zum Hauptinhalt

Sport: Am Wendepunkt

Lautern erreicht das Mittelfeld, Mainz rutscht ab

Jürgen Klopp sah erledigt aus. Nachdenklich und blass saß der Trainer des FSV Mainz 05 im Fritz-Walter-Stadion. Vielleicht dachte Klopp nach dem 0:2 im rheinland-pfälzischen Derby gegen den 1. FC Kaiserslautern daran, wie schwer es für ihn und seine junge Mannschaft in den nächsten Monaten ihrer ersten Bundesligasaison werden könnte. Vielleicht war ihm der Gedanke gekommen, der 5. Dezember könnte eine Art Wendepunkt gewesen sein, an dem die Unbekümmertheit seiner Mannschaft endgültig verschwand.

Auch er hatte die Einschätzungen mancher Trainerkollegen gehört, die den Aufsteiger Mainz nach den Erfolgen der Anfangszeit bald in der Abstiegsregion erwarten. „Die Mannschaft war der Aufgabe nicht gewachsen“, räumte FSV-Präsident Harald Strutz ein. Klopp machte sein Trainingspensum für die Niederlage verantwortlich. „Vielleicht habe ich zu stark angezogen. Das hat zu Verkrampftheit statt zu Motivation geführt.“ Unzufrieden war Klopp auch mit Schiedsrichter Wolfgang Stark, der ihn nach einem Tritt gegen eine Werbebande auf die Tribüne geschickt hatte. „Ich wünsche mir mehr Respekt“, sagte Klopp. „In der Halbzeit haben die Spieler über die Kommentare von Stark diskutiert.“ Das sei kein Zweitligafußball mehr, habe Stark gesagt.

Klopp und die Mainzer waren schlicht überfordert mit der Atmosphäre am Betzenberg, sie hatten der Entschlossenheit des FCK nichts entgegenzusetzen. „Da waren zu wenige, die richtig mitgespielt haben“, sagte Klopp. Noch vor der Winterpause werden die Mainzer wissen, ob sie die Kraft haben, sich gegen den Abwärtstrend zu stemmen. Das letzte Heimspiel des Jahres am Samstag gegen Nürnberg dürfen sie nicht verlieren.

Kaiserslautern hatte schneller begriffen, worum es geht. „Jetzt gehen wir mit ganz anderen Voraussetzungen ins Frühjahr“, sagte FCK-Trainer Kurt Jara. „Vorher waren das hier Einzelteile, jetzt hat sich die Mannschaft gefunden.“ Jara war sichtlich erleichtert, immerhin weiß er nun, dass er vorerst in Kaiserslautern bleiben darf. Spontan verlängerte er den Weihnachtsurlaub der Spieler vom 28. Dezember bis zum 3. Januar.

Großen Anteil an den zusätzlichen freien Tagen hatte Ciriaco Sforza. Der Mittelfeldspieler hat dem Spiel des FCK durch seine Rückkehr die nötige Stabilität gegeben. Wie groß der Stellenwert des Schweizers ist, lässt sich an den Reaktionen nach seinem kontroversen Interview ablesen. Jeder denke hier nur an sich, hatte Sforza geklagt und vom „FCK-Mief“ gesprochen. „Ich habe das bewusst gemacht. Ein paar sollten sich Gedanken machen. Viele Spieler haben das genauso gesehen.“ Offenbar auch Klubchef Jäggi. Er verzichtete darauf, Sforza zu bestrafen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false