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Sport: Am Rand steht ein Mann

Nur zwei Frauen sind Bundesliga-Trainerinnen

Berlin - Sie passen perfekt ins Klischee. Bernd Schröder, Trainer der Fußballerinnen von Turbine Potsdam, ist „streng, laut und geht schon mal einer Spielerin an den Kragen“, sagt Potsdams Nationalspielerin Ariane Hingst. Typisch männlich eben. Die langjährige Bundestrainerin Tina Theune-Meyer dagegen sei „ruhig, eine akribische Arbeiterin“. Typisch weiblich also. Wichtig ist für Hingst nicht, ob Trainer oder Trainerin, sondern „dass man mit dem Stil klarkommt“. Erfolg kann Mann wie Frau haben: Schröder, der mit Turbine heute im Pokalfinale gegen den 1. FFC Frankfurt steht, führte das Team 2005 zum DFB-Pokal- und Uefa-Cup-Sieg. Unter Theune-Meyer holte Deutschland 2003 den WM-Titel.

Nur auf zwei der zwölf Bundesliga-Trainerbänke sitzen Frauen: Ex-Nationalspielerin Sissy Raith beim FC Bayern, Nicole Werner beim FFC Heike Rheine. 2004 machte Monika Staab nach vier Meistertiteln beim 1.FFC Frankfurt Hans-Jürgen Tritschoks Platz. Und in Bad Neuenahr steht seit Saisonbeginn der frühere Schalker Profi Dietmar Schacht am Spielfeldrand. Weltmeisterin Sandra Smisek, künftig auch Kotrainerin, meint: „Die Trainerin hat viel durchgehen lassen. Ein Mann greift härter durch. Das ist aber auch eine Typfrage.“ So sieht Bayern-Trainerin Raith ihren Vorteil gerade darin, dass „ein Mann glaubt, er muss mit Frauen vorsichtiger umgehen. Das muss er nicht. Ich bin härter.“

Einige Dutzend Frauen haben die A-Lizenz, die zum Trainieren eines Bundesligisten berechtigt, 15 sogar die DFB-Fußballlehrer-Lizenz. Vorreiterin war 1985 Theune-Meyer, die Zweite 1992 Ex-Nationalspielerin Margret Kratz. Beim Lehrgang „wurde ich als einzige Frau von Anfang an gemocht. Als ich Klaus Augenthaler getunnelt habe, war ich akzeptiert“, sagt die Mädchentrainerin beim Saarländischen Fußballverband. Lange trainierte sie parallel auch Saarbrückens Bundesligaspielerinnen und bildet inzwischen Männer zu C-Lizenz-Trainern aus. Der Verband bietet einen festen Arbeitsplatz, Vereine dagegen befristete Verträge, und meistens sind es Nebenjobs.

Dazu kommt, dass bei den Verbänden ehemalige Nationalspielerinnen mit Fußballlehrer-Lizenz begehrt sind. Maren Meinert trainiert die deutsche U-19-Auswahl, Bettina Wiegmann und Martina Voss die Mädchenteams von Mittel- und Niederrhein. Sie werden vom Nachwuchs bewundert und treten in der Bundesliga nicht in Konkurrenzkampf zu den als Trainer erfahreneren Männern. Auch Nationalspielerinnen wie Birgit Prinz, Steffi Jones und Silke Rottenberg haben mindestens die A-Lizenz. Bundestrainerin Silvia Neid hofft, sie später auf der Trainerbank zu sehen. Und hat einen Traum: „Die Männerwelt kann sich nicht vorstellen, dass eine Frau einen Männer-Regionalligisten trainiert. Aber das Spiel ist das gleiche.“

Helen Ruwald

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