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Sport: Aliaksandr Hleb, Leichtfuß

Mit 22 Jahren ist er bereits Stammspieler beim VfB Stuttgart. Dennoch braucht der Weißrusse fürsorgliche Steuerung

Als etablierte Größe im Stuttgarter Mittelfeld kämpft Aliaksandr Hleb (Foto: Reuters) dieses Jahr um einen Stammplatz – für die kommende Saison, in einer der wirklich großen europäischen Mannschaften. Von all den aufregenden Talenten (Hildebrand, Hinkel, Kuranyi), die sich unter Felix Magaths eigensinniger Führung in den letzten beiden Jahren zu Spitzenspielern entwickelt haben, verfügt der 22 Jahre alte Weißrusse über das reichste Potenzial. Hleb hat das Zeug zu wahrer Weltklasse. Der VfB Stuttgart wird ihn selbst kurzfristig nicht halten können.

Auf dem Feld ist Hleb (sprich: Chleb) ein Leichtfuß im besten Sinne. Wenn er sich den Ball aus den Tiefen des eigenen Feldes schnappt, ihn ohne Tempoverlust mit sich führt, sogar weiter Geschwindigkeit aufnimmt und mit seinen Dribblings dann regelmäßig einen Raumgewinn von dreißig Metern erzielt, geraten Körper und Kugel aufregend in Fluss. Hlebs Bewegungsabläufe wirken bei alldem sagenhaft unangestrengt. Er sprintet nicht, sondern gleitet dahin. Er spielt seine Gegner nicht aus, sondern lässt sie hinter sich.

Und einmal in der heißen Zone vor dem Strafraum des Gegners angelangt, hat Hleb dann tatsächlich alle Möglichkeiten in der Hand – oder besser, auf dem Fuß. Schussstark rechts wie links, mit einem offenen Auge für die Situation, ist er dort in der günstigen Lage, seine wichtigste und eigentlich stilprägende Stärke auszuspielen: Bei vollem Tempo lässt Hleb den Ball zwischen den Füßen pendeln, um sich darauf mit ein, zwei blitzschnellen Rotationsbewegungen den nötigen Freiraum zum präzisen Abschluss zu verschaffen. Wo andere Stürmer erfolgreich abrupte Haken schlagen, windet sich Hleb hüftgewandt um seine meistens machtlosen Kontrahenten.

Dennoch, Aliaksandr Hleb ist nicht perfekt. Nicht nur auf dem Platz bedarf er der fürsorglichen Steuerung. Nach dem Abgang von Krassimir Balakow hat ihm Trainer Magath deshalb den erfahrenen Horst Heldt zur Seite gestellt, während die Routiniers Bordon und Soldo von hinten heraus Sorge dafür tragen, Hlebs Bewegungsdrang in effektive Bahnen zu lenken.

Kommt es dann zum wiederholten Vorstoß, bleibt es vor allem die Aufgabe des laufstarken Stürmers Kevin Kuranyi, Hleb die nötigen Räume zu öffnen. Oder gemeinsam mit ihm flinke Doppelpasskombinationen zu inszenieren. Derart taktisch eingebettet, ist Hleb der eigentliche Schlüsselspieler im Offensivkonzept der Stuttgarter.

Da deren morgiger Gegner in der Champions League Manchester United heißt, wird es zur Aufgabe des Iren Roy Keane, Hlebs frohes Kreisen nachhaltig zu stören. Keane, mit 32 Jahren die so genannte Seele des United-Spiels, ist ein kompromisslos einsteigender Unsympath, dessen Spielweise mit steigendem Alter nicht reifer, sondern nur noch schmerzhafter geworden ist.

Mit regelkonformen Mitteln wird Manchesters Dirty Old Man den jungen Hleb kaum stoppen können. Auf Hleb, wie auf seine hoffnungsfrohen Mitspieler, wartet am Mittwoch auch deshalb eine wegweisende Partie. Es wird mit Sicherheit das schwerste und härteste Spiel seiner jungen VfB-Karriere – und hoffentlich nicht das letzte.

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