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Sport: An den Nerven gescheitert Hammerwerfer Kobs und Diskuswerferin Dietzsch scheitern

Paris. Karsten Kobs hatte noch eine letzte Chance, aber eigentlich hatte er schon in dieser Sekunde verloren – schon vor seinem entscheidenden dritten Versuch in der Hammerwurf-Qualifikation.

Paris. Karsten Kobs hatte noch eine letzte Chance, aber eigentlich hatte er schon in dieser Sekunde verloren – schon vor seinem entscheidenden dritten Versuch in der Hammerwurf-Qualifikation. Kobs, der Weltmeister von 1999, hatte den Hammer bis dahin auf 75,21 m geschleudert, dann auf 74,80 m, und damit war er sechs Meter unter seiner Jahresbestleistung. Kobs stand vor dem Aus. Er stapfte nicht wie ein Kämpfer in den Ring, sondern wie einer, der schon weiß, dass er nichts mehr erreichen wird. Die Schultern hingen, er schleppte sich fast in den Ring. Sekundenlang blickte er wie versteinert, dann begann er zu schwingen. Nach drei Sekunden brach er ab. Er brachte im zweiten Anlauf den Hammer dann noch auf 75,55 m, aber Kobs hätte 76,56 m übertreffen müssen, um sich noch zu qualifizieren. Platz 17 für den Weltmeister von 1999, der deutsche Verband hatte seine erste große Enttäuschung. Die zweite Pleite folgte am Nachmittag. Mit Diskuswerferin Franka Dietzsch aus Neubrandenburg scheiterte ebenfalls eine Ex-Weltmeisterin. Mit 59,77 m in der Qualifikation verpasste sie den Finalvorkampf als 13. um zehn Zentimeter.

Kobs und Dietzsch waren Medaillenkandidaten im deutschen Team. „Ich wünschte mir, ich hätte zwei neue Knie und wäre zehn Jahre jünger, dann hätte alles anders ausgesehen. An ein Karriereende denke ich momentan dennoch nicht“, sagte Dietzsch. Doch sie hatte bereits über die gesamte Saison viele Probleme. Kobs hatte 2003 in Florenz zumindest den Europacup gewonnen. Und jetzt stand er da, dieser Koloss mit seinen 118 Kilogramm und stürmte an den Journalisten vorbei. Zwei Worte warf er ihnen hin: „Kein Kommentar.“

Ein Drama mehr in der Karriere des Karsten Kobs. Bei den Olympischen Spielen 2000 war er auch Medaillenkandidat, aber er kam nicht ins Finale. EM 2002: wieder scheitert Kobs an der Qualifikation. Nervensache. Karsten Kobs ist ein sensibler Hüne. Er ist jetzt 31 und sechsmaliger Deutscher Meister, aber er hat unverändert Versagensängste. Großereignisse können ihn lähmen. Schon die Rolle als Weltmeister überforderte ihn mitunter. Wie gestern in Paris.

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