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Kieler Glückseligkeit. Mit Pokal in der Hand feiert es sich am besten. Foto: dpa

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Sport: Am Ende siegt immer Kiel

Nach dem Gewinn des Handball-Pokals nimmt der THW in dieser Saison das Triple in Angriff.

Hamburg - Als Handball-Weiser ist Thomas Mogensen bislang nicht sehr häufig in Erscheinung getreten. Was der Däne in Diensten der SG Flensburg-Handewitt am Sonntagnachmittag zu sagen hatte, hatte ob der Mischung aus Banalität und Wahrheit allerdings fast schon linekersche Ausmaße. „Wir waren selbstbewusst, dominant, haben geführt“, sagte Mogensen, „aber in den wichtigen Spielen gewinnt Kiel irgendwie immer.“ Als sei eine entsprechende Beweisführung überhaupt noch notwendig gewesen, hatte der THW Kiel zuvor das Endspiel um den DHB-Pokal siegreich gestaltet, nach 2011 und 2012 bereits zum dritten Mal in Folge – und dreimal hieß der Gegner SG Flensburg-Handewitt. Trainer Ljubomir Vranjes stöhnte ratlos: „Ich weiß doch auch nicht, warum es nie klappt.“

Nun ist jener Kiel-Komplex kein ausgeprägtes Flensburger Problem, sondern eines der ganzen Liga. Seit 2007 hat der THW zehn von zwölf möglichen nationalen Titeln gewonnen, dazu dreimal die Champions League. Das eigentlich Erschreckende ist allerdings, dass die Menschmaschinen von Trainer Alfred Gislason einfach weitermachen, ohne Gnade, ohne Rast, getrieben von der Gier nach Titeln. „Es gibt nicht viele Situationen, die uns noch erschüttern können“, sagte Marcus Ahlm nach dem Pokaltriumph in Hamburg. Selbst ein 12:16-Halbzeitrückstand brachte die Kieler nicht aus dem Konzept, am Ende gewannen sie noch souverän 33:30. „Sehr ruhig“ sei es zur Pause in der Kabine zugegangen, berichtete Ahlm in der Erhabenheit eines Kapitäns, „wir wissen ja, was wir können – Rückstände sind kein Problem“.

Bei aller Brillanz, die sich im Kader des deutschen Rekordmeisters vereint, steht Ahlm vor allem für eine Eigenschaft ein: Seriosität. Seit zehn Jahren hält der Schwede seine Knochen nun schon für die Norddeutschen hin. In der Defensive spielt er im Mittelblock, in der Offensive am Kreis, sprich: immer dort, wo blaue Flecken garantiert sind, oftmals volle 60 Minuten. Deshalb gab es nach dem ersten Titelgewinn der laufenden Saison auch ein Sonderlob für „die Alten“, wie Trainer Alfred Gislason sie nannte. „Die haben mal wieder gezeigt, wie man ein Team führt“, sagte der isländische Coach.

Gemeint waren neben Ahlm, 34, vor allem Torhüter Thierry Omeyer, 36, und Spielmacher Daniel Narcisse, 33. Also jenes Trio, mit dem man die zahlreichen Titel des Vereins in den vergangenen Jahren verbindet – und das den Bundesligisten am Saisonende verlässt. Für Ahlm liegt genau in diesem Punkt der fortwährende Erfolg der Kieler begründet. „Wir haben mit dem Verein viele tolle Momente erlebt, die wir immer in uns tragen werden“, sagte er, „und wir wollen natürlich, dass in unserer letzten Saison noch ein paar dazukommen.“ Durch den Pokalsieg hat der THW sogar die historische Chance, das Vorjahres-Triple zu verteidigen: In der Champions League steht das Team im Viertelfinale, in der Bundesliga beträgt der Vorsprung auf die zweitplatzierten Rhein-Neckar Löwen drei Punkte. Ahlm hielt sich beim Thema Triple allerdings bedeckt. „Alles zu seiner Zeit“, sagte er.

Und danach? Alfred Gislason richtete den Blick schon einmal nach vorn und gelangte zu der Erkenntnis, „dass es beim Blick auf unsere Abgänge wesentlich schwerer für uns wird, solche Finals wie das in Hamburg zu erreichen und zu gewinnen“. Einen Meter neben ihm saß Ljubomir Vranjes und nickte gedankenverloren. Christoph Dach

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