“, sagte der UCI-Sprecher Enrico Carpani. „Ein endgültiges Urteil des Verbandes wird uns noch zugehen und darauf warten wir, bevor wir uns äußern.“

Dass der Fall am Ende beim Internationalen Sportgerichtshof landen wird, war schon vor dem vorläufigen Urteil klar, es wird wohl von allen Seiten angefochten werden. Der RFEC wird es auch nach einem Einspruch Contadors nicht ändern, der sogar seinen Rücktritt oder seinerseits den Gang vor den Cas für den Fall einer Sperre angekündigt hat. Er werde nur einen Freispruch akzeptieren. Die Welt-Anti-Doping-Agentur Wada hat ebenfalls angekündigt, vor den Cas zu ziehen – für den Fall, dass ihr die Sperre zu kurz erscheinen sollte. Seinen nächsten Schritt will Contador am Freitag auf Mallorca bekanntgeben.

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