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Erst warten, dann treffen. Von Hans Lindberg werden Tore erwartet, egal ob im dänischen Nationalteam oder nun bei den Füchsen.

© dpa/Kaczmarczyk

Füchse Berlin empfangen Melsungen: Alle Augen auf Hans Lindberg

Am Sonntag spielt Füchse-Zugang Hans Lindberg zum ersten Mal im Berliner Trikot. "Ich will mich weiter zeigen", sagt der dänische Nationalspieler vor dem Spitzenspiel gegen Melsungen.

Hans Lindberg hat sich dann doch ein wenig gewundert, obwohl er es eigentlich besser hätte wissen müssen. Aber so sind sie nun mal, die handballverrückten Dänen. „Wenn wir nicht mit der Goldmedaille nach Hause kommen, ist das kein Erfolg“, sagt der Nationalspieler, „Platz zwei ist nichts wert.“ Im Gegensatz zu den Kollegen aus Kroatien oder Norwegen etwa, die bei der Handball-EM allein schon für ihren Halbfinal-Einzug gefeiert und später von tausenden Menschen in Empfang genommen worden sind. In Dänemark läuft das erfahrungsgemäß anders, besonders nach solch enttäuschenden Turnieren wie dem jüngsten, das für den Europameister von 2008 und 2012 mit einer Niederlage gegen Deutschland in der Hauptrunde zu Ende gegangen ist. „Da konnten wir froh sein, dass unsere Familien am Flughafen standen und uns abgeholt haben“, sagt Lindberg.

Lindberg ist plötzlich der Spieler mit dem größten Namen im Füchse-Kader

Hohe Erwartungen kennt Lindberg also gut – und genau die kommen jetzt auch bei seinem neuen Arbeitgeber auf ihn zu, bei den Füchsen Berlin. Wenn der Handball-Bundesligist am Sonntag gegen die MT Melsungen ins Spieljahr 2016 startet (17.15 Uhr, Schmeling-Halle), wird sich das Interesse in erster Linie auf den Rechtsaußen konzentrieren – obwohl Ausnahme-Talent Paul Drux zum ersten Mal seit über einem halben Jahr und nach ausgestandener Schulterverletzung wieder im Kader stehen soll. Lindberg, der Winter-Zugang vom insolventen HSV, ist neuerdings einfach der Spieler mit dem größten Namen im Berliner Aufgebot: zweifacher Europameister, Deutscher Meister, Champions-League-Sieger, Bundesliga- Torschützenkönig. Einer, den die Füchse womöglich gar nicht bekommen hätten, wenn sich die Hamburger nicht kürzlich vom Spielbetrieb abgemeldet hätten.

„Ich bin mitten in der Saison in eine neue Mannschaft gekommen, das ist sehr interessant“, sagt Lindberg nun, „überhaupt ist Berlin eine ganz neue Herausforderung für mich.“ Neun Jahre hat der Linkshänder beim HSV verbracht, „ich bin dort erwachsen geworden“, sagt er. In Erinnerung geblieben ist Lindberg in der Hansestadt in vielerlei Hinsicht: als Leistungsträger, Publikumsliebling, aber auch als einer der Spitzenverdiener. In letzterer Kategorie dürfte der Däne nach seiner Vertragsunterschrift auch bei den Füchsen geführt werden, wie es mit den anderen beiden aussieht, wird sich in den nächsten dreieinhalb Jahren entscheiden. So lange läuft der Vertrag des 34-Jährigen.

Lindberg hatte auch andere Angebote, wollte aber in der Bundesliga bleiben und vor „mindestens 3000, 4000 Zuschauern“ spielen. An die Max-Schmeling-Halle hat er allerdings eher schlechte Erinnerungen, „wir haben da mit dem HSV ziemlich oft verloren“. Zuletzt im Mai 2015, im Finale des EHF-Cups, in dem Lindberg wegen einer Verletzung jedoch nicht mitwirken konnte.

"Eigentlich stehe ich nur in der Ecke und warte auf den Ball"

Vorbei, vergessen. „Ich will mich jetzt so schnell wie möglich bei den Füchsen integrieren“, sagt Lindberg. Sportlich kommt ihm dabei seine Position auf Rechtsaußen entgegen, die taktisch und strategisch nicht so anspruchsvoll ist wie beispielsweise jene im Rückraum. „Als Außen spielt man in keinem Team die ganz große Rolle, weder im Angriff noch in der Abwehr“, sagt Lindberg, „eigentlich stehen wir nur in unserer Ecke und warten darauf, den Ball zu kriegen.“ Wenn das Anspiel kommt, erwarten die Teamkollegen aber auch einen sicheren Abschluss von ihrem Außenspieler, ebenso wie Schnelligkeit beim Gegenstoß und Cleverness beim Siebenmeter. Diese drei Punkte haben für die Füchse auch bei Lindbergs Verpflichtung eine wichtige Rolle gespielt.

Zumal der Däne ähnlich konstante Leistungen versprochen hat wie zu seiner Hamburger Zeit. „Bei dem Wechsel ging es zuallererst ums Sportliche, ich will mich weiter zeigen“, sagt er. „Wenn es mir um das Leben neben dem Handball gehen würde, hätte ich mir einen Verein irgendwo in Südfrankreich gesucht, wo ich am Strand liegen und die Beine hochhalten kann.“ Das dürfte in Berlin in der Tat schwierig werden.

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