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Sport: Am Tag, als der Sohn Chef war

Von Benedikt Voigt Köln. Bis zur gegnerischen Bank war Svetislav Pesic gelaufen, weil ihn ein Pfiff des Schiedsrichters aufgebracht hatte.

Von Benedikt Voigt

Köln. Bis zur gegnerischen Bank war Svetislav Pesic gelaufen, weil ihn ein Pfiff des Schiedsrichters aufgebracht hatte. Niemand konnte ihn beruhigen. Erst als Marko Pesic kam, ließ sich der Basketball-Trainer von Rhein Energy Cologne mit sanfter Gewalt zurück zur Trainerbank schieben.

„Manchmal will er ein bisschen provozieren“, sagte Marko Pesic über seinen Vater, „aber er kann das kontrollieren.“ Diesmal aber hatte der Sohn die Kontrolle übernommen, und das nicht nur nur an der Seitenlinie. Bundestrainer Henrik Dettmann sagte: „Wenn Marko so weiter spielt, hat sein Vater keine Chance." Doch der Gelobte, der im ersten Finale um die deutsche Basketball-Meisterschaft 15 Punkte erzielt hatte, blieb bescheiden. „Ich habe nicht überragend gespielt, wichtig war, dass die Mannschaft zusammengehalten hat“, sagte Marko Pesic.

Tatsächlich gelang Alba Berlin der 82:68 (43:35)-Sieg bei Rhein Energy Cologne durch eine geschlossene Mannschaftsleistung. „Ich muss meine Mannschaft loben“, sagte Trainer Emir Mutapcic, „wir haben sehr gut in der Defense gespielt.“ Die Berliner gingen in der „Best of five"-Serie mit 1:0 in Führung, am Mittwoch findet das zweite Spiel in der Max-Schmeling-Halle statt.

„Das war nur der erste Schritt“, warnt Mutapcic, „wir können am Mittwoch alles verlieren, was wir heute gewonnen haben." Immerhin wird das Spiel in der Max-Schmeling-Halle einen würdigeren Rahmen erhalten als am Samstag in Köln. Weil die Kölnarena besetzt war, wich der Aufsteiger in seine zweite Heimspielstätte aus, die mit 2900 Zuschauern noch nicht einmal ausverkauft war. Der GEW Dome glich einem Zirkuszelt, im Vorraum wurde einst Eisen angefertigt, und die Zuschauer müssen auf braunen Holzbänken Platz nehmen. Vielleicht benötigten sie deshalb so lange, um Finalstimmung aufkommen zu lassen.

Vielleicht aber lag es auch an den Gästen aus Berlin, die das Spiel klar dominierten. Bis auf 26:14 konnte Alba im ersten Viertel davonziehen. Köln hatte schlecht getroffen, kein Dreipunktewurf hatte seinen Weg ins Ziel gefunden. Köln fehlte Aufbauspieler Sasa Obradovic, der wegen eines Mittelhandbruchs in der gesamten Finalserie ausfällt.

Erst im zweiten Abschnitt steigerte sich die Lautstärke in der Halle zu einem unangenehmen Lärmbrei. Einige umstrittene Pfiffe für Alba und eine 13:3-Serie ihrer Mannschaft brachte die Kölner Fans zum lauten Anfeuern. Bis auf 31:35 kam Köln noch einmal heran, doch das war bereits der geringste Rückstand in diesem Spiel. Alba setzte sich dank engagierter Verteidigung und der besseren Wurfquote (Alba 51 Prozent, Köln 39 Prozent) allmählich ab.

Vor allem im dritten Viertel zeigte Alba, wer der Titelverteidiger ist. Erst stopfte Dejan Koturovic, der mit 19 Punkten und 11 Rebounds eine starke Leistung bot, den Ball per Dunking durchs Netz, dann traf Marko Pesic zwei Dreier in Folge. „Er hat in den entscheidenden Momenten getroffen“, meinte sein Vater lobend. Im dritten Viertel setzte sich Alba kurzzeitig sogar mit 21 Punkten ab. Näher als 56:68 sollten die Kölner nicht mehr herankommen. Auch unter den Körben dominierten die Berliner Centerspieler Dejan Koturovic und George Zidek, sechs Rebounds schnappten sich die Berliner mehr als die Kölner. Am Mittwoch bekommt Svetislav Pesic eine neue Gelegenheit, um gegen seinen Sohn zu gewinnen. „Es gibt noch viele Reserven, die wir nicht genutzt haben“, sagte der Kölner Coach. Davor warnt auch Albas Koturovic: „Ich glaube, Svetislav Pesic wird sich noch etwas einfallen lassen."

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