zum Hauptinhalt

Sport: Alltag in Leverkusen

Nach dem Triumph gegen Madrid rettet Bayer mit Mühe ein 2:2 gegen Nürnberg

Die Erkenntnis war banal, aber Carsten Ramelow wusste das Unerklärliche nicht anders in Worte zu fassen. „Das war ein anderes Spiel heute“, sagte der Kapitän Bayer Leverkusens nach dem enttäuschenden 2:2 (0:1) gegen den Aufsteiger 1. FC Nürnberg. Drei Tage zuvor hatte seine Mannschaft noch Real Madrid demontiert und beim 3:0 Weltstars wie Roberto Carlos und Ronaldo gedemütigt – und nun waren sie über weite Strecken des Spiels eher unbekannten Namen wie Frank Wiblishauser und Sven Müller hinterhergehechelt. „Wir waren immer zu spät, sind gar nicht richtig in die Zweikämpfe gekommen“, klagte Ramelow. Ein „katastrophales Spiel“ attestierte Torhüter Jörg Butt seinen Vorderleuten.

Klaus Augenthaler versuchte, sich mit Kritik zurückzuhalten. „Es war klar, dass das heutige Spiel keine solche Gala werden würde“, sagte Bayer-Trainer Klaus Augenthaler, der seinen Profis vorhielt, nicht clever agiert zu haben. Denn natürlich hatten sich die Nürnberger, anders als Madrids Elf, geschickt zurückgezogen und konterten die ideenlosen Gastgeber aus. „Wie Real Mittwoch gespielt hat, das war lächerlich“, meinte Tommy Larsen nach dem Spiel – die Franken machten es besser. Nürnbergs Mittelfeldregisseur passte in der 23. Minute durch Placente und Roque Junior unbedrängt zu Sven Müller, der umkurvte ohne Probleme Torhüter Butt und schob lässig zum 0:1 ein. Trotz des Rückstandes vermochte Leverkusen das Tempo nicht zu erhöhen und kam lediglich durch Standardsituationen zu Torchancen. Beim Juans Schuss nach einem Ponte-Freistoß musste Nürnbergs Keeper Schäfer das erste Mal eingreifen. Da waren bereits mehr als 35 Minuten gespielt. Nürnberg führte verdient.

Nach der Pause schien sich der Favorit endlich gefangen zu haben. Aber als der völlig indisponierte Paul Freier völlig frei auf Nürnbergs Gehäuse zulief und dem mitgelaufenen Berbatow zu steil vorlegte, wiederholten sich die Pfiffe von den Tribünen, die bereits gegen Ende der ersten Halbzeit zu hören waren.

Nürnbergs Aktionen wirkten durchdachter, und als nach Ecke von Cantaluppi ein Kopfball von Wolf an den Pfosten und der Nachschuss von Mintal an die Latte krachten, hatte Leverkusen viel Glück. Nach dem Eigentor Placentes, der eine Flanke von Lars Müller per Querschläger aus sechs Metern zum 0:2 ins Tor beförderte, schien das Spiel entschieden. Erst als Mintal völlig unbedrängt einen Handelfmeter verschuldete, den Torhüter Butt kühl zum 1:2 verwandelte, „sind wir aus dem Rhythmus gekommen“, sagte Nürnbergs Trainer Wolfgang Wolf.

Leverkusen erhöhte nun den Druck. Vier Minuten später erzielte Berbatow, als er das einzige Mal Bosacki entwischen konnte, nach einer Ponte-Ecke mit einem Kopfball noch den Ausgleich. „Ja, und dann hätten wir kurioserweise noch gewinnen können“, resümierte Ramelow. Denn zehn Sekunden vor Ablauf der regulären Spielzeit scheiterte der eingewechselte Stürmer Sahin, der von Berbatow bedient worden war, aus acht Metern völlig freistehend an Schäfer. „Das wäre in meinen Augen total unverdient gewesen“, sagte Trainer Wolf. Keiner wollte ihm widersprechen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false